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Giesinger Kult-Metzgerin hört auf: Schampus statt Schweinswürstl

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Von: Julian Limmer

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Metzgerin Denise Wachter
Denise Wachter sagt Prosit und verabschiedet sich von ihrer Metzgerei. © Astrid Schmidhuber

Nach 29 Jahren nimmt eine Giesinger Tradition Abschied. Metzgerin Denise Wachter übergibt ihren Laden an zwei Brüder.

München - Metzgerin Denise Wachter (58) ist eine Frau fürs Deftige. Das trifft gleichermaßen auf ihre Ware als auch auf ihr Wesen zu: Ihre Sprüche sind in Untergiesing legendär – man kann sie frech finden oder derb oder einfach nur urbayerisch-liebenswürdig. In jedem Fall ist Wachter ein Münchner Original. Ihren vielen Stammkunden wird deshalb bald wohl weniger ihre herzhafte Wurstware fehlen – denn die gibt’s dank ihrer Nachfolger weiterhin –, sondern mehr die herzhafte Art der Chefin. Denn Wachter hört nach 29 Jahren auf. Morgen ist ihr letzter Tag hinter der Theke!

Untergiesing: Treue und Herzenswärme der Metzgerei-Kunden werden fehlen

Für langjährige Kunden gibt’s zum Abschied Schampus statt Schweinswürstl – die Flaschen sind schon kaltgestellt. Neben Schaumwein werden dann aber auch „viele Tränen fließen“, sagt Wachter. Denn die Treue und Herzenswärme ihrer Kunden: Die werden ihr nach so vielen Jahren schon arg fehlen.

Von Wehmut ist in der Metzgerei kurz vor dem Finale aber noch wenig zu spüren – stattdessen gibt’s viel Gaudi. Einem älteren Herren, der den Laden betritt, ruft Wachter über die Theke mit einem Augenzwinkern zu: „Schicken Sie mir doch nächstes Mal ihren Buam, der ist noch a bisserl jünger.“ Gelächter! Eine andere Frau fragt die Metzgerin: „Wos, sie fahren in den Urlaub? Brauchen’s no a Begleitung? Ich spreche nämlich viele Sprachen – hauptsächlich aber Bairisch.“ Wieder Gelächter! Fast alle Kunden kennt Wachter mit Namen, für alle nimmt sie sich viel Zeit. „Ein Geschäft muss man auch fühlen können“, sagt sie. Ihre Art, das sei keine „Schauspielerei“, sondern echte Emotion. Das spüren die Kunden. „Diese Giesinger Instution“, wie eine Kundin sagt, werde dem Viertel abgehen.

Untergiesinger Metzgerei: Mitarbeiter sind rar geworden

Doch alles hat eben ein Ende, in Wachters Fall auch die Wurst. Denn: In den vergangenen Jahren sei es schwieriger geworden. Hatte die Chefin anfangs noch sechs Mitarbeiterinnen, war es am Ende schwer, überhaupt noch jemanden zu finden. „Wie überall im Handwerk fehlt das Personal“, sagt Wachter. Deshalb sei sie sehr froh darüber, zwei Nachfolger gefunden zu haben: die Brüder Leo und Ali Gashi. „Zwei dynamische Männer, die auch äußerlich wos hermachen, ned so wie ich“, sagt Wacher und lacht.

Metzgerin Denise Wachter und die Brüder Ali und Leo Gashi.
Metzgerin Denise Wachter übergibt den Laden an die Brüder Ali und Leo Gashi. © Astrid Schmidhuber

Für sie sei das Ende aber auch ein „Neuanfang“, sagt sie. Lange genug sei fast jeden Tag von halb vier Uhr morgens bis kurz vor 20 Uhr abends im Laden gestanden. Sie habe das sehr gern gemacht: „Metzgerin war immer mein Traumberuf.“ Doch jetzt wolle sie sich auch mehr ihrer zweiten Leidenschaft widmen: dem Segeln. Es gebe noch so viel zu entdecken auf der Welt. Aber auch sozial engagieren wolle sie sich im Ruhestand. Essen auf Rädern, so etwas könne sie sich gut vorstellen – damit kenne sie sich ja aus.

Und dann kommt doch noch wehmütige Stimmung auf in der Metzgerei. Kunden kommen, die Abschiedsgeschenke bringen – Bilder und Blumen. Es folgen lange und innige Umarmungen. „Bei jeder Segelwende werde ich an euch denken“, sagt Wachter. Eine Frau mit weißem Haar entgegnet „Wir werden Sie auch nie vergessen.“ Man merkt: Es geht um die Wurst…

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