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Schwer erkrankt – und dann gefeuert: Angestellte verliert nach 13 Jahren Job bei Münchner Behörde

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Dorothea J. ist schwerbehindert. Sie klagt gegen ihre Kündigung.
Dorothea J. ist schwerbehindert. Sie klagt gegen ihre Kündigung. © Sigi Jantz

Die 52-jährige Dorothea J. ist schwerbehindert und wurde von ihrem Arbeitgeber - einer Münchner Behörde - aufgrund ihrer negativen Krankheitsprognose gekündigt. Dagegen zieht sie jetzt vor Gericht.

Seit 15 Jahren leidet Dorothea J. (52) an Multipler Sklerose. Trotz der unheilbaren Nervenkrankheit kämpft sie sich durch den Alltag – doch die letzten zwei Jahre brachten die Münchnerin an den Rand ihrer Kräfte. Denn obwohl sie seit 2009 beim Bezirk Oberbayern angestellt ist, erhielt sie im Februar die Kündigung. Der Grund: ihre negative Krankheitsprognose.

München: Dorothea J. gekündigt aus „personenbedingten Gründen“ und „aufgrund der dauerhaften Erkrankung“

Schwer krank und dann gefeuert – ein bitteres Schicksal für die Angestellte! „2018 habe ich noch den Motorradführerschein gemacht, doch Mitte 2019 ging es gesundheitlich drastisch bergab“, sagt Dorothea J. Ihre Krankheit setzt ihr seither immer mehr zu. „Ich kann keine 50 Meter mehr zu Fuß gehen, dann bin ich auf einen Rollator angewiesen.“ Die Folge: Seit Januar 2020 ist sie krankgeschrieben. „Ich hätte gerne wieder angefangen zu arbeiten“, sagt Dorothea J. Täglich müsste sie dafür von Berg am Laim in die Prinzregentenstraße. „Die Rentenversicherung hätte mir einen Fahrdienst zur Arbeit gestellt. Aber bevor das genehmigt werden konnte, wurde meine Wiedereingliederung einseitig beendet – ohne, dass mit mir gesprochen wurde.“ Am 3. Februar erhielt Dorothea J. schließlich die Kündigung aus „personenbedingten Gründen“ und „aufgrund der dauerhaften Erkrankung“, wie der Bezirk Oberbayern auf tz-Nachfrage bestätigt. Ihr Fall sei „ohne erkennbare Tendenz zur Genesung/Stabilisierung“, zudem bestehe eine „Unmöglichkeit“, Dorothea J. „einen leidensgerechten Arbeitsplatz anzubieten“. Das Inklusionsamt der Stadt hatte der Kündigung im Januar zugestimmt.

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Gekündigte Schwerbehinderte: „Ich bin gesund genug, um zu arbeiten“

Doch die Angestellte widerspricht: „Die negative Gesundheitsprognose ist durch drei Ärzte widerlegt. Man hätte mich einsetzen können. Ich bin gesund genug, um zu arbeiten und fühle mich diskriminiert aufgrund meiner Behinderung.“

Ich fühle mich diskriminiert aufgrund meiner Behinderung 

Dorothea J.

Als Sekretärin, in der Poststelle und Personalabteilung war Dorothea J. beim Bezirk Oberbayern bereits tätig. Gegen ihre Kündigung hat sie längst geklagt, am Mittwoch verhandelt das Arbeitsgericht den Fall. „Das Vorgehen einschließlich der Kündigung des Arbeitgebers“ bewertet J.s Anwältin Tamara Henle als „rechtlich höchst bedenklich und ethisch sehr fragwürdig“. Dorothea J. hat inzwischen eine Umschulung zur Kauffrau im Gesundheitswesen gemacht und sagt: „Hier sehe ich meine Zukunft.“ Vor Gericht geht es nun wohl um eine angemessene Abfindung. Andreas Thieme

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