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Flughafen München: Pläne für Expresszug begraben - Politiker wütend

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Die S-Bahn vom Flughafen erreicht die Münchner Stadtmitte frühestens in gut 40 Minuten. © privat

Eine Expressbahn zum Münchner Flughafen wird es vorerst nicht geben. Der Airport hat entsprechende Pläne nun begraben. Politiker machen ihrem Ärger Luft.

Update vom 11. November: Dass der Flughafen München seine Pläne für eine Expressbahn zum Airport begraben hat, sorgt im Münchner Rathaus auch einen Tag später noch für Unmut. Johann Sauerer (ÖDP) etwa schimpft: „Es ist ein Unding, dass man vom Münchner Westen drei-, wenn nicht viermal schneller mit dem Auto am Flughafen ist als mit den Öffentlichen. Bevor der Flughafen eine dritte Startbahn plant, sollte er lieber eine bessere Anbindung schaffen.“

Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher sagte, dass die Flughafenanbindung symptomatisch für den öffentlichen Verkehr in der Region München sei. „Hier hat sich alles nur auf den S-Bahn-Tunnel konzentriert. Die Vernetzung fehlt.“ Der Erdinger Ringschluss werde zusammen mit der Anbindung aus dem Raum Mühldorf/Salzburg Verbesserungen bringen. „Im Vergleich zu anderen Flughäfen ist die Verbindung direkt von der Stadt zum Flughafen gar nicht so schlecht. Das Allerwichtigste wäre die Erhöhung der Zuverlässigkeit.“ 

Der Freistaat und der Flughafen hätten viel versucht, um eine Verbesserung zu erreichen, so CSU-Vize Hans Podiuk. Aber 24 Jahre sei unter Rot-Grün der Flughafen als Negativeinrichtung propagiert worden. Darum seien alle Versuche gescheitert. Nicht zuletzt der Transrapid. „Das war eine persönliche Leistung des damaligen OB Christian Ude, den zu verhindern“, schimpft Podiuk. „Mittlerweile fahren die Züge sehr gut in China, aber eben nicht bei uns.“

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Flughafen München: Pläne für den Expresszug gescheitert - Stadtrat wettert gegen Deutsche Bahn

Erstmeldung vom 10. November:

München - Der Plan für eine Expressbahn zum Münchner Flughafen im Erdinger Moos scheint nicht umsetzbar zu sein. Grund sind offenbar fehlende Kapazitäten am Ost- und Hauptbahnhof. Politiker im Rathaus sind wenig begeistert.

Im Vorjahr hatte der Flughafen München erneut Rekordzahlen vermeldet. Das Passagieraufkommen verzeichnete mit 46,3 Millionen Kunden ein Plus von 3,8 Prozent gegenüber 2017. Ist man erst einmal am Airport, dann geht es schnell in alle Welt: Flugreisen nach London, Amsterdam, Peking oder New York – kein Problem. Allein der Weg zum Flughafen ist mühsam, zumindest mit dem öffentlichen Nahverkehr. Nur rund ein Drittel der Fluggäste nutzt zur An- und Abreise zum Airport die S-Bahn.

Flughafen München: Weitere Planungen wegen Transrapid unterbrochen - keine neue Lösung

Grund ist die unzureichende Anbindung. Die S8 braucht vom Hauptbahnhof aus mindestens 40, die S1 sogar eher 45 Minuten. Seit dem Umzug des Flughafens 1992 aus Riem gibt es daher Diskussionen, wie die Anbindung verbessert werden kann. Passiert ist kaum etwas, auch weil wegen des Traums von einem Transrapid sämtliche Alternativplanungen nicht weiterverfolgt wurden.

Nun scheint eine weitere Möglichkeit vom Tisch. Wie berichtet, hatte der Flughafen eine Expressbahn auf eigene Kosten in Planung. Vor knapp zwei Jahren hieß es noch, die Pläne ruhten so lange, bis die Staatsregierung das Betriebskonzept für das S-Bahn-System mit der zweiten Stammstrecke erarbeitet habe.

Aus der Traum von der Expressbahn zum Flughafen

Nun steht fest: Die Expressbahn kommt gar nicht. „In der Tat hat es in der Vergangenheit Ideen für eine Expressverbindung zum Airport gegeben. Aufgrund von Infrastrukturengpässen lassen sich diese Planungen jedoch leider nicht realisieren“, sagte eine Sprecherin des Flughafens auf Anfrage unserer Zeitung. „Die Infrastrukturengpässe beziehen sich unter anderem auf die Schieneninfrastruktur sowie Bahnübergänge. Die Kosten für das Projekt wären im niedrigen dreistelligen Millionenbereich gelegen.“ Weiter hieß es, dass weder am Haupt- noch am Ostbahnhof Kapazitäten zur Verfügung stünden. „Aber wir begrüßen grundsätzlich jede Verbesserung der Verkehrsanschließung des Flughafens auf der Schiene.“

Bessere Flughafen-Anbindung in München: Gleise angeblich zu stark belegt

FDP-Fraktionschef Michael Mattar beschäftigt sich seit Langem mit der Flughafen-Anbindung. Unter anderem hatte er bereits einen Vorschlag gemacht, wonach der Regionalzug aus Freising in Neufahrn stoppen und eine zusätzliche Pendel-S-Bahn zwischen Neufahrn und Flughafen fahren könnte. Das ließ sich nicht umsetzen. „Angeblich seien die Gleise im Flughafen zu stark belegt, allerdings soll das ab 2023 durch die Wendemöglichkeit weiter östlich möglich sein“, sagt Mattar.

Das Scheitern der Expressbahn hält er für ein Zeichen der „Fehlplanung des gesamten S-Bahn- und Regionalbahnsystems im Großraum München. Die Verkehrspolitik des Freistaats und der Bahn besteht zum Großteil nur aus Ankündigungen, wie für den ICE-Halt am Flughafen, der frühestens in 15 bis 20 Jahren kommen würde.“ Die Menschen aber bräuchten jetzt Lösungen. „Ein Unding ist es, dass der Güterverkehr durch München der Bahn wichtiger ist als die Verbesserung des Regionalverkehrs.“

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Expressbahn zum Flughafen München gescheitert - Stadtrat unzufrieden

SPD-Stadtrat Jens Röver sagte: „Das ist kein gutes Zeichen. Wir fordern eine effiziente und schnelle Anbindung des Flughafens an den Münchner Hauptbahnhof mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Ausbau des S-Bahn-Systems in die Region inklusive einer Express-S-Bahn ist auch deshalb dringend nötig.“ Dafür müssten nun die Voraussetzungen geschaffen werden.

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Weihnachten auf dem Airport: Am Münchner Flughafen ist es bereits Mitte November festlich. Doch es gibt auch Kritiker.

Der Flughafen München wurde schon oft auf Google bewertet. Von kurios bis kritisch war alles dabei. (merkur.de)*

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