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So geht Artenschutz in München ‒ Tierpark Hellabrunn wildert nachgezüchtete Bachforellen im Auer Mühlbach aus 

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Von: Kristina Beck

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Hellabrunn wildert nachgezüchtete Bachforellen im Auer Mühlbach aus. Tierpark-Direktor Baban und Kuratorin halten die Eimer mit den Fischen.
Hellabrunn setzt nachgezüchtete Bachforellen im Auer Mühlbach aus. © Tierpark Hellabrunn

„Wie überleben wir gemeinsam?“ Rasem Baban, Direktor im Tierpark Hellabrunn, hat der Klimakrise den Kampf angesagt. Mit der Aktion will er dem heimischen Artensterben entgegentreten.

München / Thalkirchen ‒ Bis zu 23,4 Grad warm war die Isar in diesem Sommer ‒ das sind fast fünf Grad zu warm für die Bachforelle. Denn der rotgetupfte Fische fühle sich ab 18 Grad nicht mehr wohl, erläutert Eduard Rauch, Fachwart für Flussgewässer beim Verein Isarfischer. Artensterben in den voralpinen Gewässern und auch in der Isar sei die konkrete Konsequenz der Klimakrise.

Um dem Fischrückgang Einhalt zu gebieten und die Erhaltung der gefährdeten heimischen Bachforelle zu fördern, hat der Tierpark Hellabrunn heute gezüchtete Bachforellen im zooeigenen Auer Mühlbach ausgesetzt. „Das ist schon etwas Besonderes, denn auf diese Weise tragen wir zum Artenschutz bei“, sagt Lena Bockreiß, Kuratorin im Tierpark Hellabrunn.

Gegen die Klimakrise und für den Artenschutz: Tierpark Hellabrunn setzt Bachforellen aus.

Etwa 150 bis 200 Jungfische wurden heute bei Sonnenschein und weiß-blauem Himmel in Zusammenarbeit mit den Isarfischern e.V. in den Auer Mühlbach gesetzt, um die Fischpopulation in der Isar anzureichern. Die ausgewilderten Fische sollen dazu beitragen, die Bestände zu stabilisieren und die heimische, biologische Vielfalt zu stärken.

Ursache des Rückgangs: Immer weniger Lebensraum

Die Ursache im Verschwinden der Bachforelle sind neben der Klimakrise und der stark angestiegenen Temperaturen die Verschmutzung der Isar. Rasem Baban, Tierpark-Direktor in München, führt auch das vermehrte Aufkommen von Schlauchbooten als Beispiel an. Sie würden den Kies aufwirbeln und den Forellen ihren Lebensraum nehmen.

Rasem Baban, Tierpark-Direktor, vor den Eimern mit den Fischen, die im Auer Mühlbach für den Artenschutz ausgewildert wurden.
Rasem Baban wartet, bis sich die Tiere im kalten Wasser akklimatisiert haben. © Kristina Beck

Gewässerausbau und Querbauten in Flüssen, Bächen und Seen sorgen für den kontinuierlichen Rückgang vieler Bestände. Das Einsetzen von Jungfischen sei daher eine wichtige Naturschutzmaßnahme, an denen sich der Tierpark Hellabrunn aktiv beteiligt, heißt es in der Mitteilung des Tierparks.

Wie sieht mein Beitrag aus?

Auf die Frage, wie Bürger zu Artenerhalt beitragen können, hat der Zoodirektor eine klare Meinung: „Vom Großem zum Kleinen.“ Man solle klimaschädliches Verhalten insgesamt reduzieren, z. B. auf Fernreisen verzichten. Aber auch scheinbar kleine Dinge können eine große Wirkung haben, zum Beispiel im Sommer nicht in tiefe Gumpen zu springen, um Fische in ihrem natürlichen Habitat nicht zu stören.

Züchtung im Mühlendorf ‒ Fischbruthaus für den Artenschutz

Das Hellabrunner Fischbruthaus im Mühlendorf beherbergt seit seiner Eröffnung im Jahre 2018 ein wertvolles Schutzprojekt vor Ort im natürlichen Verbreitungsgebiet der Fischarten. Gefährdete Arten werden hier erfolgreich nachgezüchtet und in heimischen Gewässern wiederangesiedelt. „Die in Hellabrunn gezüchteten Bachforellen sind nun etwa 10 bis 25 cm groß und kräftig genug, um zu überleben. Sie werden in den Auer Mühlbach entlassen, so dass sie sich ungehindert ihren Lebensraum suchen können“, so Bockreiß.

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