U-Bahnfahrer vergewaltigt 18-Jährige - wie sicher fühlen sich die Münchnerinnen?

Furchtbarer Vorfall in München: Eine 18-jährige Frau ist in der U-Bahn eingeschlafen und vom Fahrer vergewaltigt worden. Nach Bekanntwerden der Tat hat sich die MVG dazu geäußert.
Update vom 13. Juli 2018 17 Uhr
Wie sicher oder unsicher fühlen sich die Münchnerinnen nach dem Übergriff auf eine schlafende 18-Jährige durch einen U-Bahnfahrer? Unser Reporter Severin Heidrich hat sich in der Stadt umgehört und mit drei Frauen gesprochen. Lesen Sie hier ihre Antworten:
Zweifel im Hinterkopf
Zuletzt war ich für eine Weile in Hongkong und ich muss schon sagen: Die größte Sorge auf der Reise hatte ich in der S-Bahn vom Flughafen nach Hause. Das war um sechs in der Früh, und da waren total viele besoffene Männer, die rumgepöbelt haben. Da weiß man halt nie, was die vielleicht im Schilde führen. Man muss halt im Hinterkopf haben, dass die nicht immer das Beste wollen.
Bernadette S. (28), Pianistin aus München
Tägliche Routine
Ich habe ein halbes Jahr in Palermo gelebt, da hatte ich nachts immer ein mulmiges Gefühl. In München habe ich mich aber noch nie unsicher gefühlt. In so einer großen Stadt ist man ja nie wirklich alleine. Mit der U-Bahn zu fahren ist für mich tägliche Routine – auch nachts nach dem Spätdienst. Da trifft man auch mal besoffene Pöbler. Angst habe ich aber nicht.
Marianne P. (24), Studentin aus München
Fahre nie nachts
Am Tag habe ich keine Probleme, aber nach 23 Uhr fahre ich grundsätzlich nicht mehr mit der U-Bahn. Wenn es gar nicht anders geht, nehme ich meinen Hund mit. Oder mein Freund begleitet mich. Als ich vor fünf Jahren hergekommen bin, habe ich mich noch viel sicherer gefühlt als heute. Auch die Videoüberwachung hilft mir da nicht viel weiter.
Carolin M. (27), Selbstständige aus München.
Update von Freitag, 13. Juli 2018 10.40 Uhr
Nach Bekanntwerden der Vergewaltigung einer 18-Jährigen durch einen U-Bahnfahrer hat sich die MVG zu Wort gemeldet und zeigt sich tief bestürzt: „Wir sind fassungslos, eine abstoßende Tat“, sagt der Sprecher der Münchner Verkehrsgesellschaft, Matthias Korte.
Am Montag wurde der Mann verhaftet. Kurz nach der Tat hatte er sich krank gemeldet und wollte erst wieder Anfang dieser Woche in den Dienst zurückkehren. Doch laut Korte kam es gar nicht so weit. „Unser ehemaliger Mitarbeiter wurde noch vor Dienstantritt an einem U-Bahnhof festgenommen“, erklärt er. Ehemalig, weil der mutmaßliche Vergewaltiger nach Bekanntwerden seiner Tat selbst die Initiative ergriff und seinen Job kündigte. Korte: „Sonst wäre er natürlich fristlos entlassen worden.“
Der Tatverdächtige arbeitete 20 Jahre lang für die Verkehrsbetriebe. In der Zeit hatte er sich offenbar nie etwas zu schulden kommen lassen. „So einen Fall gab es zum Glück bisher noch nicht bei uns“, sagt der MVG-Sprecher auf Nachfrage. Die Angestellten der MVG seien intern über die Tat informiert worden. Das Vertrauen in U-Bahnfahrer dürfte allerdings nachhaltig erschüttert sein: „Ein solcher Fall färbt natürlich auch auf alle U-Bahn-Fahrer ab“, sagt der Sprecher.
Dass die Tat überhaupt ans Licht kam, war ein großer Zufall. Denn Videoaufnahmen werden nach 48 Stunden automatisch überspielt. Hätte nicht die Polizeistreife die junge Frau entdeckt und das Videomaterial entsprechend schnell angefordert, hätte wohl nie jemand von der Vergewaltigung in der Wendeschleife erfahren.
Die Erstmeldung von Donnerstag, 12. Juli 2018
München - Am Samstag, 16. Juni, gegen 7.30 Uhr morgens, stieg eine laut Polizei stark alkoholisierte 18-Jährige an der U-Bahnhaltestelle Klinikum Großhadern aus. Offenbar war sie im Zug eingeschlafen, da die U-Bahn, in der sie saß, aus der Wendeanlage in den Bahnhof einfuhr.
Eine Polizeistreife wurde auf die junge Frau am Bahnsteig aufmerksam, da ihre Hose und ihr BH - er schaute unter dem T-Shirt heraus - geöffnet waren.
Auf Nachfrage der Polizisten konnte sich die junge Frau nicht mehr genau erinnern, was passiert war. Wie die Polizei berichtet, hatte sie zu dem Zeitpunkt 1,77 Promille.
Sie war allerdings aufgewacht, als der U-Bahnfahrer vor ihr stand und seine Hand in ihrer Hose hatte. Sie gab dem Mann nach eigener Aussage zu verstehen, er solle das lassen und verließ daraufhin die U-Bahn.
Die Polizei wertete daraufhin die Videoaufnahmen aus. Laut Polizei ist die Tat auf den Aufnahmen eindeutig zu erkennen. Am Montag, 9. Juli konnte der Tatverdächtige während der Arbeit in der U-Bahn in München festgenommen werden.
Der 57-Jährige stammt aus dem Landkreis Pfaffenhofen, hat die deutsche Staatsangehörigkeit und ist verheiratet. Er wurde wegen Vergewaltigung einer Widerstandunfähigen und unterlassener Hilfeleistung angezeigt. Nach den polizeilichen Maßnahmen wurde er wieder entlassen. Der Staatsanwalt beantragte einen Haftbefehl, der vom Gericht allerdings abgelehnt wurde.
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Die wichtigsten Geschichten aus diesem Teil Münchens posten wir auch auf der Facebook-Seite „Hadern – mein Viertel“.