Ein Jahr nach dem ersten Piks: Seniorin (101) berichtet vom neuen Alltag

Im Dezember 2020 wurden im Seniorenzentrum Unterföhring die ersten Bewohner gegen das Coronavirus geimpft. Der Besuch ein Jahr später zeigt: Sie haben gelernt, mit der Pandemie zu leben.
Ein Jahr ist es nun her: Am 27. Dezember 2020 wurde Theresia von der Grün das erste Mal gegen das Coronavirus geimpft. Die mittlerweile 101-Jährige war eine der Ersten in München, die die Spritze bekamen. „Und jetzt sind’s schon drei Impfungen“, sagt sie schmunzelnd. Und alle drei hat sie gut überstanden.
„Jeder muss mitmachen, was für einen bestimmt ist“, sagt von der Grün. Anfangs habe sie freilich noch gedacht, dass die Pandemie durch die Impfungen schneller endet. „Aber jetzt dauert sie leider länger.“ Unterkriegen lässt sich die Dame davon aber nicht.
Impfquote im Seniorenzentrum: 90 Prozent
Ihr Alltag im Seniorenzentrum Unterföhring hat sich auch nicht großartig verändert. Denn: Die Impfquote bei den 68 Bewohnern liegt bei 93 Prozent. 90 Prozent sind sogar schon geboostert. Alle Ungeimpften werden täglich getestet, um nicht isoliert werden zu müssen.

„Es hat sich alles eingespielt und ist normaler Alltag geworden“, schildert Pflegedienstleiterin Lidia Kovtun. Das war nicht immer so. Kovtun erinnert sich an den Tag der ersten Impfungen. 26 Bewohner bekamen im Wohnzimmer des Heims den Impfstoff verabreicht. Spannend sei das gewesen, weil es keine klaren Anweisungen gab. Manche Bewohner hatten Angst. Keiner wusste, wie er auf die Impfung reagiert. „Die Ärzte mussten mit vielen Senioren halbstündige Aufklärungsgespräche führen“, berichtet die Pflegerin. Dann ging es los. Die Folge: Leichte Schmerzen an der Einstichstelle – und ein Gefühl der Sicherheit.
Ganz normale Wünsche für die Zukunft
Danach gab es im Seniorenzentrum keinen Corona-Fall mehr. Im November zuvor waren sieben Senioren positiv getestet worden. Alle überstanden die Infektion glücklicherweise gut.

Für das Pflegepersonal war’s heuer deutlich erträglicher als noch 2020. „Wir wussten jetzt, was passiert“, erklärt Kovtun. Im Jahr zuvor war die Belastung vor allem zur Zeit der Ausgangssperre enorm. „Wir mussten alle selbst testen, die Bewohner betreuen und die Pflegequalität aufrechterhalten.“ Eine Prüfung, die das Team gemeinschaftlich gelöst hat. Keiner der 65 Mitarbeiter hat gekündigt.
Stattdessen geben sich alle große Mühe, das Beste aus der Lage zu machen. Ein Besuch zeigt, dass Corona hier zwar genauso gegenwärtig ist wie anderswo – aber nicht für schlechte Stimmung sorgt. Auf dem Baum vorm Eingang stehen auf großen Sternen ganz gewöhnliche Wünsche der Senioren geschrieben: etwa Gesundheit und Süßigkeiten ohne Ende. Theresia von der Grün wünscht sich, dass es ihr weiter gut geht – und das Wetter könnte endlich besser werden…