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Haariger Protest: Friseure wollen Löhne wachsen sehen

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Haariger Protest: Friseure protestierten am Dienstag recht aufsehenerregend für gerechtere Bezahlung.
Haariger Protest: Friseure protestierten am Dienstag recht aufsehenerregend für gerechtere Bezahlung. © Schmidt

Das Friseurhandwerk hat ein Nachwuchsproblem - was auch mit der schlechten Bezahlung zusammenhängt. Jetzt hat die Gewerkschaft Verdi zum Protest aufgerufen.

München - Laut Sprichwort hat das Handwerk goldenen Boden. Dass diese Weisheit nicht immer zutrifft, davon wissen besonders die Beschäftigten im Friseurhandwerk zu berichten. Die Gewerkschaft Verdi fordert jetzt bessere Bedingungen für die Auszubildenden der Branche. Am Dienstag hat sie deshalb in der Sonnenstraße mit einer Aktion unter dem Motto „Das Friseurhandwerk geht baden“ auf die Situation der Friseur-Azubis aufmerksam gemacht.

Nachwuchs fehlt: Gina Selmani vom Salon Beauty Time bräuchte Verstärkung.
Nachwuchs fehlt: Gina Selmani vom Salon Beauty Time bräuchte Verstärkung. © Schmidt

In den gängigen Gehaltsvergleichen schneiden Friseure nicht gerade gut ab. Besonders gebeutelt sind die Auszubildenden - für sie gibt es noch nicht einmal einen ordentlichen Tarifvertrag. Ihre Bezahlung richtet sich nach der Empfehlung der Landesinnungen. „In Bayern bekommen die Auszubildenden im ersten Ausbildungsjahr 465 Euro“, sagt Tanja Kirchner, Landesjugendsekretärin bei Verdi Bayern. Im zweiten Jahr erhalten Friseurlehrlinge 570 Euro, im dritten Ausbildungsjahr sind es 720 Euro. Allerdings sind die Betriebe nicht an diese Werte gebunden - sie sind nur eine Empfehlung. Kein Wunder also, dass viele Friseure mittlerweile über Nachwuchsmangel klagen. „Die Arbeitgeber sollten im Sinne des Fachkräftenachwuchs Interesse daran haben, die Ausbildungsvergütungen zu erhöhen und bundesweit anzugleichen“, findet Verdi-Sekretär Marvin Reschinsky.

Schwierige Branche: Johann Gschnaller beklagt die wachsende Konkurrenz.
Schwierige Branche: Johann Gschnaller beklagt die wachsende Konkurrenz. © Schmidt

Vergütungen zwischen alten und neuen Bundesländern unterschiedlich

Genau diese bundesweite Angleichung ist aber der Knackpunkt im Streit zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern. Denn derzeit sind die Vergütungen völlig unterschiedlich. Auszubildende in Ostdeutschland bekommen im Schnitt nur 269 Euro im Monat, im Westen liegt der Schnitt dagegen bei 494 Euro. Der Landesinnungsverband Bayern würde gerne einen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft aushandeln. „Lassen Sie uns endlich den Tarifvertrag für Azubis in trockene Tücher bringen“, appelliert Landesinnungsmeister Christian Kaiser an die Gewerkschaft. Er hofft, dass ein bayerischer Azubi-Tarifvertrag wegweisend für eine Regelung auf Bundesebene sein könnte. Verdi will dagegen direkt einen bundeseinheitlichen Tarif aushandeln.

Eigener Laden: Uyarer Yusuf hat vor zwei Jahren den Salon Haarcoccon übernommen.
Eigener Laden: Uyarer Yusuf hat vor zwei Jahren den Salon Haarcoccon übernommen. © Schmidt

Wer sich in den Friseursalons der Münchner Innenstadt umhört, bekommt fast immer zu hören, dass den selbstständigen Friseuren der Nachwuchs ausgeht. „Gerne würde ich jemanden einstellen“, sagt etwa Gina Selmani vom Salon Beauty Time. Ihr fehle dazu aber der geeignete Nachwuchs. Auch Johann Gschnaller vom Salon Mo 1 beklagt den Nachwuchsmangel. Uyarer Yusuf, Besitzer des Salon Haarcoccon, schätzt, dass viele Auszubildende die Ausbildung nur als Lückenfüller nach dem Schulabschluss zu sehen. Auch nach der Ausbildung gehören Friseure nicht zu den Top-Verdienern: Im ersten Gesellenjahr bekommen sie 1635 Euro brutto im Monat.

Marc Kniepkamp, Johanna Kiesl, Wladimir Kaseko

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