Neuer Grünen-Bürgermeister stichelt gegen Wiesn – und bringt Wirte zum Schäumen

Münchens neuer zweiter Bürgermeister Dominik Krause sagt über die Wiesn, sie sei die weltweit größte offene Drogenszene. Die Wirte schäumen.
München - Erster Ärger für den neuen zweiten Bürgermeister in München. Dominik Krause (Grüne) äußerte sich in einem Interview mit dem Account Münchner Gesindel auf der Plattform Instagram auf die Frage, wie er zur Legalisierung von Cannabis stehe, mit den Worten: „Wir leben in der Stadt mit der weltweit größten offenen Drogenszene, nämlich dem Oktoberfest. Und deswegen finde ich, wenn man das in der Stadt hat, dann muss man beim Thema Legalisierung genauso klar sein, und beides ist aus meiner Sicht vollkommen okay. Beides sollte aber in einem angemessenen Rahmen passieren.“
Oktoberfest in München: „Hier werden sieben Millionen Besucher mit Drogenkonsumenten gleichgesetzt“
Die Wiesn-Wirte sind sauer. Die beiden Sprecher, Peter Inselkammer und Christian Schottenhamel, kritisieren das Verhalten des Grünen-Politikers deutlich. Schottenhamel: „Hier werden sieben Millionen Besucher mit Drogenkonsumenten gleichgesetzt und diskreditiert.“
Es werde vermittelt, dass auf der Wiesn große Mengen Drogen konsumiert würden, das sei aber falsch! „Es ist ein himmelweiter Unterschied zwischen Haschisch rauchenden Personen und fröhlich feiernden Wiesn-Besuchern. Bier ist keine Droge.“
Oktoberfest München: Aussagen von Dominik Krause seien auch für die vielen Mitarbeiter eine Ohrfeige
Unter den 7,2 Millionen Besuchern seien viele Familien mit Kindern. „Wenn man diese Gäste zu einer offenen Drogenszene zählt, dann ist das absurd und auch eine Beleidigung für die Münchner Stadtgesellschaft“, sagt Peter Inselkammer. „Aber wer Cannabis mit Hopfen verwechselt – bei dem ist vermutlich schon Hopfen und Malz verloren.“
Krauses Aussagen seien nicht nur für die Wiesn-Besucher eine Ohrfeige, „sondern auch für alle Mitarbeiter, die mit großem persönlichem Engagement und viel Herzblut das Oktoberfest zu dem machen, was es ist: Das größte und beliebteste Volksfest der Welt“, sagen die beiden Sprecher.
Wiens-Stadträtin verteidigt Aussage von Krause: „Da muss man vielleicht mit etwas mehr Gelassenheit drauf schauen“
Wiesn-Stadträtin Anja Berger (Grüne) sagte auf Anfrage unserer Redaktion, die Aussage Krauses sei mit einem Augenzwinkern zu sehen. „Da muss man sich auch die Zielgruppe anschauen und die Art des Interviews, und vielleicht auch mit etwas mehr Gelassenheit drauf schauen.“ Gemeint ist, dass der vor allem unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen populär gewordene Account Münchner Gesindel größtenteils satirische Beiträge bietet.
„Unser Bürgermeister reduziert die Wiesn mit Sicherheit nicht nur auf den Drogenkonsum“, sagt Berger. „Die Legalisierung von Cannabis unterstütze ich allerdings auch – und bei einem Volksfest wie der Wiesn kristallisiert sich heraus, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird und die Kriminalisierung von Cannabis nicht mehr zeitgemäß ist.“
Wiesn-Chef Clemens Baumgärter spricht von hohem Imageschaden für das größte Volksfest der Welt
Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner ist „bestürzt über die Aussage“ Krauses. Auf Anfrage unserer Redaktion teilt der Referent für Arbeit und Wirtschaft mit, es sei traurig, dass ein solch identitätsstiftendes Fest wie die Wiesn derart in Misskredit gezogen werde. Derlei Aussagen würden natürlich auch international beachtet. „Der Schaden für den Ruf des Oktoberfestes ist noch gar nicht absehbar. Das kostet uns viel Zeit und Aufwand, das wieder in die richtige Bahn zu rücken.“
Man solle seine Aussage nicht so bierernst nehmen“, sagt Krause. Er gehe sehr gerne auf die Wiesn und wollte darauf hinweisen, dass das Münchner Motto „Leben und leben lassen“ auch für Cannabis gelten sollte. „Cannabis ist eine Droge, Alkohol aber auch. Trinken ist gesellschaftlich akzeptiert, Cannabis dagegen wurde lange Zeit verteufelt. Da haben wir in Deutschland bisher mit zweierlei Maß gemessen beziehungsweise tun es teilweise immer noch.“ Es sei gut, dass das der Bundestag mit der Legalisierung jetzt ändern möchte.