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Münchens Norden wehrt sich gegen Zuglärm

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Aktionskreis contra Bahnlärm: Stefanie Bartle (links) und ihre Mitstreiter fürchten die Pläne zur Feldmochinger Kurve. Jantz
Aktionskreis contra Bahnlärm: Stefanie Bartle (links) und ihre Mitstreiter fürchten die Pläne zur Feldmochinger Kurve. © Jantz

München - Die Reaktivierung der sogenannten Feldmochinger Kurve für Güterzüge treibt die Bürger im Münchner Norden um. Jetzt formiert sich Widerstand.

Der Anlass ist ein harmloses Gleis in der Lerchenau. Von Osten kommend, dreht es Richtung Norden und endet beim Gelände der Firma Scherm Logistik im Nirgendwo. Doch das soll nicht so bleiben. Die Bahn plant das Gleis bis zur nahegelegenen Strecke zwischen Feldmochinger Bahnhof und Münchner Rangierbahnhof zu verlängern. Dann müssten nach Osten fahrende Züge nicht mehr umständlich am Rangierbahnhof die Richtung wechseln, sondern könnten vom Norden kommend gleich weiterfahren.

Diese sogenannte Feldmochinger Kurve beschäftigt Bewohner und Politiker des 24. Stadtbezirks spätestens seit 2015. Sie war auch der Anlass, dass einige Lerchenauer heuer den Verein Aktionskreis contra Bahnlärm (A.c.B.) gründeten. Dessen Ziel ist es, die Lärmbelastung durch den Zugverkehr im Münchner Norden zu verringern. Die Reaktivierung der Feldmochinger Kurve ist ihnen dabei ein besonderer Dorn im Auge. „Die Belastung durch den Güterverkehr durch die Lerchenau und Feldmoching wird noch einmal deutlich steigen“, vermutet Stefanie Bartle, Vorsitzende des A.c.B. Durch den Gleisschluss, so die Befürchtung, könnten weitaus mehr Züge als bisher pro Tag durch die Lerchenau rattern. Das Problem vor Ort: Es gibt für die Anwohner keinen Lärmschutz. Um auf die Not der Bürger hinzuweisen, demonstrierte der Verein am Samstag in der Lerchenau.

Der A.c.B. wollte konkret darauf aufmerksam machen, dass noch immer keine verbindlichen Informationen vorliegen, wie, wann und in welchem Umfang die Feldmochinger Kurve reaktiviert werden soll. „Mithilfe der Demo wollen wir den Druck etwas erhöhen“, sagt Stefanie Bartle. Schon im Oktober 2014 bat der Stadtrat die Verwaltung, Vor- und Nachteile der Feldmochinger Kurve darzulegen. Dabei sollte auch der Lärmschutz eine Rolle spielen. Das Papier gibt es bis heute noch nicht.

Die Bahn kann nämlich bislang keine konkreten Zugzahlen für den dann eventuell reaktivierten Streckenabschnitt nennen. Die Prognose des Bundesverkehrswegeplanes sieht bis zum Jahr 2025 täglich etwa 18 Züge vor, die über die Feldmochinger Kurve fahren könnten. Der Güterzugverkehr sei jedoch stark von Bestellungen seitens der Wirtschaft abhängig, so ein Sprecher. Das mache eine konkrete Vorhersage unmöglich. „Es gibt aber keinerlei Grund zu der Annahme, dass die Güterzugzahlen in diesem Abschnitt deutlich ansteigen.“

Der Aktionskreis contra Bahnlärm beobachtet die Anzahl der Züge vor Ort genau. Werktags seien es derzeit 30 bis 37 Stück, am Wochenende 15 bis 20. Entlang der Strecke von der Lerchenau nach Feldmoching fehlen jegliche Lärmschutzmaßnahmen. Einige Häuser stehen nur wenige Meter vom Gleis entfernt. Stefanie Bartle wohnt mit ihrer Familie zwar ein Stück entfernt. Nachts bei offenem Fenster aber „ist es, als würde der Zug durch unser Schlafzimmer fahren“, sagt sie. „Wir sperren uns nicht grundsätzlich gegen die Feldmochinger Kurve. Das größte Problem ist der Lärmschutz.“

In Sachen Feldmochinger Kurve wird es heuer von offizieller Seite vermutlich keine Neuigkeiten geben. Ob und in welcher Form die Bahn die Reaktivierung des Streckenabschnitts beantragt, wird sich laut Pressesprecher „nicht vor Mitte 2017 entscheiden“. Da die Kurve bereits existiert und nur noch reaktiviert werden muss, ist sie auch kein Bestandteil des Planfeststellungsverfahrens, das die Bahn für die Umstellung auf eine moderne elektronische Stellwerkstechnik zwischen Rangierbahnhof Nord und dem Münchner Osten einreichen muss. Für dieses wird es freilich eine Öffentlichkeitsbeteiligung geben. Bei der Kurve ist das noch unklar.

Kathrin Hildebrand

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