Endlich wieder besser hören: LMU-Spezialisten machen schwerhörigen Patienten Mut

Bei einem kostenlosen Info-Abend am Mittwoch, 29. November, im Pressehaus von Münchner Merkur und tz erklären HNO-Spezialisten des LMU Klinikums, wie schwerhörige Patienten wieder viel Lebensqualität und Lebensfreude zurückgewinnen können.

Im Kampf gegen die Volkskrankheit Schwerhörigkeit machen die HNO-Spezialisten des LMU Klinikums den Patienten Mut: „Es gibt heutzutage für jede Schwerhörigkeit eine Lösung bzw. einen vielversprechenden Therapieansatz. Heute muss - bis auf ganz wenige Ausnahmen - kein Mensch mehr taub sein. Zwar erreichen die Patienten vielleicht nicht mehr dasselbe Hörvermögen wie vor ihrer Erkrankung, aber sie können dank der enormen Fortschritte der modernen Spitzenmedizin wieder sehr viel Lebensqualität und Lebensfreude zurückgewinnen“, erklärt Professor Dr. Dr. Martin Canis, Direktor der HNO-Klinik des LMU Klinikums.
So melden Sie sich für den kostenlosen Info-Abend an
Gemeinsam mit seinem Spezialistenteam klärt Prof. Canis am Mittwoch, 29. November, bei einem Info-Abend im Pressehaus von Münchner Merkur und tz über den neuesten Stand der HNO-Medizin auf. Für die Veranstaltung unter dem Motto „Endlich wieder besser hören“ kann man sich kostenlos Plätze reservieren unter der Telefonnummer (098) 5306-222. Beginn ist um 18.30 Uhr, Einlass ab 18 Uhr.
Spitzenmedizin im Kampf gegen Schwerhörigkeit weit vorangekommen

Die ermutigende Analyse des Klinikdirektors teilt auch sein Stellvertreter Privatdozent Dr. John-Martin Hempel. „Die Hörgeräte werden immer besser. Die technische Entwicklung ist inzwischen so weit vorangeschritten, dass die allermeisten unserer Patienten damit gut zurechtkommen. Das hat auch dazu geführt, dass Hörgeräte heute viel seltener in der Schrankschublade verschwinden als früher“, berichtet der erfahrene HNO-Chirurg.
Cochlea-Implantate helfen, wenn herkömmliche Hörgeräte nicht mehr ausreichen

Doch damit sind die modernen Therapiemöglichkeiten der HNO-Spezialisten noch längst nicht ausgereizt. „Wenn ein optimal angepasstes Hörgerät nicht mehr hilft, dann kann ein Cochlea-Implantat (CI) eine hocheffektive Lösung sein“, erklärt PD Dr. Hempel. Bei einem CI handelt sich um eine elektronische Hörhilfe. „Damit umgehen wir die feinen Strukturen des Innenohrs, die im Rahmen einer Altersschwerhörigkeit oder allgemeinen Schwerhörigkeit defekt sind. Das CI ermöglicht es, den Hörnerv direkt zu stimulieren.“
Fantastischer Mehrwert für Patienten, ihre Angehörigen und Freunde
Die Entwicklung des Cochlea-Implantats ist zwar bereits mit einer Auszeichnung gewürdigt worden, aber eigentlich hätte diese medizinische Innovation nach Einschätzung vieler HNO-Mediziner den Medizin-Nobelpreis verdient. „Der Wert des CI wird deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass es ein Sinnesorgan ersetzt. Das CI ermöglicht es dem Patienten, dass er wieder Sprache verstehen und aktiv an der Kommunikation teilnehmen kann. Das ist ein fantastischer Erfolg und Mehrwert für den schwerhörigen Patienten selbst, aber auch für seine Angehörigen, Freunde und Gesprächspartner“, betont HNO-Spezialist Hempel.
Neu hören mit dem Cochla-Implantat: Training ist ganz wichtig
Zwar erreichen die Betroffenen mit einem CI nicht dasselbe Hörvermögen wie vor ihrer Erkrankung, und wie stark sie davon profitieren, ist von Mensch zu Mensch verschieden. „Es handelt sich nicht um ein Hörgerät, sondern um eine Prothese. Man kann damit die beschädigten feinen Strukturen des Innenohrs nicht ersetzen, deshalb ist ein Hören über das Implanat immer ein Kompromis“, erläutert PD Dr. Hempel. Aber ein normales Gespräch in ruhiger Umgebung ist in fast allen Fällen wieder drin. Der Schlüssel dazu: Man muss das Hören mit dem CI fleißig trainieren und erst damit richtig vertraut werden. Der Hintergrund: Wir hören eigentlich nicht mit den Ohren, sondern mit dem Gehirn. Und das muss erst wieder darauf gebrieft werden, den neuen Informationsprozess zu verarbeiten.
Cochlea-Implantat: So läuft die Operation
Bei dem Eingriff wird eine Elektrode in die Hörschnecke eingebracht. Es handelt sich heutzutage um eine Routine-Operation mit einer sehr geringen Komplikationsrate. Allerdings müssen die Spezialisten sehr sorgfältig und vorsichtig arbeiten. „Die Herausforderung besteht nicht so sehr im Einführen der Elektrode allein. Von entscheidender Bedeutung ist, dass wir die Strukturen im Ohr möglichst gut erhalten. Dies beeinflusst die Qualität der OP enorm. Je besser uns der Strukturerhalt gelingt, desto besser das Ergebnis für den Patienten“, weiß PD Dr. Hempel. Für ein Höchstmaß an Präzision wird am LMU Klinikum auch ein OP-Roboter eingesetzt.
Nach dem Eingriff in Vollnarkose, der etwa eineinhalb Stunden dauert, bleibt der Patient in der Regel zwei bis drei Nächte in der Klinik. „Lokale Schmerzen treten nur äußerst selten auf“, sagt PD. Dr. Hempel. Allerdings kann es zu einem vorübergehenden Drehschwindel kommen. „Dieser verflüchtigt sich aber in der Regel nach zwei bis drei Tagen wieder, nur in seltenen Fällen halten diese Beschwerden auch mal bis zu etwa zehn Tagen an.“ Der Schwindel entsteht dadurch, dass bei dem Eingriff das Gleichgewichtsorgan gereizt werden kann.“
„Man kann sich die Herausforderung vom Prinzip her vorstellen wie bei einem Patienten mit einer Beinprothese. Er muss erst lernen, damit zu laufen. So ähnlich ist es auch bei einem CI. Man muss eben lernen, damit zu hören“, berichtet PD Dr. Hempel, der mit seinen Kollegen vom LMU Klinikum über viel Erfahrung beim Einsetzen von Cochela-Implantaten gehört. Das LMU Klinikums zählt zu den größten Spezialistenzentren für diesen Engriff in Deutschland.
Für diese Patienten kommt ein Cochlea-Implantat infrage
Ein CI kommt für Patienten infrage, die irgendwann trotz eines vom Akkustiker perfekt eingestellten Hörgräts nicht mehr genug verstehen. Als Faustregel gilt: „Ein CI ist sinnvoll, wenn man trotz eines optimierten Hörgeräts bei einem normalen Schallpegel von 65 Dezibel weniger als 60 Prozent der einsilbigen Wörter versteht“, sagt PD Dr. Hempel. „Man kann nicht garantieren, dass man mit einem CI dann wieder alles versteht, aber man hört wieder viel besser.“
Spezialisten des LMU Klinikums raten: Bei Schwerhörigkeit frühzeitig zum HNO-Arzt

Für schwerhörige Patienten sei es wichtig, sich rechtzeitig bei einem HNO-Spezialisten vorzustellen, rät PD Dr. Hempel. „Weil man sich an das Hören mit einer Hörhilfe immer erst gewöhnen muss, ist es hilfreich, sich frühzeitig dieser Herausforderung zu stellen. „Anfangs kompensieren wir den Hörverlust noch ganz gut, aber wir unterscheiden gar nicht mehr so gut zwischen Störschall und Nutzschall. Das bedeutet: Man entwöhnt sich immer mehr von Störgeräuschen - und reagiert dann irritiert, wenn man mit einem Hörgerät nicht nur Sprache, sondern auch Neben- bzw. Alltagsgeräusche wieder ungewohnt laut wahrnimmt, beispielsweise das eigene Kauen oder das Fallen einer Gabel.“
HNO-Experten des LMU-Klinikums: Viel Know-how auch in der Mittelohr-Chirurgie

Neben dem Einsetzen von Cochlea-Implantaten sind die HNO-Spezialisten des LMU Klinikum auch auf Eingriffe am Mittelohr spezialisiert, beispielsweise um Entzündungsprozesse zu behandeln bzw. das dadurch beschädigte Mittelohr zu sanieren. Kindern, die beispielsweise ohne Gehörgang zur Welt kommen, kann ein Mittelohr-Implantat helfen, trotzdem zu hören.
Hilfe bei gutartigen Tumoren am Hörnerv
Auch Patienten mit einem Tumor am Hörnerv können die Experten helfen. So ist neben der Entfernung dieser sogenannten Vestibularisschwanome - auch Akustikusneurinome genannt - heutzutage auch die Versorgung mit einem sogenannten Hirnstammimplantat möglich. Es wird direkt an den Hörbahnen des Gehirns angeschlossen und umgeht damit den Hörnerv, der durch den Tumor zerstört worden ist. Wichtig in diesem Zusammenhang: Ein Vestibularisschwannom ist ein gutartige Tumor, der nur in den allerseltesten Fällen Metastasen bildet. Operationen zur Entfernung solcher Tumoren führen die HNO-Spezialisten in Zusammenarbeit mit den Neurochirurgen des LMU Klinikums durch.