Fall Sonja Engelbrecht: Führt diese Spur zu ihrem Mörder?

Vor einem Jahr hat die Polizei die sterblichen Überreste von Sonja Engelbrecht gefunden. Die 19-jährige Münchnerin verschwand 1995. Nun ist klar, dass sie Opfer eines Sexualverbrechens wurde. Um den Täter zu finden, wenden sich die Ermittler erneut an die Öffentlichkeit.
Das entscheidende Fundstück ist zwei Meter lang und 1,20 Meter breit: Reste einer alte Wolldecke in den Farben Blau und Schwarz. Ein markantes Blumenmuster ziert spiegelverkehrt Vorder- und Rückseite. Erkennt jemand diese Decke? Oder weiß, wer mal ein solches Stück besessen hat? Darauf hofft die Polizei. Denn: Der Leichnam von Sonja Engelbrecht war in diese Decke eingewickelt - sie könnte die Ermittler auf die Spur des Mörders bringen. Auch deshalb ist der Fall der Münchnerin, die zuletzt am 11. April 1995 am Stiglmaierplatz lebend gesehen wurde, erneut Thema bei Aktenzeichen XY... ungelöst. Das ZDF strahlt die TV-Sendung am 1. März um 20.15 Uhr aus.

Seit nunmehr 28 Jahren versucht die Mordkommission zu klären, was mit Sonja Engelbrecht passiert ist. Ihre sterblichen Überreste wurde im März 2022 in einem Waldstück nahe Kipfenberg, im Altmühltal nördlich von Ingolstadt, gefunden. Chef-Ermittler Stephan Beer nennt das einen absoluten Erfolg für die Polizei. Sie rückte damals mit einem Großaufgebot, mit Spürhunden und Fachkräften der Höhenrettung in dem unwegsamen wie weitläufigen Waldgebiet an. Zuvor war ein Oberschenkelknochen gefunden worden, der per DNA-Analyse Engelbrecht zugeordnet werden konnte. Fachleute nennen das einen Kreuztreffer.

Nun gibt die Polizei erstmals preis, was sie genau in einer Felsspalte in diesem Wald vorfand. Laut Beer waren die Überreste von Sonja Engelbrecht in mehreren Müllsäcken und Folien eingepackt. „Deren Analyse ergab, dass diese zuvor bei Bau- und Renovierungsarbeiten verwendet worden waren.“ Laut Beer fand sich Farbe an den Folien und an dem Klebeband. Für die Ermittler ist es daher naheliegend, dass der Täter im Jahr 1995 entweder privat renoviert oder gebaut hat oder aber beruflich in dieser Branche tätig war. Zudem geht die Polizei davon aus, dass er vor 28 Jahren einen Ortsbezug zu Kipfenberg oder der Region Ingolstadt/Eichstätt hatte. Er muss das abgelegene Waldstück und die Felsspalte gekannt haben. „Dort kommt kein Wanderer hin, kein Pilzsammler“, sagt Beer.

Der Mordkommission wurde mit dem Fund im März 2022 zudem der Verdacht bestätigt, dass Sonja Engelbrecht mutmaßlich Opfer eines Sexualverbrechens geworden ist. Zwar entdeckte man in dem Waldstück einen Großteil des Skeletts der 19-Jährigen, auch ihren Schmuck und ihren Nasenring - es wurde aber keine Kleidung in der Felsspalte gefunden. Das heißt: Der Leichnam der 19-Jährigen war nackt, als er dort abgelegt wurde. Die Polizei geht davon aus, dass damals ein einzelner Täter am Werk war. Jemand, der es geschafft hat, den rund 55 Kilogramm schweren Frauenkörper mehrere hundert Meter weit durch das unwegsame Waldgelände zu tragen. Nach wie vor laufe laut Beer die spurentechnische Analyse: Angaben zu deren Erkenntnissen machte er nicht. Er hofft mit seinem Team darauf, dass die neuen Informationen und vor allem die Decke Erinnerungen wachrufen. Sollte jemand ein ähnliches Stück besitzen, würde die Polizei es gern zu Vergleichszwecken nutzen. Sie ist unter Telefon 089/29 100 für Hinweise zu erreichen.