Hilfe an Gleis 11 ‒ Bahnhofsmission München mit Sonderpreis für Engagement ausgezeichnet

Seismograf für Nöte und Sorgen der Gesellschaft: Die Bahnhofsmission München wird für ihr Engagement geehrt. Seit 125 Jahren steht sie Hilfe suchenden Menschen bei.
München ‒ Die Bahnhofsmission München und das Bahnhofsmanagement München erhalten den diesjährigen Sonderpreis zum Bayerischen Eisenbahnpreis. Die Hilfsorganisationen werden damit für ihr außerordentliches Engagement bei der Betreuung von Ukraine-Geflüchteten geehrt, die in München mit dem Zug ankommen.
Den Preisträgern werden 7. Dezember 2022 im DB Museum in Nürnberg die sogenannte „Adler-Medaille“ und eine Urkunde überreicht – in Gedenken an den „Adler“, die Lokomotive, die am 7. Dezember 1835 erstmals von Nürnberg nach Fürth fuhr.
Preis für Bahnhofsmission: Organisation aus München hilft seit 125 Jahren Menschen in Not
„Wir sind wie ein Seismograph. Die Sorgen und Nöte der Gesellschaft landen direkt bei uns an Gleis 11. Aber nicht nur aus München oder Deutschland: Vier Tage nach Kriegsausbruch in der Ukraine am 24. Februar sind die dort ausgelösten menschlichen Tragödien und Schicksale auch hier bei uns angekommen“, schildert Bettina Spahn, Leitung der Katholischen Bahnhofsmission München, ihre Erfahrungen.
Die Münchner Bahnhofsmission wurde bereits vor 125 Jahren von der Sozialpolitikerin und Frauenrechtlerin Ellen Ammann gegründet. Heute ist sie die älteste und eine der größten Bahnhofsmissionen Deutschlands in evangelischer und katholischer Trägerschaft.
An Gleis 11 des Münchner Hauptbahnhofs stehen ihre Türen täglich rund um die Uhr für Reisende und Hilfesuchende offen. Mehr als 500 sind es täglich.
„In extremen Fällen wird auch mal ein Büro kurzfristig zur Schlafstätte für völlig erschöpfte Geflüchtete umfunktioniert“, erzählt Barbara Thoma, Leitung der Evangelischen Bahnhofsmission München. Solche Extremsituationen gehören für das Team zum Alltag.
Denn die erste Anlaufstelle für Menschen auf der Flucht ist häufig die Bahnhofsmission. Hier können sie kurz zur Ruhe kommen und Kräfte sammeln, essen und trinken, sich über die nächsten Schritte und Anlaufstellen beraten lassen.
Viele Ukrainer bekommen Unterstützung in der Bahnhofsmission
Allein im März nahmen circa 3500 Ukrainer das Angebot der Bahnhofsmission in Anspruch, davon waren circa 1500 Kinder, wie aus der Mitteilung der Bahnhofsmission ergeht. Entsprechend stieg die Zahl der Beratungen und der Notversorgung. Unter anderem wurden nach einem Aufruf 4500 Provianttüten über die Bahnhofsmission verteilt.
Die Bahnhofsmission betreute die Notschlafstelle in der ehemaligen L’Osteria mit 100 Feldbetten und beherbergte insbesondere Frauen und Kinder im nächtlichen Schutzraum der Bahnhofsmission, dem angeschlossenen Lavendel sowie in nahegelegenen Pensionen.
„Wir sind sehr froh über die Ehrung und darüber, dass der unermüdliche Einsatz unserer Mitarbeitenden und ehrenamtlich Helfenden wahrgenommen wird“, freut sich Barbara Thoma.
Bayerischer Eisenbahnpreis
Seit 2018 verleiht das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr den „Bayerischen Eisenbahnpreis“ alle zwei Jahre für besondere Qualität im Bahnverkehr.
Zusätzlich kann der bayerische Verkehrsminister Sonderpreise für besondere Leistungen ausloben. Die Wahl von Staatsminister Christian Bernreiter fiel dabei dieses Jahr auf das Bahnhofsmanagement und die Bahnhofsmission München.
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