Die SPD-/Volt-Fraktion im Stadtrat will dennoch an der Planfeststellung für den Tunnel München-Nord festhalten. „Die Zahl der angeblich zu fällenden Bäume ist reine Spekulation“, sagt der Fraktionsvorsitzende Christian Müller (SPD). Noch sei überhaupt nicht klar, wie der Tunnel letztendlich gebaut würde. Man müsse sowohl die Interessen der Anwohner als auch die des Umweltschutzes und der örtlichen Unternehmen berücksichtigen, sagt Müller. Ein Tunnelbau müsse jedoch so erfolgen, dass Menschen, Stadtbezirk und Natur so wenig wie möglich beeinträchtigt würden.
Die Grünen im Stadtrat sehen das Projekt kritischer: „Wenn tatsächlich so viele Bäume fallen müssten, wäre dies ein weiteres gewichtiges Argument gegen diese Tunnelplanung“, sagt der Grünen-Fraktionschef Florian Roth. Denn: Für die Zeit, bis die Bäume nachwachsen, sei der Bau „ein Schaden für die Menschen und für viele Tiere“. Die Grünen wollen sich lieber auf den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs im Münchner Norden konzentrieren. Er stellt aber klar: Das Tunnel-Thema – das am Montag auch im Koalitionsrat diskutiert wurde – sei kein Grund, um die Zusammenarbeit insgesamt infrage zu stellen. Vermutlich wird das Projekt im Juni im Stadtrat behandelt.
In der Vergangenheit haben auch Anwohner gegen das Projekt protestiert. Einer davon ist der Student Philipp B. (21). Er ist in der Umgebung aufgewachsen, hat oft in dem Park gespielt: „Wenn jetzt so viele dieser Bäume verschwinden, fände ich das krass!“ Weiterer Protest ist zu erwarten.
Der Tunnel ist in erster Linie dazu gedacht, das Forschungs- und Innovationszentrum „FIZ Future“ von BMW an die Autobahn A99 anzubinden. Dort sollen nämlich bis 2050 rund 15 000 neue Arbeitsplätze entstehen. Die regierende Rathaus-Koalition geht beim Thema ausnahmsweise getrennte Wege. So lehnen die Grünen aus Naturschutzgründen eine Tunnellösung ab. Der Regierungspartner SPD muss sich daher andere Mehrheiten suchen, damit die Stadt die vertiefte Planung für den Tunnel einleiten kann. Dabei ist davon auszugehen, dass die SPD die Planung mit CSU, FDP und Freien Wählern auf den Weg bringen wird.
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