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GWG und Gewofag München schlagen Alarm: Nur noch 650 neue Wohnungen pro Jahr möglich - es fehlt an Geld

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Auf einer Baustellen werden mehrere große Gebäude gebaut
Häuser in der Erstellungsphase: In München herrscht nach wie vor Mangel an Wohnraum. © Marcus Schlaf

Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften GWG und Gewofag schlagen Alarm. Ab 2025 könne man zusammen nur noch rund 650 Wohnungen pro Jahr errichten. Politisch gewünscht wären 2000. Problem: Es fehlt an Geld, auch weil die Mieten nicht erhöht werden. Die Stadt soll nun einspringen.

München - Wohnungsbau und günstige Mieten sind zentrale Themen in München. Ihren Teil dazu beitragen sollen die städtischen Wohnungsbaugesellschaften GWG und Gewofag. Dafür hat der Stadtrat Ziele fixiert, seit 2018 sollen mindestens 1250 Wohnungen gebaut werden, die bezahlbar sind. In der Wirtschaftsplanung 2021 bis 2025 geht die Verwaltung sogar von rund 1500 Wohnungen pro Jahr aus. Im Oktober hatten Grüne und SPD die Zielzahlen auf 2000 Wohnungen durch Gewofag und GWG erhöht. Doch bereits jetzt steht fest: Selbst die Zielzahl von 1500 Wohnungen ist für die städtischen Baugesellschaften schon bald nicht mehr zu erreichen. „Ab dem Jahr 2025 könnten die Gesellschaften aus eigener Kraft nur noch zusammen jährlich 650 Wohnungen im Durchschnitt fertigstellen.“ Das geht wörtlich aus einer Beschlussvorlage hervor.

München: Verzicht auf Mieterhöhungen kostet GWG und Gewofag 100 Millionen Euro

Die Gründe für diese Einschätzung sind vielfältig. So hatte der Stadtrat 2018 die Mieten bei den städtischen Gesellschaften zunächst gedämpft und im Sommer 2019 gar den städtischen Mieten-Stopp beschlossen, der ein Aussetzen der Mieterhöhungen bis zum 31. Juli 2024 festschreibt. Das führt dazu, dass GWG und Gewofag in dem Zeitraum auf 100 Millionen Euro Mehreinnahmen verzichten, die durch Mietpreiserhöhungen hätten generiert werden können.

Ein weiterer Grund sind die üblichen Steigerungen der Baukosten. Zum Vergleich: Im August 2021 lagen sie um 11,8 Prozent höher als im Vorjahr. Außerdem spielen gewünschte höherer energetische Standards (EH 40) bei Neubauten eine Rolle. Was obendrein finanzielle Auswirkungen hat, sind die Vorkaufsrechte. In den Jahren 2018 bis 2021 kaufte München für rund 787,1 Millionen Euro Wohnungen. Zwar zahlte die Stadt davon 656,9 Millionen Euro. Den Restbetrag aber finanzieren die Wohnungsbaugesellschaften durch Kredite.

München: GWG und Gewofag brauchen 725,8 Millionen Euro bis 2030

GWG und Gewofag sind Töchter der Landeshauptstadt, die zusammen 65 902 Wohnungen verwalten. Zum Vergleich: Rund 800 000 Wohnungen gibt es in München. Bereits die jüngsten Steigerungen der Wohnungsbauzahlen waren nur mit finanziellen Zuschüssen möglich. Zuletzt hatte der Stadtrat ein 250-Millionen Euro-Programm für die Jahre bis 2025 aufgelegt. Das wird aber nicht reichen. „Mit zusätzlichen finanziellen Mitteln von rund 725,8 Millionen Euro können Gewofag und GWG in den zehn Jahren 2021 bis 2030 insgesamt 14 840 Wohnungen fertigstellen, davon 9531 Wohnungen im EH 40 Standard“, heißt es in der Vorlage, mit der sich der Stadtrat am nächsten Mittwoch befasst.

Grüne und SPD wollen weiter an den Zielzahlen festhalten und finanziell helfen. SPD-Chef Christian Müller weist auf zahlreiche Fördermöglichkeiten durch Bund und Freistaat hin. „Wir gehen davon aus, das mit diesen Mitteln zu rechnen ist. Wir müssen schauen, welche Summen dann noch übrig bleiben. Aber grundsätzlich halten wir das für finanzierbar.“

Es sei von Beginn an klar gewesen, dass GWG und Gewofag die Neubauten nicht aus komplett eigenen Mitteln stemmen könnten, sagt Grünen-Chefin Anna Hanusch. „Und wir wollen das nicht mit Mieterhöhungen gegenfinanzieren. Das ist auch ein wichtiges Signal, dass GWG und Gewofag weiter in den Bau günstiger Wohnungen investieren.“

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