Diese Geschichten sind nicht schwindelfrei: Wahr oder gelogen? Spannende Mythen über München

München steckt voller Geschichten und Mythen. Doch welche davon entsprechen auch tatsächlich der Wahrheit? Eine Stadtführerin klärt auf.
München - Der Löwenturm am Rindermarkt stammt von München-Gründer Heinrich dem Löwen. In den Mauern der Frauenkirche liegen die Gebeine reicher Bürger. München steckt voller Geschichten. Aber sind die auch wahr? Stadtführerin Carmen Finkenzeller kennt die Antworten.
Auf ihrer „Tour mit wahren Lügengeschichten“ der STATTreisen München hat sie unglaubliche Erzählungen rund um den Marienplatz parat. Nach jeder Station können die Zuhörer entscheiden, ob’s stimmt oder nicht. Einige Schätze der Lügentour präsentieren wir Ihnen hier zum Mitraten. Münchner Gschichtn, die nicht ganz schwindelfrei sind.
Unser München-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus der Isar-Metropole. Melden Sie sich hier an.
Sieben spannende Mythen über München: wahr oder gelogen?
1. Höhe der Türme
Die Frauenkirche aus dem 15. Jahrhundert ist das Wahrzeichen Münchens. Ihre berühmten Zwiebeltürme sind allerdings nicht gleich hoch. Der Nordturm ist 100 Meter hoch, der Südturm nur 99 Meter. Haben wir doch in der Schule gelernt, oder?
Die Lösung: Eine Lüge! Sie unterscheiden sich nur um 12 Zentimeter. Der Nordturm misst 98,57 Meter, der Südturm 98,45 Meter.
2. Alte Stadtmauer
Am 25 Meter hohen Löwenturm am Rindermarkt befindet sich ein gelbes Schild mit der Aufschrift: Legendärer Rest der ersten Stadtmauer Heinrichs des Löwen, 12. Jahrhundert. Stimmt diese Aussage?

Die Lösung: „Dass es sich um einen Rest der ersten Stadtmauer handelt, stimmt nicht“, sagt Stadtführerin Carmen Finkenzeller. „Das wäre die falsche Stelle, der Turm steht zu weit Richtung Innenstadt.“ Und sie weist darauf hin: „Man überliest leicht das Wort legendär. Und der Legende nach kann der Löwenturm natürlich sehr wohl auf Heinrich den Löwen zurückgehen.“ Welchen Zweck der Turm hatte, darüber sind sich Historiker nicht einig. „Fest steht, der Zugang muss über ein anderes Gebäude erfolgt sein, denn es gibt kein Treppenhaus, um in dem siebenstöckigen Turm nach oben zu gelangen.“
3. Tote hinter den Grabtafeln
Rund um die Peterskirche wie auch um die Frauenkirche gab es früher einen Friedhof. Als München immer mehr Einwohner bekam – und somit mehr Menschen starben – wurden die Friedhöfe an den Stadtrand verlegt und die Toten umgebettet. „Die Kirche erlaubte den reichen Münchnern, ihre teuren Steingrabplatten an der Kirchenmauer anbringen zu lassen“, erzählt Carmen Finkenzeller. „Dahinter wurden dann die Gebeine begraben.“

Die Lösung: Die verwitterten Grabplatten an den Außenmauern gibt es tatsächlich, zum Teil sind sie mehrere hundert Jahre alt. Gebeine wurden dahinter aber nie beigesetzt. Die Friedhöfe befanden sich um die Kirchen herum.
München ist Pendler-Hauptstadt
Sieben spannende Mythen über München: Doppel-Tanne, Wasserspeier und Wintergarten
4. Doppel-Tanne
Der Christbaum am Marienplatz sorgt jedes Jahr für Gesprächsstoff. Vor Jahren gab es einen besonders prachtvollen Baum. „Er war aber vor allem so schön, weil es eigentlich zwei Bäume waren – eine sogenannte „Doppeltanne“, so die Stadtführerin.

Die Lösung: Das stimmt! Der Baum des Jahres 2013 aus Bad Kohlgrub hatte sich am Stamm in rund acht Metern Höhe geteilt (links) – nur wer von unten ins Geäst nach oben schaute, konnte den Doppel-Baum erkennen.
5. Spuckende Wasserspeier
Am Rathaus gibt es Wasserspeier, oft Figuren mit verzerrten Fratzen oder Drachen. „Nach einem Umbau ersetzten Fallrohre die Wasserspeier. Das Wasser fließt nur noch aus der untersten Figuren-Reihe im Innenhof“, so Carmen Finkenzeller. Diese ließ man aus Angst vor Schäden bestehen.

Die Lösung: Schmarrn! Carmen Finkenzeller: „Wenn oben die Zuleitung abgedreht wird, kommt auch durch die untersten Wasserspeier kein Regen mehr raus.“
6. Die unglaubliche Reise des Kronschatzes
Dass der Kronschatz des bayerischen Könige noch in München ist, verdanken wir einem Schweizer. Kurz vor Endes des Zweiten Weltkriegs hatte Tino Walz, angestellt bei der Bayerischen Schlösserverwaltung, Angst, dass die Kostbarkeiten geplündert werden. Kurzerhand packte er den Kronschatz, der nach Kelheim ausgelagert worden war, kistenweise in seinen alten Opel Kadett und brachte ihn zum Tegernsee, wo er ihn in einem Kartoffelkeller versteckte.

Die Lösung: Stimmt! Architekt Tino Walz (1913 - 2008) gelang diese lebensgefährliche Aktion im April 1945, weil er seinen total überladenen Kadett mit einer Schweizer Fahne dekorierte und sich als Schweizer Kurier ausgab. Weitere Kunstschätze versenkte er in Kisten im Tegernsee. Erst als nach Kriegsende feststand, dass die Schätze in Bayern bleiben, verriet er seine Verstecke – und leitete später den Wiederaufbau der Residenz.
7. Ludwigs Wintergarten
Ludwig II. (1845 – 1886) ist für den Bau seiner Märchenschlösser weltberühmt. Was der Kini in München gebaut hat, ist weniger bekannt. Auf dem Dach der Residenz erschuf er ein tropisches Paradies: einen Wintergarten mit Palmen, Orchideen und einem See samt Schwänen.
Die Lösung: Das stimmt! 1869 wurde der 70 Meter lange und zehn Meter hohe gläserne Wintergarten auf dem Dach der Residenz gebaut. Darin ein indisches Zelt, eine beleuchtete Grotte und eine moderne Zentralheizung. Carmen Finkenzeller: „Doch der Teich war nicht ganz dicht, es tropfte nach unten in die Betten der darunter wohnenden Bediensteten.“ Nach Ludwigs Tod wurde der Wintergarten abgerissen.
Die Tour
Wer noch mehr raten möchte: Die nächsten Touren finden am 12. Februar um 15 Uhr und am 11. Juni um 11 Uhr statt. Dauer: 1,5 Stunden. Preis für Erwachsene: 15 Euro. Treffpunkt: Spielzeugmuseum. Für Kinder gibt eine Tour am 1.4. um 14 Uhr. Preis für Kids: 8 Euro. Anmeldung ist online möglich unter www.statt reisen-muenchen.de – es reicht aber auch, wenn Sie rechtzeitig zum Treffpunkt kommen.
Regelmäßig, kostenfrei und immer aktuell: Wir stellen Ihnen alle News und Geschichten aus München zusammen und liefern sie Ihnen frei Haus per Mail in unserem brandneuen München-Newsletter. Melden Sie sich sofort an!