Feldmochinger Kurve wird wiederbelebt - Anwohner fürchten Lärm
München - Die Deutsche Bahn versucht besorgte Bürger zu beruhigen, die eine stark zunehmende Lärmbelastung befürchten. Was genau geplant ist:
Bald wird es ernst. Das Eisenbahn-Bundesamt will im München Norden zwei alte Stellwerke durch ein neues elektronisches ersetzen. Das Planfeststellungsverfahren dafür wurde jetzt eröffnet. Eine Folge des neuen Stellwerks: die Reaktivierung der sogenannten Feldmochinger Kurve.
Sobald die moderne Technik zwischen dem Rangierbahnhof München-Nord und Johanneskirchen funktioniert, müssten Güterzüge am Rangierbahnhof nicht mehr wenden. Stattdessen könnten sie direkt über die Feldmochinger Kurve, ein derzeit noch im Nirgendwo endendes Gleis in der Lerchenau, fahren.
Die Anwohner in der Lerchenau fürchten mehr Lärm
Der Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl gab den Plänen sein Okay, bat die Stadt jedoch darauf hinzuwirken, dass keine Mehrbelastung für die Lerchenau entstehe. Die Anwohner dort haben Angst, dass der Zugverkehr ansteigen und der Bahnlärm weiter zunehmen könnte. Unter normalen Umständen rattern etwa 30 Güterzüge innerhalb von 24 Stunden durch die Lerchenau. Einen richtigen Schallschutz gibt es nicht.
Der Aktionskreis contra Bahnlärm (A.c.B.). wandte sich an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Der antwortete nun: „Nach bisherigem Stand werden laut Bundesverkehrswegeplan auf der Strecke München Rangierbahnhof – Feldmoching – Landshut langfristig 48 Güterzüge (Summe aus beiden Richtungen) prognostiziert.“ Eine Erhöhung sei ausgeschlossen. Der A.c.B. kam im vergangenen Sommer auf andere Zahlen: Mit Hilfe eines Messgeräts erfasste der Verein in Spitzenzeiten 70 und mehr Züge. Die Ursache: Im Sommer finden oft Gleisbauarbeiten statt, und der Verkehr wird umgeleitet. Wie passt das zusammen?
Mehr Personenzüge - auch wegen der 2. Stammstrecke
In dieser Frage verweist die Bahn auf den Bundesverkehrswegeplan. Dieser beziehe sich immer auf den durchschnittlichen Regelverkehr. „Diese Zahl gibt aber nicht das Maximum an theoretisch fahrbaren Zügen an“, sagt ein Sprecher. „Das Gütergleis in Höhe Lerchenau könnte über 24 Stunden verteilt theoretisch noch weit mehr als 70 Züge aufnehmen.“
So schlimm aber wird es wohl nicht kommen. Denn nördlich des Bahnhofs Feldmoching mündet das Gleis auf die Hauptstrecke München-Landshut-Regensburg. Diese wiederum wird auch vom über Moosach kommenden Personenverkehr frequentiert. In Zukunft wird das Aufkommen von Personenzügen Richtung Landshut vermutlich stark zunehmen. Das hängt mit dem Bau der 2. Stammstrecke zusammen. Zudem erwägt der Freistaat, den ostbayerischen Raum bald noch besser an die Schiene anzubinden. Aber: Je mehr Personenzüge die Strecke nutzen, desto weniger Güterzüge können sie befahren.
Wer kümmert sich um den Lärmschutz?
In Sachen Lärmschutz ist die Situation noch unklar. Die Stadt München ist nicht in der Pflicht, da sie den Bahnlärm auch nicht verursacht. Zuständig ist das Bundesverkehrsministerium. Laut Auskunft der Bahn wurde das betroffene Gebiet in der Lerchenau im Rahmen des Lärmsanierungsprogramm des Bundes bereits vollständig betrachtet und schalltechnisch saniert. Doch von der Bahn heißt es: „Auch wenn es keine Verpflichtung gibt, wird die Bahn dem Wunsch besorgter Bürger nach einer öffentlichen Beteiligung in geeigneter Weise nachkommen. Falls es gesetzliche Regelungen erfordern sollten, würde die Bahn Verpflichtungen nach Lärmschutz erfüllen.“
Lesen Sie hier: Feldmochinger Kurve - Münchner Norden wehrt sich gegen Zuglärm
Der A.c.B. sieht die Entwicklung dennoch skeptisch. Er ruft seine Anhänger dazu auf, Einwendungen gegen das laufende Planfeststellungsverfahren zu erheben. Das ist noch bis 19. Dezember möglich. Bis dahin müssen die Schreiben mit Originalunterschrift bei der Regierung von Oberbayern beziehungsweise beim Planungsreferat der Stadt eingegangen sein.
Mehr Nachrichten aus dem Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl finden Sie regelmäßig auf unserer Übersichtsseite. Einen Überblick der Meldungen aus allen Münchner Stadtviertel finden Sie hier.
Katrin Hildebrand