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„Sie wollen Geld“: Jugendbanden sorgen für Schrecken in München – neue Studie gibt Einblicke

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Von: Julian Limmer

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Polizeifahrzeug
Am S-Bahnhof in Icking sind in der Nacht auf Sonntag zwei Jugendliche von einem bislang unbekannten Mann attackiert worden. Ein 16-Jähriger erlitt laut Polizei eine Platzwunde am Hinterkopf. © Symbolfoto/Carsten Rehder

Sie handeln mit Drogen, erpressen Gleichaltrige: Jugendbanden treiben auch in München ihr Unwesen. Eine neue Studie gibt Einblicke in die Strukturen der Banden.

München – Untersucht wurden Gruppen in den Städten München, Augsburg und Nürnberg sowie im Umland. Sie alle traten 2021 polizeilich in Erscheinung. In München stand dabei eine Jugend-Bande im Fokus, die in Laim aktiv ist. Von der Gang und ihren damals 32 Mitgliedern gingen 124 nachweisliche Straftaten alleine im Jahr 2021 aus. „Ihr Ziel ist es, möglichst schnell Geld zu machen“, sagt Michael Laumer vom Landeskriminalamt (LKA), der die Studie betreute.

Dabei gehen die Bandenmitglieder äußerst brutal vor. Eine ihrer Maschen: räuberische Erpressung. Die Gruppen bedrohten dabei meist Gleichaltrige, teils sogar mit dem Tod, damit sie ihnen ihre Kleidung oder Wertsachen geben. Daneben spielten bei den untersuchten Gruppen aller Städte auch Verbrechen wie Drogenhandel, Gewaltdelikte oder Einbrüche eine Rolle.

Münchner Jugendbanden sorgen für Schrecken in Stadtviertel – neue Studie veröffentlicht

In München sind im Jahr 2021 neben der Bande in Laim noch drei weitere Gruppen aufgefallen: Sie agierten primär in den Stadtvierteln Neuhausen, Neuperlach und Berg am Laim. Ob es weitere Banden gibt? Das kann Laumer nicht ausschließen.

Er geht davon aus, dass sich die Strukturen der Gruppen ähneln. Auffällig: Die Mitglieder sind fast alle männlich. 2021 gab es in der Laimer Bande nur ein aktives weibliches Mitglied. Und: Die Jugendlichen waren überwiegend zwischen 16 und 18 Jahre alt. Ihr Motiv: „Statuserhöhung, Prestigegewinn und Gruppenzugehörigkeit“, sagt Laumer. Die überwiegende Zahl der Täter komme aus prekären Verhältnissen, ihre schulischen Leistungen seien schwach. Den einzigen Weg, schnell an Geld zu kommen, sähen sie in der Kriminalität. Das Problem trifft nicht nur ärmere Schichten, so Laumer: „Ein sehr kleiner Teil der Mitglieder lässt sich als Wohlstandsverwahrloste bezeichnen.“ Also Jugendliche aus gut situierten Haushalten, die jedoch wenig Zuwendung erfahren haben.

Wie stark sich die Gewalttaten der Banden 2022 fortsetzten, lasse sich noch nicht abschließend sagen – in der ersten Jahreshälfte zeichnete sich eine rückläufige Tendenz ab. Dennoch: „Das Problem bleibt“, sagt Laumer. J

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