Eltern empört: Gemeinde Unterhaching will Schaufeln, Bobbycars und Sandformen entfernen

Die Spielzeuge auf den Kinderspielplätzen in Unterhaching sind jetzt zum Zankapfel geworden. Die Eltern wollen sie dort belassen, damit alle damit spielen können. Aber das missfällt der Gemeinde.
Unterhaching – Ein Traktor für alle – Alle für einen Bulldog! Diese Realität auf Unterhachinger Spielplätzen ist in Gefahr. Lange blieben Spielsachen hier für alle Kinder auf den Plätzen liegen. Eltern sparten Geld, Kinder hatten Abwechslung, Alters- und Einkommensunterschiede verloren an Bedeutung. Vergangene Woche standen Eltern auf verschiedenen Spielplätzen plötzlich schockiert vor einer Ankündigung der Gemeinde: Bis 28. Februar sollen die Spielsachen entfernt werden. Begründung: „Möglichst hoher Spielwert und Inklusion.“
Eltern frustriert: „Alles muss nach Din und Vorschrift sein“
Die Ankündigung sorgt für Unverständnis. In der Facebook-Gruppe „Unterhachinger Dorfgeflüster“ diskutieren User die Maßnahme. „Eltern, die nichts haben, bedanken sich, und kommen zu unserem Spielplatz damit ihre Kinder spielen können“, schreibt eine Userin. Seit acht Jahren funktioniere der Schaufelsozialismus auf ihrem Spielplatz an der Isartalstraße gut – alle teilen, alle sorgen für Ordnung, alle profitieren. „Warum müssen denn immer die Kinder zurückstecken? Was hat das mit Inklusion zu tun?“, fragt sie.
Für viele ist die Causa klar: kinderunfreundliche Gemeinde, übertriebene Bürokratie, menschenferne Verwaltung. „Das ist wieder mal so typisch deutsch! Alles muss nach DIN und Vorschrift sein“, schreibt ein User. Die Gemeinde hingegen sieht die Spielplatzordnung in ihrer Pflicht. „Unsere öffentlichen Spielplätze unterliegen Vorschriften und Normen und der Aufsicht der Gemeindeverwaltung. Wir nehmen diese Verantwortung sehr ernst und hoffen auf Ihr Verständnis.“
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Haftung und Inklusion
Es geht bei der geplanten Spielzeugentfernung mehr um Haftung als Inklusion. Selbst mit einem Hinweis „Eltern haften für ihre Kinder“, wäre die Gemeinde nicht von ihrer Haftung befreit. Der Frust der Eltern ist dennoch groß: „Als gäb es keine anderen Probleme. Sachen teilen ist nachhaltig und sozial und würde auch funktionieren, wenn alle einen Zentimeter mitdenken und zammhelfen“, schreibt eine Userin. Auf der einen Seite gehe die Gemeinde gegen Spielzeug vor, auf der anderen Seite würden Partyverwüstungen am Ortsrand mit Flaschen, Scherben, Kondomen und Müll toleriert.
Einige Diskussionsteilnehmer berichten über Spielplätze anderer Gemeinden, auf denen Kisten aufgestellt wurden, um Sicherheit und Ordnung zu garantieren. „Ich kenne es vom Spielplatz bei meiner Nichte. Da hat die Gemeinde eine Streugutkiste mit Deckel aufgestellt. Die Familien räumen wieder auf“, berichtet eine Userin.
Gemeinde dialogbereit
Die Gemeinde gibt sich dialogbereit. Eine Spielkiste sei eine denkbare Lösung. „Wir wollen doch, dass die Kinder Spaß haben auf dem Spielplatz. Und dennoch werden wir die angekündigte Räumung auch durchführen. Damit ist die Gefahr behoben.“
Wie der Spielplatzkrimi nach Dienstag weitergeht ist offen. An der Isartalstraße hat die Userin ihr „geliebtes Spielzeug“ jedenfalls erstmal „in Obhut“ genommen, bis sich eine Einigung mit der Gemeinde findet.
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