Stadt München kommt bei Großprojekten ins Straucheln – einige Bauvorhaben sind ein Trauerspiel

In München geht es bei einigen Großprojekten kaum weiter. Baupreise explodieren. Bei manchen Mammut-Vorhaben schläft die Politik in Berlin oder in der Staatskanzlei.
München – In München werden immer mehr Baustellen zu Stau-Stellen. Der Ärger um den Gasteig hat erneut offenbart, dass die Stadt bei Großprojekten strauchelt. Die Großmarkthalle wartet seit über sechs Jahren auf eine Sanierung, auch Tram-Projekte verzögern sich. Und wann die Löwen im neuen Stadion kicken werden, steht in den Sternen.
Baustellen-Stau in München: Woran hakt es?
Nicht immer hat die Stadt Schuld. Inflation, Krieg, Energiekosten, Baupreise, die durch die Decke schießen, tun ihr Übriges. Und bei so manchem Vorhaben schläft nicht die Verwaltung in München, sondern die Politik in Berlin oder in der Staatskanzlei. Wir geben hier einen Überblick über die wichtigsten Baustellen für die Ewigkeit:
München: Die Baustellen für die Ewigkeit – ein Überblick

• Justizzentrum: Deutlich teurer wird das neue Justizzentrum am Leonrodplatz. Trotz der voranschreitenden Arbeiten im Innenausbau können weitere Verzögerungen nicht mehr abgefangen werden, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilt. Ursprünglich hätte dieses Jahr eröffnet werden sollen. Nun soll sich der Bau um neun bis zwölf Monate verzögern. Wie viel das mehr kostet, wird gerade geprüft. Der Haushaltsausschuss hat 340,51 Millionen Euro genehmigt, 2015 beim Baustart waren noch 200 Millionen Euro für die größte Hochbaustelle des Freistaats veranschlagt worden.

• Stadien: Die Allianz Arena ist noch ziemlich gut in Schuss, bei den anderen großen Stadien sieht das anders aus. Die Sanierung des Olympiastadions beispielsweise hätte bereits 2023 beginnen sollen, dann wurde sie auf 2024 verschoben. Und aus den ursprünglich geplanten Kosten von 107 Millionen Euro könnten bis zur Fertigstellung 155 Millionen geworden sein. Immerhin gibt es zu dem Projekt wenigstens schon konkrete Zahlen. Die Zukunft des Stadions an der Grünwalder Straße ist dagegen völlig offen – wird das Gebäude im Bestand saniert oder gibt es einen Neubau für den TSV 1860 an einer anderen Stelle?

• Trambahnen: Auch bei der Tram staut es sich. Die Westtangente (Romanplatz bis Aidenbachstraße) wurde 2018 beschlossen. Nun soll dieses Jahr mit dem Bau des Abschnitts zwischen Romanplatz und Waldfriedhof begonnen werden. Fertig wird die Gesamttrasse nicht vor 2027, und aus den ursprünglich knapp 90 Millionen Euro sind 145 geworden. Auch die Nordtangente zieht sich, zumindest gibt es für den Abschnitt Johanneskirchen schon einen Planfeststellungsbeschluss.

• Konzerthaus: Aus großen Tönen sind kleine geworden: Der Bau des Konzerthauses im Werksviertel geht nicht voran. 2018 hätten die Arbeiten beginnen sollen, der Freistaat hatte aber kein Geld mehr übrig, der Spatenstich wurde auf 2020 verschoben. Doch auch daraus wurde nichts. Jetzt ist von 2025 die Rede, die Bauzeit soll mindestens fünf Jahre betragen. Es fehlt aber bislang ein klares Bekenntnis der Staatsregierung. Und es gibt Überlegungen, dass Stadt und Freistaat gemeinsam bauen: Gasteig und neues Konzerthaus in einem.

• U-Bahn: Es gibt noch kein Licht am Ende des U-Bahn-Tunnels: Ob die U9 jemals gebaut wird, ist offen. Es fehlt eine Förderzusage des Bundes, allein nämlich wird München die Kosten von vier Milliarden Euro für die Trasse nicht stemmen können. 2017 waren es noch 2,5 Milliarden. Wenigstens hat der Stadtrat bereits zugestimmt, für rund 500 Millionen Euro einen Bahnhof unter dem Hauptbahnhof zu errichten. Erste Überlegungen für das Projekt kamen schon 2010 auf.

• Großmarkthalle: Die Großmarkthalle ist ein Sorgenkind. Einst wollte die Stadt sie sanieren, CSU und SPD kippten 2017 den Beschluss und suchten einen Investor. Die Händler (UGM) wollten selbst bauen, 2019 erhielten sie den Zuschlag. Ende 2021 übernahm die Investorengruppe Büschl die UGM. Die Stadt musste neu ausschreiben, Büschl erhielt den Zuschlag. Wann Baustart ist, ob neu geplant wird: alles unklar. Mit der Inbetriebnahme ist voraussichtlich nicht vor 2030 zu rechnen.

• Zweite Stammstrecke: Hier wird viel Geld versenkt: Baubeginn der 2. Stammstrecke war 2017. Kosten: 3,8 Milliarden. Die Inbetriebnahme war für 2028 geplant. Doch der Zug ist abgefahren. Nach einem Ende September 2022 von der Deutschen Bahn bekannt gegebenen neuen Zeit- und Kostenplan soll das Vorhaben nunmehr 7,0 Milliarden kosten (einschließlich 1,5 Milliarden Euro Risikopuffer), die Inbetriebnahme ist für 2035 geplant.

• Gasteig: Der GAU beim Gasteig geht weiter – nach dem ganzen Ärger (fehlerhafter Wettbewerb, Probleme mit dem Urheberrecht, Kostenmehrungen, Polit-Zoff) hat sich nun auch die Suche nach einem Investor zerschlagen. Bei der Ausschreibung fand sich nur ein Bewerber, der aber die Kriterien nicht erfüllt. Der Stadtrat hatte die Kosten auf 450 Millionen Euro gedeckelt – nun soll neu ausgeschrieben werden. Oder die Stadt baut doch selbst.