Haariger Protest: Friseure wollen Löhne wachsen sehen

Das Friseurhandwerk hat ein Nachwuchsproblem - was auch mit der schlechten Bezahlung zusammenhängt. Jetzt hat die Gewerkschaft Verdi zum Protest aufgerufen.
München - Laut Sprichwort hat das Handwerk goldenen Boden. Dass diese Weisheit nicht immer zutrifft, davon wissen besonders die Beschäftigten im Friseurhandwerk zu berichten. Die Gewerkschaft Verdi fordert jetzt bessere Bedingungen für die Auszubildenden der Branche. Am Dienstag hat sie deshalb in der Sonnenstraße mit einer Aktion unter dem Motto „Das Friseurhandwerk geht baden“ auf die Situation der Friseur-Azubis aufmerksam gemacht.

In den gängigen Gehaltsvergleichen schneiden Friseure nicht gerade gut ab. Besonders gebeutelt sind die Auszubildenden - für sie gibt es noch nicht einmal einen ordentlichen Tarifvertrag. Ihre Bezahlung richtet sich nach der Empfehlung der Landesinnungen. „In Bayern bekommen die Auszubildenden im ersten Ausbildungsjahr 465 Euro“, sagt Tanja Kirchner, Landesjugendsekretärin bei Verdi Bayern. Im zweiten Jahr erhalten Friseurlehrlinge 570 Euro, im dritten Ausbildungsjahr sind es 720 Euro. Allerdings sind die Betriebe nicht an diese Werte gebunden - sie sind nur eine Empfehlung. Kein Wunder also, dass viele Friseure mittlerweile über Nachwuchsmangel klagen. „Die Arbeitgeber sollten im Sinne des Fachkräftenachwuchs Interesse daran haben, die Ausbildungsvergütungen zu erhöhen und bundesweit anzugleichen“, findet Verdi-Sekretär Marvin Reschinsky.

Vergütungen zwischen alten und neuen Bundesländern unterschiedlich
Genau diese bundesweite Angleichung ist aber der Knackpunkt im Streit zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern. Denn derzeit sind die Vergütungen völlig unterschiedlich. Auszubildende in Ostdeutschland bekommen im Schnitt nur 269 Euro im Monat, im Westen liegt der Schnitt dagegen bei 494 Euro. Der Landesinnungsverband Bayern würde gerne einen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft aushandeln. „Lassen Sie uns endlich den Tarifvertrag für Azubis in trockene Tücher bringen“, appelliert Landesinnungsmeister Christian Kaiser an die Gewerkschaft. Er hofft, dass ein bayerischer Azubi-Tarifvertrag wegweisend für eine Regelung auf Bundesebene sein könnte. Verdi will dagegen direkt einen bundeseinheitlichen Tarif aushandeln.

Wer sich in den Friseursalons der Münchner Innenstadt umhört, bekommt fast immer zu hören, dass den selbstständigen Friseuren der Nachwuchs ausgeht. „Gerne würde ich jemanden einstellen“, sagt etwa Gina Selmani vom Salon Beauty Time. Ihr fehle dazu aber der geeignete Nachwuchs. Auch Johann Gschnaller vom Salon Mo 1 beklagt den Nachwuchsmangel. Uyarer Yusuf, Besitzer des Salon Haarcoccon, schätzt, dass viele Auszubildende die Ausbildung nur als Lückenfüller nach dem Schulabschluss zu sehen. Auch nach der Ausbildung gehören Friseure nicht zu den Top-Verdienern: Im ersten Gesellenjahr bekommen sie 1635 Euro brutto im Monat.
Marc Kniepkamp, Johanna Kiesl, Wladimir Kaseko