Ein Gottesdienstbesuch soll ihrer Meinung nach freiwillig erfolgen, Druck werde keiner ausgeübt. Den müsse die zweifache Mutter auch gar nicht ausüben. Nicht an jedem Sonntag, aber es gibt Tage, an denen sie alle vier, als Einheit, zur Kirche gehen. Die Tochter freue sich, eine Freundin dort zu sehen, ihren Bruder fasziniere das Orgelspiel, überhaupt die Musik bei den Gottesdiensten. Schniedermanns Mann höre gerne der Predigt zu. Jeder geht aus eigener Motivation mit und daher auch gerne. „Manchmal düsen die Kinder auf ihren Rollern oder dem Fahrrad in Richtung Kirche davon. Denn wenn sie sich für sich entschieden haben, zum Gottesdienst zu gehen, dann freuen sie sich auch darauf“, erzählt Schniedermann.
Es sind Alltagserlebnisse und Erfahrungen wie diese, die in „Ich würde Jesus meinen Hamster zeigen“ zu lesen sind. Schniedermann schildert, angereichert mit vielen persönlichen Eindrücken, den Glaubensalltag ihrer Familie. Dabei orientiert sie sich an den Festen des Kirchenjahres, aber geht ebenso auf Rituale wie das Tischgebet oder Laternenumzüge ein. Auch der Tod, das Fasten und die Erstkommunion bleiben nicht unerwähnt.
„Ich wende mich an aufgeschlossene, offene und neugierige Eltern“, so die Autorin. Natürlich seien auch diejenigen, die sich in der Kirche bestens auskennen, willkommene Leser. Schniedermanns Idee ist es, all die Eltern zu bestärken, die vielleicht noch unsicher sind, wie sie mit ihren Kindern den Glauben in den heutigen Alltag integrieren können.
Oder anders gesagt: Wie man den Glauben heute ganz natürlich lebt. „Wir machen uns ja als Eltern so unsere Gedanken, wie wir unsere Kinder grundsätzlich erziehen wollen. Ebenso gibt es in jeder Familie Regeln wie ,Bitte Schuhe ausziehen‘. Und jeder hat Werte, die ihm besonders wichtig sind“, so Schniedermann. Und so habe sie sich auch selbst gefragt: „Wie machen wir das hier eigentlich? Wie handhaben wir den Umgang mit dem Glauben?“
Ganz wichtig sei es ihr zu trennen: zwischen den Themen der Amtskirche und der Wiedergabe von Werten wie zum Beispiel, der kirchlichen Botschaft und dem Glauben. „Diese Trennung habe ich für mich persönlich schon früh so vollzogen“, sagt Schniedermann. Ihr gehe es vielmehr darum, ihren eigenen Kinder das mitzugeben und das vorzuleben, was ihr als Gläubige wichtig sei. „Meine Kinder haben ein Wissen um die Feste der Kirche und ihre Hintergründe. Das möchte ich ihnen alles nicht vorenthalten, auch nicht den Spaß, der damit verbunden ist“, betont die Mutter.
Ihre eigene religiöse Erziehung sei noch eine andere gewesen. Nun habe sie gemeinsam mit ihrem Mann, der nicht getauft ist, einen eigenen, zeitgemäßen und individuellen Weg gefunden. Und an diesem möchte sie ihre Leser teilhaben lassen.
„Für die Kirchenzeitung ,Kirche + Leben‘ habe ich von 2011 bis letztes Jahr eine Familienkolumne über teilweise dieselben Themen wie jetzt in meinem Buch geschrieben“, sagt sie. Bestärkt darin, aus diesen Gedankenspielen über den Glaubensalltag mit der Familie ein ganzes Buch zu haben, hätten sie nicht nur die Gespräche mit dem Herder-Verlag, sondern unter anderem auch eine Unterhaltung mit einer Freundin. Diese habe erzählt, wie gerne sie ihrer Tochter ihren Glauben und ihre Ideen mitgeben würde, aber sie gestand auch, wie verunsichert sie sei, wie das heute funktionieren könne.
Schniedermann wiederum sieht das Geheimnis darin, dass es einen fließenden Übergang gibt. Denn: Religion findet nicht nur sonntags statt, sondern sieben Tage die Woche. Denn: Glaube gibt Halt, regt zum Nachdenken an und kann ein guter Lebensrat sein, weiß Schniedermann und fasst dies auch so gleich zu Beginn ihres Buches in Worte. Sie spreche mit ihren Kindern über das Thema Religion, da für sie darin so viel steckt. Ganz gleich ob es um Mitmenschlichkeit, das Teile, Ausgrenzung von anderen oder die wichtigste Botschaft, die Liebe, geht. Ebenso stecke im Glauben, das hätten sie auch Freundinnen bestätigt, Zuversicht, Optimismus sowie Toleranz und Offenheit.
Ideal, um Kindern Werte zu vermitteln, sind nun mal Geschichten. „Kinder lieben Geschichten, es gibt tolle Kinderbibeln. In diesen alten Bibelgeschichten stecken die Themen drin, die uns bis heute bewegen“, sagt Schniedermann. „Warum es wichtig ist, zu teilen oder auf Rücksicht zu nehmen — das sind Werte, die kann ich meinen Kindern auch ohne Bibel erklären. Aber es geht eben auch mit!“
Verena Rudolf
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