München stellt Armutsbericht 2022 vor: Jeder sechste Mensch von Armut gefährdet ‒ Wie die Stadt hilft

Laut dem Armutsbericht 2022 sind gerade Familien mit Kindern und ältere Menschen von Armut betroffen. Die Stadt fordert mehr Geld, damit ein Leben in München möglich bleibt.
München ‒ In München wurde heute der Armutsbericht 2022 vorgestellt. Dieser stellt die Lebenssituation der Bürger dar und beschreibt Maßnahmen der Stadt, Armut zu bekämpfen.
Demnach haben 17 Prozent und damit rund 266.000 Menschen in München ein Einkommen unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle. „Jeder sechste Mensch in München ist laut Armutsbericht heute armutsgefährdet,“ sagt Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD).
Armutsbericht 2022 ‒ Jeder sechste Mensch in München von Armut gefährdet
Der Anteil der von Einkommensarmut betroffenen Menschen ist laut Mitteilung der Stadt gegenüber dem letzten Armutsbericht aus dem Jahr 2017 nahezu gleichgeblieben.

Die Entwicklung werde laut Dietl durch die Corona-Pandemie, die Energie-Krise und die Inflation jedoch weiter verschärft. Die Stadt München habe daher neben bereits bestehenden Hilfen zusätzlich einen Stromkostenzuschuss und einen Wärmefonds eingerichtet.
Weiterhin gebe es auch kostenlose Schuldnerberatungen und Finanztrainings für von Verschuldung bedrohte Haushalte.
Armut in München - Familien mit Kindern und ältere Menschen betroffen
Die Schwelle zur Armut liegt dem Bericht zufolge bei einem Ein-Personen-Haushalt bei netto 1.540 Euro und ist damit rund 200 Euro höher als 2017. Besonders von Armut betroffen seien Alleinerziehende, Familien mit drei oder mehr Kindern und Menschen mit Behinderung und chronischen Erkrankungen.
„Besonders die hohen Mieten zehren an der Belastbarkeit der Menschen, die von Armut betroffen sind. Fast zwei Drittel der Betroffenen müssen 40 Prozent oder mehr für die Mietkosten aufbringen, die nun durch die extrem steigenden Energiepreise weiter ansteigen,“ sagt Sozialreferentin Dorothee Schiwy.
Angestiegen sei auch die Zahl von älteren Menschen, die in Armut leben. Für sie stelle München Leistungen, wie ein Mittagstisch oder „weiße Ware“ wie Kühlschränke oder Waschmaschinen, bereit.
Kinder, die von Armut betroffen sind, könnten kostenlos an Sport- und Freizeitveranstaltungen der Stadt teilnehmen.
Das Leben in München ist teuer - Erhöhung der Regelsätze und des Mindestlohns gefordert
Bürgermeisterin Dietl fordert die Bundesregierung auf, die Regelsätze für die Grundsicherung von Arbeitssuchenden und der Sozialhilfe generell zu erhöhen. Eine Erhöhung des Regelsatzes auf 650 Euro in Ballungsgebieten sei dabei das Minimum, um Menschen ein Leben in einer teuren Stadt wie München zu ermöglichen.
„Die horrend gestiegenen Lebenshaltungskosten in München werden weiter zu einer Bedrohung von Armut führen, wenn nicht der Mindestlohn noch weiter angehoben wird,“ führt Sozialreferentin Schiwy weiter aus. „Zwölf Euro reichen für Ballungsräume wie München künftig nicht aus.“
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