Andere Betriebe könnten mit ihrem Handwerker-Ausweis wenigstens im ganzen Stadtgebiet parken. Für seine kleine Werkstatt sei mit den 720 Euro aber nur eine Parklizenz auf der Theresienhöhe bezahlt. Und das, wo immer mehr Parkplätze den Schanigärten weichen müssten.
Josef Schreiner rief bei der Stadt an, um sich zu beschweren: „Ich habe gesagt, ich will doch keinen ganzen Straßenzug kaufen, nur eine kleine Parklizenz.“ Es half nichts. Die Wut ist groß auf die Politiker. „Wir sind nicht die Melkkuh der Stadt! Wir zahlen eh schon Gewerbesteuer wie die Staatsoffiziere“, schimpft der 54-Jährige.
Grünen-Stadträtin Gudrun Lux hatte die Preiserhöhung für Handwerker und Gewerbetreibende vor dem Beschluss im Januar als „folgerichtig“ im Rahmen der Debatte um die Verkehrswende bezeichnet. Da öffentlicher Raum in München rar sei, müsse man eben an allen Stellschrauben drehen. Und: Die Handwerker könnten die Kosten ja steuerlich absetzen. Schon auf Social Media wurde die Entscheidung heiß diskutiert.
Aber müssen auch normale Anwohner in München bald deutlich mehr für ihre Parkausweise zahlen? Seit 1993 wurde die Gebührenobergrenze in Bayern nicht verändert – eine Lizenz kostet in München 30 Euro pro Jahr.
Gestern meldete sich das Bayerische Innenministerium zu Wort. „Wir planen, in Kürze einen Umsetzungsvorschlag zu den Gebühren für Bewohnerparkausweise und zu den Parkgebühren auf den Weg zu bringen.“ „Bald“ werde Bayern einen Vorschlag vorlegen, wie teuer Parken künftig sein soll.
1993
Seit 1993 wurde die Parkgebührenobergrenze in Bayern nicht verändert.
Bis dahin ist München in der Warteposition. Das Mobilitätsreferat teilte gestern mit: „Erst wenn die Vorgaben des Freistaats vorliegen, kann das weitere Vorgehen im Stadtrat beschlossen werden.“ In den Fraktionen wird bereits über eine Umsetzung diskutiert.
Nikolaus Gradl, verkehrspolitischer Sprecher der SPD/Volt: „Wir können uns eine Staffelung der Anwohnerparkausweise nach der Fläche der in Anspruch genommenen öffentlichen Fläche vorstellen.“ Von den Rathaus-Grünen/Rosa Liste hieß es gestern, sie bedauerten, dass es zeitgleich zur Erhöhung der Gebühren für Gewerbetreibende noch keine „adäquate“ Erhöhung der Anwohnerparkgebühren gab. „Wir haben aber Grund zur Annahme, dass diese Blockade im Laufe des Jahres 2022 überwunden werden wird.“
Ein Parkausweis für die 62 Parklizenzgebiete in München kostet aktuell 30 Euro pro Jahr. Ein Gutachten im Auftrag des Münchner Verkehrsverbundes, der Verkehrsgesellschaft und der Stadt München empfiehlt eine Verzehnfachung der Parkgebühren. Platz in München ist knapp und kostet: Ein Parkaufschlag für SUV-Fahrer sorgte schon für Diskussionen. (kv, ast)