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Riesen-Bauplan für Feldmoching: Platz für ein ganzes Viertel

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München ist voll von Baustellen (wie im Foto unten an der Boschetsrieder Str.). Bald folgt ein Riesen-Projekt in Feldmoching. © Schlaf Marcus

München sucht händeringend nach Platz für neue Wohnungen. Viele Flächen gibt es nicht mehr – in Feldmoching wäre allerdings noch Platz. Die Stadt hat sich dort jetzt 900 Hektar als potenzielles Bauland reserviert. Ein riesiger neuer Stadtteil könnte entstehen – auch wenn bis dahin noch Jahre vergehen dürften…

München - Lange galt Freiham als Europas größte Entwicklungsfläche. Ein Titel, den sich München inzwischen selbst weggeschnappt hat, denn lange bevor der neue Stadtteil fertig ist, entsteht schon das nächste Großprojekt: Im Nordosten der Stadt – zwischen Englschalking, Daglfing und Dornach – gibt es noch 600 Hektar unbebautes Land innerhalb der Stadtgrenzen. 30.000 Münchner sollen dort einmal wohnen, in Freiham werden es wohl 20.000 sein.

Aber selbst diese beiden Großprojekte werden nicht ausreichen, um den Zuzug bewältigen zu können. Von derzeit 1,54 Millionen Menschen dürfte die Stadt bis 2030 auf mehr als 1,8 Millionen Einwohner anwachsen. Daher hat das Rathaus nun neuerlich mit einer „städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme“ reagiert. Rund um Feldmoching, nördlich der Fasanerie sowie östlich der Siedlung Ludwigsfeld haben die Planer 900 Hektar im Blick.

Das Instrument einer städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme erleichtert Neubauprojekte in großem Stil, vor allem den Erwerb von Grundstücken. In der offiziellen Mitteilung von OB Dieter Reiter (58, SPD) heißt es: „Die Sicherung von Flächen für Wohn- und Arbeitsstätten mit dazugehöriger Infrastruktur steht ebenso im Fokus wie Schutz und Schaffung von qualitätsvollen Freiräumen und Erholungsflächen für die Münchner Bevölkerung.“ Bis zum Sommer will der Stadtrat beschließen, mit den Mega-Planungen zu beginnen.

Für Grundstücksbesitzer hat die Bekanntmachung schon jetzt Folgen: Die Bodenpreise werden eingefroren. Der Bodenwert nimmt zwar an der konjunkturellen Entwicklung teil, planungsbedingte Wertsteigerungen würden jedoch ausgeschlossen und Spekulation eingedämmt, heißt es vom Planungsreferat.

Markus Auerbach (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses (BA) Feldmoching-Hasenbergl, kann noch nicht absehen, was genau geplant ist. Die Vorgaben seien in einem nebulösen Stadium. Auerbach: „Die Entwicklungsmaßnahme erstreckt sich auf unbebaute Flächen.“ Der BA halte außerdem an seiner Forderung nach einem Tunnel von der Schleißheimer Straße zur Autobahn sowie der Untertunnelung von drei Bahnübergängen fest. Auerbach plädiert dafür, dass mit der Bevölkerung nun ergebnisoffen gesprochen wird. Offenbar soll Ende März eine Bürgerversammlung stattfinden. 

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Das Planungsgebiet von oben.

Das sagen die Anwohner zu den Plänen

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© Götzfried

Baut lieber höhere Häuser in der City!

Gut finde ich prinzipiell schon mal, dass die Stadt die Preise gedeckelt hat, damit es keine Spekulationen gibt. Und dass eine Bürgerversammlung geplant ist, bei der es um die genaueren Pläne gehen soll. Das muss man erst mal abwarten. Allerdings wird durch das Bauprojekt wieder einmal viel Freifläche zerstört. Ich fände es viel schlauer, im Stadtgebiet höher zu bauen. Wir sind nun mal eine Großstadt – und es ziehen immer mehr Menschen her. Da ist so eine Regelung, nicht höher als die Türme der Frauenkirche zu bauen, völlig aus der Zeit gefallen. Die Grünflächen hier draußen sind für den Luftaustausch wichtig. Und die Stadtmenschen können sich hier draußen erholen. 

Wolfgang Seebauer (69), Taxifahrer aus der Fasanerie

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Anneliese Peter-Meier © Götzfried

Zu wenig Grün, kein Parkplatz

Ich finde es unmöglich, dass alles bebaut wird! Bei uns im Hasenbergl werden zwischen den Häusern sowieso schon Blöcke reingebaut. Da bleibt keine Grünfläche übrig – und Parkplätze findet auch keiner mehr. Wenn man sich beschwert, heißt es: „Wenn’s euch nicht passt, dann zieht doch nach Grünwald!“ Das Gebiet zwischen Feldmochinger und Fasanerie-See ist ja auch so beliebt, weil es nicht so zugebaut ist. Was in Feldmoching noch fehlt, ist ein Altenzentrum. Das sollte eingeplant werden. Und für das Wohngebiet wünsche ich mir eine gute Mischung aus Sozialwohnungen, Reihenhäusern und kleinen bezahlbaren Wohnungen für junge Leute – damit die Aufteilung zwischen den Bevölkerungsschichten stimmt. 

Anneliese Peter-Maier (70), Rentnerin, Hasenbergl

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Mohammed Kushal Khan © Götzfried

Schulen & Kitas müssen her

Ich finde es toll, wenn Wohnungen gebaut werden. Meine beiden Töchter wollen ausziehen. Wir suchen jetzt aber schon seit einem Jahr nach Wohnungen für sie. Wenn hier so viele Menschen neu herziehen, braucht es auf jeden Fall auch mehr für die Kinder. Unsere Schulen werden dann auch aus allen Nähten platzen. Das sollte die Stadt unbedingt einplanen. Und mehr Kindergärten brauchen wir. Auch Einkaufsmärkte fehlen hier bisher noch. Da ist unser Viertel jetzt schon unterversorgt.

Mohammad Khushal Khan (54), Imbissverkäufer in Feldmoching

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