„Ein Riss reicht“ ‒ Söder erleichtert Abschuss von Wölfen und Fischottern in Bayern deutlich

Söder setzt den Plan für den erleichterten Abschuss von Wölfen in Bayern durch - nun reicht ein Riss. Auch muss nicht das entsprechende Tier „entnommen“ werden.
München ‒ Ministerpräsident Markus Söder hatte es bereits angekündigt, nun liegt der Beschluss des Kabinetts vor: Wölfe und Fischotter können in Bayern künftig leichter abgeschossen werden.
Bei beiden Tieren sei der sogenannte Erhaltungszustand „sehr, sehr gut. Eine Entnahme muss deswegen möglich sein“, sagte der CSU-Politiker laut dpa. Man habe dies nun „deutlich erleichtert“.
Söder: Wölfe und Fischotter können in Bayern leichter abgeschossen werden
Das Entscheidende sei: „Ein Riss reicht.“ Es brauche also nicht mehr unzählige gerissene Tiere, sondern nur einen Riss. Dann könne in dem Gebiet eine „Entnahme erfolgen“.
Es müsse auch nicht der eine Wolf ermittelt werden. „Jetzt kann man die Wölfe dann generell in der Region entnehmen.“ Die Landratsämter bekommen nach Worten Söders die Möglichkeit, über den Abschuss selbstständig zu entscheiden.
Der Bund Naturschutz (BN) klagt nun gegen die neue Verordnung.
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Bayerns Rudeltiere in Gefahr: Söder will Abschuss von Wölfen deutlich erleichtern
Erstmeldung: 18. April
München ‒ Mit dem aktuellen Bären-Nachweis in Oberbayern oder dem von einer Bärin getöteten Jogger im italienischen Trentino habe die bayerische Initiative erst einmal nichts zu tun. Es gehe nur um den Wolf. Das sagte Markus Söder (CSU) am Dienstag nach einer Kabinettssitzung, wie die dpa mitteilte.
Abschuss von Wölfen in Bayern soll ab 1. Mai deutlich leichter werden ‒ und folgt damit dem Beispiel in Tirol
Und dieses graue Rudeltier steht im Mittelpunkt der neuen Pläne der Staatsregierung. Denn Bayern will den Abschuss von Wölfen spätestens vom 1. Mai an deutlich erleichtern.
Die Details sollen das Umwelt- und das Agrarministerium zwar nun erst bis zur kommenden Woche ausarbeiten. Die Regelung solle aber bereits vor dem Beginn der Weidesaison am 1. Mai „in trockenen Tüchern sein“, sagte Söder.
Er deutete eine sehr weitgehende bayerische Regelung an, ähnlich wie zuletzt in Tirol. Der strenge Schutzstatus des Wolfes sei im Freistaat „eigentlich in der Form nicht mehr angemessen“, argumentierte er. Jedenfalls in einigen Regionen sei die Population schon groß.
Der Wolf ist nach europäischem und deutschem Recht allerdings nach wie vor streng geschützt. Aber auch Tirol hatte zuletzt entschieden, dass Wölfe dort künftig wesentlich leichter abgeschossen werden können. Auch dort hatten die Verantwortlichen angesichts der Naturschutz-Vorschriften allerdings von einem „Grenzgang“ gesprochen, heißt es in der dpa-Mitteilung.
Aiwanger: Entschluss bewege sich juristisch „auf dünnem Eis“
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) räumte jedoch ein, die Staatsregierung bewege sich auf juristisch dünnem Eis. Söder entgegnete, man wolle die geplante Verordnung „so rechtssicher wie möglich machen. Wir sind aber auch entschlossen, mutig zu entscheiden“.
Aiwanger betonte, man versuche zu tun, was man tun könne, was in bayerischer Zuständigkeit möglich sei. Er deutete laut dpa an, dass man dazu beispielsweise eine Gefährdung der Alm- und Weidewirtschaft und letztlich von Menschen feststellen könnte. Und wenn es eine Übergriffsgefahr auf den Menschen gebe, etwa wenn sich die Tiere zu sehr den Dörfern nähern, seien Ausnahmen vom Artenschutz möglich.
„Oder eben wenn ein Wolf durch seine Anwesenheit den Weideschutz gefährdet, das heißt, der Weidebetrieb wird nicht mehr möglich.“ Denn wenn ein Tier durch seine Anwesenheit die Kulturlandschaft verändere, „dann kann auch zugegriffen werden“, argumentierte Aiwanger.
BN übt scharfe Kritik am Abschuss-Vorhaben der Staatsregierung ‒ Wofür die Experten stattdessen plädieren
Richard Mergner, Landeschef beim Bund Naturschutz (BN), erwiderte entschieden: Wolf und auch Fischotter seien als gefährdete Arten sowohl durch die europäische als auch durch die deutschen Richtlinien geschützt. „Darüber kann sich auch ein Herr Söder oder Herr Aiwanger nicht einfach so hinwegsetzen.“
BN-Fachmann Uwe Friedel schlägt stattdessen eine Ausweitung der Herdenschutzmaßnahmen vor, so beispielsweise durch wolfssichere Zäune und Herdenschutzhunde. Denn die staatliche Förderung sei grundsätzlich zwar gut und großzügig, jedoch nicht überall verfügbar.
Bisher könnten lediglich Tierhalter in sogenannten Wolfskulissen staatliche Gelder beantragen, also in den Regionen, in denen standorttreue Wölfe leben. Angriffe von Wölfen auf Schafe oder Ziegen gebe es aber häufig von durchwandernden Wölfen in anderen Regionen. Dort müssten Tierhalter die Kosten für die Schutzmaßnahmen bislang selber zahlen. „Der Wolf breitet sich aus, es werden mehr Wölfe kommen“, sagte Friedel. Deswegen müssten die Schutzmaßnahmen ausgeweitet werden.
Landesamt für Umwelt identifiziert Bär in Oberbayern
In Oberbayern wurden ganz aktuell wieder Spuren eines Braunbären gesichtet. Das Tier habe am vergangenen Wochenende in den Landkreisen Miesbach und Rosenheim im Grenzgebiet zu Österreich Trittsiegel im Schnee hinterlassen, wie das Bayerische Landesamt für Umwelt in Augsburg mitteilte.
Die Spuren seien ausgewertet und ein Braunbär bestätigt worden, hieß es. Nähere Angaben zu dem Bären seien aufgrund von Trittsiegeln nicht möglich. Der letzte bestätigte Hinweis auf einen Braunbären in Bayern stammte demnach aus dem Sommer 2022.
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