Notfallquartier für Münchner Studenten? Camping-Angebot sorgt für spöttische Reaktionen
Zu Semesterbeginn ist die angespannte Situation auf dem Münchner Wohnungsmarkt besonders spürbar. Der Vorschlag, auf einem Campingplatz zu leben, bietet offenbar aber keine Lösung.
München - Zu Beginn des Semesters ist es auf dem Campingplatz in Thalkirchen ruhig und von Studenten ist keine Spur. Der Platz sollte im Oktober wohnungssuchende Studenten beherbergen - eigentlich. „Wenig erstaunlich, dass das Angebot auf dem Campingplatz niemand annimmt“, so Stefan Reifberger von der Fachschaft Philosophie der LMU gegenüber unserer Redaktion. Draußen ist es mittlerweile kalt, nachts sinken die Temperaturen schon oft in den einstelligen Bereich. Der Herbst ist da.
Münchner Studenten auf dem Campingplatz? Angebot ist Anlass einiger Witze
Eine dieser Studenten ist Greet (20). Für sie käme es nicht in Frage auf einem Campingplatz zu wohnen, obwohl sie die Vorstellung reizvoll findet. „Ich habe einmal sogar beim Vorbeifahren geschaut, ob ich Studenten sehe. Da war es aber total leer“ erklärt die Erstsemesterstudentin gegenüber tz.de. In ihrem Semester hat sich die Nachricht auf einem Campingplatz zu wohnen schnell herumgesprochen, wurde aber auch bald zum Witz zwischen den Studierenden, die keine Wohnung finden konnten. „Na, wohnst du auch bald auf dem Campingplatz?“, erzählt sie lachend.
Zu Semesterbeginn gibt es viele wohnungslose Erstis
Masterstudent Stefan Reifberger beobachtet schon seit Jahren das Problem der Studenten eine Wohnung in München zu finden. In diesem Jahr beginnen 8.900 Studenten an der LMU, an der TU beginnen sogar 14.500 Studenten ihr Studium. Über die Runden helfen müssen sich viele, erklärt Reifberger. Zu Beginn des Semesters sei es keine Seltenheit, dass Studenten wohnungslos seien. Die Idee der Stadt mit dem Campingplatz findet er auch lustig. Er sieht darin aber keine ernstzunehmende Lösung für Studierende.

Camping-Idee gefloppt, Betreiber ist enttäuscht
Um die Wohnungsnot zu Semesterbeginn zu bekämpfen, wurde im Sommer im Münchner Stadtrat die Idee diskutiert, dass Erstsemesterstudenten vorübergehend auf Campingplätzen unterkommen könnten. Nach einem konkreten Beschluss von SPD und Grüne, ließ sich der Besitzer des Platzes, die Münchner Raumentwicklungsgesellsschaft (MRG), auf die ungewöhnliche Idee ein und bot den Studenten eine Übergangsbleibe an. Seit dem 4. Oktober können Erstsemesterstudenten auf dem Campingplatz in Thalkirchen zu Sonderkonditionen wohnen. Geschäftsführer Boris Seyfarth ist enttäuscht, dass das Angebot nicht ankam. SPD-Stadträtin Simone Burger bezeichnete die Idee damals bereits als „Notlösung“ und betonte, dass der Freistaat langfristig für die Sanierung und den Neubau von Studentenwohnungen sorgen müsse.
Studentenwerk: Hilfreiche Notschlafstelle für einen begrenzten Zeitraum
Auch das Studentenwerk München sehe in der Idee lediglich eine kleine, hilfreiche Notschlafstelle, die aber nur eine Lösung für einen sehr begrenzten Übergangszeitraum sei. Dass diese ungewöhnliche Idee gefloppt ist, sei daher nicht verwunderlich. Aktuell stehen auf den Wartelisten der Wohnheime in München, Oberschleißheim und Garching 12.100 Studierende. Plätze gibt es jedoch nur 9.000. Die Wartezeit für ein WG-Zimmer oder 1-Zimmer-Wohnung beträgt bis zu 6 Semester.
Existenzielle Notfälle gibt es nur wenige
Zelten bei Freunden auf dem Balkon oder in deren Badewanne übernachten – es gibt einige kuriose Ideen zur Wohnungsüberbrückung von Erstis. Masterstudent Reifberger kenne bisher glücklicherweise keine Studenten, die so etwas hätten tun müssen oder die in wirklicher existenzieller Not gewesen wären, resümiert er. „Die Meisten finden dann doch immer alle irgendwas“.
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