1. tz
  2. München
  3. Stadt

„Wir ernten einfach selbst“: Diese Münchner versorgen sich selbst mit Lebensmitteln

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Julian Limmer

Kommentare

Dietlind Alber ist eine von rund 120 Hobby-Gärtnern im Rosengarten.
Dietlind Alber ist eine von rund 120 Hobby-Gärtnern im Rosengarten. © Markus Götzfried

Hühner, Honig, Hochbeete: Während die Preise im Supermarkt klettern, wollen sich immer sich mehr Menschen in der Stadt selbst versorgen. Wir stellen Ideen vor, wie jeder selbst aktiv werden kann.

Wer Salat Tag für Tag beim Wachsen zusieht, bekomme ein ganz neues Bewusstsein für Lebensmittel, sagt Dietlind Alber (57). Hinter jeder Pflanze stecke viel Arbeit. Alber ist eine von rund 120 glücklichen Stadt-Gärtnern, die beim Projekt „Essbare Stadt“ mitmachen. Im Rosengarten an der Isar (Sachsenstraße) bauen die Hobby-Gärtner Salat, Gemüse und Kräuter in eigenen jeweils zwei Quadratmeter großen Beeten an.

Der Vorteil: „Wir ernten einfach selbst – ohne weite Transportwege, ohne Verpackungsmüll,“ sagt Alber. Für Stadtmenschen mit grünem Daumen sei das ideal. Die Flächen für die Beete stellt die Stadt, verwaltet wird das Projekt von Green-City München. Bei dem Verein können sich Interessierte um eine Parzelle bewerben – für diese Saison sind jedoch bereits alle Plätze vergeben.

Kiwis aus München: Die gibt es im Garten von Anton Pollingers

In Anton Pollingers (62) Kleingarten in Sendling geht’s durchaus exotisch zu. Neben Radieserln und Zwiebeln, die er bereits ausgesät hat, will er heuer wieder Kiwis ernten. Dafür hat er vor einigen Jahren einen kleinen Kiwibaum gepflanzt – neben Birn- und Apfelbäumen.

Durch die Fülle an Obst und Gemüse, die bei ihm wächst, spart er sich im Sommer und Herbst häufig den Weg zum Supermarkt: „Wir können uns in diesen Monaten selbst mit Äpfeln, Birnen, Tomaten und Paprika versorgen“, sagt Pollinger, der auch Vorstand des Münchner Kleingartenverbands ist.

Derzeit gibt es in der Stadt rund 8700 Kleingärten von 85 Vereinen, bei denen sich jeder Münchner bewerben kann. Die Nachfrage ist riesig, die Warteliste lang: „Immer mehr Leute in der Stadt wollen einen Garten“, so Pollinger. Allein in den vergangenen zwei Jahren habe es 5000 Anfragen gegeben.

Vielfältig gestaltet Anton Pollinger die Beete in seinem Kleingarten
Vielfältig gestaltet Anton Pollinger die Beete in seinem Kleingarten © Oliver Bodmer

Eier aus der Stadt: Hühnerhaltung in München

Grüne Eier gibt‘s bei Claudia Gschwendtner-Roth (28) nicht nur zu Ostern. Eines ihrer rund 15 Hühner ist nämlich Grünleger – ein Huhn, das von Natur aus grüne Eier legt. Ja, das gibt es! Gschwendtner-Roth fasziniert neben der Vielfalt der Hühner auch, wie die Tiere untereinander agieren: „Sie sind total charmant und liebevoll.“

Ihr Hahn und ihre Hennen sind für sie ein wenig wie Familienmitglieder geworden. Seit rund 20 Jahren hält ihre Familie Hühner auf einem Hof im Münchner Norden. Damit gehören sie zu den rund 600 Geflügelhaltern in München – die meisten davon machen das als Hobby, heißt es vom Veterinäramt.

Bei Gschwendtner-Roths Familie steht das Tierwohl im Vordergrund: „Wir wollen einfach wissen, wo unsere Eier herkommen.“ Seither stehen Eier auf dem wöchentlichen Speiseplan der Familie ganz weit oben.

Claudia Gschwendtner-Roth mit ihren stolzen Hühnern
Claudia Gschwendtner-Roth mit ihren stolzen Hühnern © Marcus Schlaf

Fleißige Bienchen in Ramersdorf

Ohne sie gehe gar nichts, sagt Christoph Bruns (42). „Sie sind die Bestäuber für all die Stadtgärten in München.“ Bruns meint damit seine Bienen – seit rund sieben Jahren ist er Stadt-Imker: Neben eigenen Stöcken kümmert er sich auch um die Brummer der Kinder und Jugendfarm in Ramersdorf (Görzer Straße), wo Kinder erleben können, wie Honig entsteht. „Doch auch Erwachsene stehen oft mit offenen Mündern da, wenn sie sehen, was die Bienen leisten.“

Ein Volk besteht aus bis zu 65 000 Bienen. Streng hierarchisch! Oben steht die Königin, darunter die Arbeiterinnen. Die Drohnen, die männlichen Bienen, haben hingen nur wenig Einfluss. Ihre einzige Aufgabe: Die Königin befruchten, danach werden sie verstoßen. Die fleißigen Arbeiterinnen liefern Bruns hingegen bis zu 190 Kilo Honig – in guten Jahren! Verkauft wird er im Hofladen in der Görzer Straße.

Stolz im Schutzanzug: Christoph Bruns präsentiert ein Honigwabe mit seinen Bienen.
Stolz im Schutzanzug: Christoph Bruns präsentiert ein Honigwabe mit seinen Bienen. © Oliver Bodmer

Garteln in München: So können Sie aktiv werden

Lust auf Gartln? In München gibt es viele Möglichkeiten, aktiv zu werden. Die Krautgärten der Stadtgüter München bieten Gemüseparzellen zu unterschiedlichen Größen und Preisen in verschiedenen Stadtteilen – organisiert wird das Ganze vom Lernort Bio-Bauernhof Gut Riem. Infos unter: stadt.muenchen.de/infos/muenchner-krautgaerten. html. Auch im Gut Riem selbst lässt sich Landwirtschaft in der Stadt hautnah erleben.

Im Ökologischen Bildungszentrum (ÖBZ) in der Englschalkinger Straße 166 gibt es ebenfalls verschiedene Projekte, in denen Münchner selbst gärtnern können – zum Beispiel im 500 Quadratmeter großen Experimentiergarten, in dem Arbeitsgruppen gemeinsam Beeren oder Gemüse anbauen und Wissen austauschen. In und um München gibt es zudem mehrere Projekte von Solidarischer Landwirtschaft (SoLaWi), in denen Mitglieder teils selbst beim Gärtnern mit anpacken können – wie zum Beispiel in Neufarn.

Das wohl bekannteste Projekt in München ist das Kartoffelkombinat mit derzeit rund 2500 aktiven Mitgliedern. Die Idee: Man kauft sich in die Genossenschaft ein, wird Mitglied – und bekommt dafür jede Woche eine Kiste mit frisch geerntetem Gemüse direkt von Feldern rund um München. Infos unter kartoffelkombinat.de. Oder doch lieber eigene Hühner? Der Verein „Rettet das Huhn“ befreit Hennen aus Legebatterien und vermittelt sie an private Haushalte. Infos findet man unter rettet-das-huhn.de.

Auch interessant

Kommentare