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Sparkasse München zieht Konsequenzen: Wegen Gefährdung sind Filialen nachts bald geschlossen

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Die Sparkasse München ergreift zum Schutz ihrer Filialen harte Maßnahmen: Nachts kommt bald niemand mehr rein.

München – Im April 2023 stand ein 25-jähriges Bandenmitglied vor Gericht, weil er mehrere Geldautomaten gesprengt hatte. Der Fall erweckte viel Aufmerksamkeit: Immer wieder kommt es in Deutschland zu Überfällen auf Geldautomaten. Die Gewalt, mit der die Täter dabei vorgehen, verursacht dabei nicht nur einen hohen finanziellen Schaden für die Geldinstitute. Auch Menschenleben geraten dabei in Gefahr. Passanten, die im falschen Moment an dem Geldautomaten vorbeilaufen oder Geld abheben wollen, können bei einem solchen Vorfall ernsthaft verletzt oder sogar getötet werden.

Kein Nacht-Zugang mehr zu Filialen: Sparkasse schließt Vorräume ab 30. Oktober

Die Stadtsparkasse München will dieses Risiko nun minimieren. In einer Mitteilung erklärt das Unternehmen, dass künftig – ab dem 30. Oktober – der nächtliche Zutritt der Vorräume der Sparkassenfilialen in München nicht mehr möglich sein wird. „In 37 Vorräumen werden die Türen der Foyers automatisiert um 22 Uhr verschlossen und um 6 Uhr morgens wieder entsperrt“, heißt es auf der Website des Unternehmens. Bis Ende November 2023 werden die übrigen Vorräume ebenfalls mit einem automatischen Schließmechanismus ausgestattet und nachts geschlossen sein. Vor Ort informiere man bereits die Kundinnen und Kunden der Sparkasse München mit Aushängen in den einzelnen Filialen.

Eine Sparkassen-Filialen in Essen im Dezember 2022: Der Geldautomat wurde von Dieben von der Fassade gesprengt.
Eine Sparkassen-Filialen in Essen im Dezember 2022: Der Geldautomat wurde von Dieben von der Fassade gesprengt. © Imago/Snowfield Photography/D. Kerlekin

Heißt: Wenn ein Kunde bis 22 Uhr die Filiale nicht verlassen hat, darf er sich auf eine unbequeme Nacht im Vorraum der Sparkassenfiliale einstellen? Aber nein, versichert die Sparkasse und nimmt diese Sorge in der Mitteilung gleich vorweg: „Die Vorräume der Stadtsparkasse München sind durchgehend videoüberwacht“, heißt es. „Sollte sich jemand im Vorraum aufhalten, wenn dieser verschlossen wird, kann man diesen jederzeit von innen nach außen verlassen.“

Die nächtlichen Schließungen seien aber nötig, um Kunden und Anwohner wie auch Mitarbeiter zu schützen. Dass diese Maßnahme keineswegs überzogen sei, zeige auch die gemeinsame Erklärung des Bundesinnenministeriums im November vergangenen Jahres: Zusammen mit führenden Kreditinstituten und dem Bundeskriminalamt (BKA) hat das Innenministerium darüber beratschlagt, wie man gegen Geldautomaten-Sprengungen vorgehen könne. Eine Handlungsempfehlung daraus war die nächtliche Sperrung der Vorräume der Bankfilialen. „Ziel ist es, den Tätern die Arbeit so zu erschweren, dass sich ein Angriff auf Geldautomaten nicht mehr lohnt“, sagte damals die stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach.

Ein Bild, das die Wucht der Detonation einfängt: Ein Geldautomat der Sparkasse wurde gesprengt. Eine solche Aktion kann Menschenleben gefährden.
Ein Bild, das die Wucht der Detonation einfängt: Ein Geldautomat der Sparkasse wurde gesprengt. Eine solche Aktion kann Menschenleben gefährden. © Imago/Bernd Günther

Geldautomaten-Sprengungen: Polizei nimmt Risiko ernst

Dass die Bedrohungslage durch Geldautomaten-Überfälle auch 2023 noch ernst zu nehmen ist, bestätigt auch das Bayerische Landeskriminalamt (LKA). Geldautomaten-Sprengungen seien „ein massives Risiko für Unbeteiligte“, sagt Sprecher Ludwig Waldinger. Wobei es in München im laufenden Jahr noch keinen Fall gegeben habe. Generell sei die Stadt „nie so ein riesiges Ziel“, sagt Waldinger. Die hohe Polizeipräsenz sei mit ein Grund. Ebenso die Tatsache, dass es keine schnellen Fluchtwege gebe. „In Bayern haben wir in diesem Jahr 17 Fälle. Davon waren etwa zwei Drittel frei stehende Geldautomaten“, sagt Waldinger. Sprich Automaten, die außerhalb der Filiale, etwa an der Fassade befestigt sind oder in Einkaufszentren stehen.

Der letzte Fall im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums München lag sogar außerhalb der Stadt München, im Landkreis. Das bestätigt der Pressesprecher der Polizei München, Christian Drexler. „Das war in Taufkirchen am 12. Oktober 2022“, sagt Drexler.

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LKA Bayern: Erfolgreiche Festnahme von zwei niederländischen Banden

Dass solche Straftaten im Vergleich zu den vergangenen Jahren insgesamt zugenommen haben, kann das LKA Bayern nur bestätigen. „Es hat eigentlich den Bankraub abgelöst.“ Eine Zunahme der Geldautomaten-Sprengungen in Bayern sei aus Waldingers Sicht aber nicht zu erkennen. Grund dafür sei auch die erfolgreiche Festnahme von zwei niederländischen Banden, die man im Laufe dieses Jahres dingfest machen konnte. Das habe durchaus positive Auswirkungen gezeigt.

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