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Christine Schniedermann aus Trudering hat ein Buch über den Glaubensalltag in der Familie geschrieben

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Autorin Schniedermann mit ihrem neuen Buch.
Christine Schniedermann lebt mit ihrer Familie in Trudering. Ihr Buch „Ich würde Jesus meinen Hamster zeigen“ hat sie mit vielen Alltagserlebnissen angereichert, um ganz praktisch zu zeigen, wie sie den Glaubensalltag lebt. © oh

Christine Schniedermann hat ein Buch darüber geschrieben, wie der Glaubensalltag mit Kindern ablaufen kann. „Ich wende mich an aufgeschlossene, offene und neugierige Eltern“, so die Autorin, die mit ihrer Familie in Trudering lebt. Das Buch hat sie aus der Motivation heraus geschrieben, all die Eltern zu bestärken, die sich vielleicht noch unsicher sind, wie sich heutzutage der Glaube in den Alltag mit Kindern inte­grieren lässt.

In den Corona-Schulmonaten wurden die Eltern zu Lehrern in sämtlichen Fächern. Sie erklärten in Mathe das schriftliche Addieren, sie buchstabierten zusammengesetzte Nomen in Deutsch und lernten mit ihren Kindern in HSU, die Blätter von Bäumen zu unterscheiden. Zahlreiche Erklärvideos im Internet waren da oft eine Hilfe. Christine Schniedermann, Mutter zweier Kinder, entdeckte in dieser Zeit, dass es auch jede Menge hilfreiches Material über Rituale, Traditionen und Feste der Kirche gibt.

Denn: Für Schniedermann gehört der Glaube ebenso zum Alltag wie Mathe oder HSU. Und ihre beiden Kinder — eines im Grundschulalter, das andere ein wenig darüber hinaus — hatten ebenso Fragen zu diesen Themen, gerade in einer Zeit, in der es weder Religionsunterricht gab noch Kinder-Gottesdienste stattfanden. Wie der Glaubensalltag in einer Familie ablaufen kann, das schildert die Truderinger Autorin und freie Journalistin in einem Buch. „Ich würde Jesus meinen Hamster zeigen“ heißt Schniedermanns Werk, das jetzt im Juli bei Herder erschienen ist.

Schniedermann, Jahrgang 1977, stammt aus dem Münsterland und wurde dort katholisch erzogen. „Wie sich das gehörte, ging man auch jeden Sonntag in die Kirche“, erzählt die nun in Trudering Lebende. Viele Jahre später sei es ihr persönlich immer noch wichtig, sonntags in die Kirche zu gehen. Doch ein Pflichttermin für ihre Kinder und ihren Mann soll dieser Besuch nicht sein. Mit einem Eis werde da niemand geködert, stellt sie in ihrem Buch klar.

Ein Gottesdienstbesuch soll ihrer Meinung nach freiwillig erfolgen, Druck werde keiner ausgeübt. Den müsse die zweifache Mutter auch gar nicht ausüben. Nicht an jedem Sonntag, aber es gibt Tage, an denen sie alle vier, als Einheit, zur Kirche gehen. Die Tochter freue sich, eine Freundin dort zu sehen, ihren Bruder fasziniere das Orgelspiel, überhaupt die Musik bei den Gottesdiensten. Schniedermanns Mann höre gerne der Predigt zu. Jeder geht aus eigener Motivation mit und daher auch gerne. „Manchmal düsen die Kinder auf ihren Rollern oder dem Fahrrad in Richtung Kirche davon. Denn wenn sie sich für sich entschieden haben, zum Gottesdienst zu gehen, dann freuen sie sich auch darauf“, erzählt Schniedermann.

Vom Tischgebet bis zum Laternenumzug

Es sind Alltagserlebnisse und Erfahrungen wie diese, die in „Ich würde Jesus meinen Hamster zeigen“ zu lesen sind. Schniedermann schildert, angereichert mit vielen persönlichen Eindrücken, den Glaubensalltag ihrer Familie. Dabei orientiert sie sich an den Festen des Kirchenjahres, aber geht ebenso auf Rituale wie das Tischgebet oder Laternenumzüge ein. Auch der Tod, das Fasten und die Erstkommunion bleiben nicht unerwähnt.

„Ich wende mich an aufgeschlossene, offene und neugierige Eltern“, so die Autorin. Natürlich seien auch diejenigen, die sich in der Kirche bestens auskennen, willkommene Leser. Schniedermanns Idee ist es, all die Eltern zu bestärken, die vielleicht noch unsicher sind, wie sie mit ihren Kindern den Glauben in den heutigen Alltag integrieren können.

Oder anders gesagt: Wie man den Glauben heute ganz natürlich lebt. „Wir machen uns ja als Eltern so unsere Gedanken, wie wir unsere Kinder grund­sätzlich erziehen wollen. Ebenso gibt es in jeder Familie Regeln wie ,Bitte Schuhe ausziehen‘. Und jeder hat Werte, die ihm besonders wichtig sind“, so Schniedermann. Und so habe sie sich auch selbst gefragt: „Wie machen wir das hier eigentlich? Wie handhaben wir den Umgang mit dem Glauben?“

Ganz wichtig sei es ihr zu trennen: zwischen den Themen der Amtskirche und der Wiedergabe von Werten wie zum Beispiel, der kirchlichen Botschaft und dem Glauben. „Diese Trennung habe ich für mich persönlich schon früh so vollzogen“, sagt Schniedermann. Ihr gehe es vielmehr darum, ihren eigenen Kinder das mitzugeben und das vorzuleben, was ihr als Gläubige wichtig sei. „Meine Kinder haben ein Wissen um die Feste der Kirche und ihre Hintergründe. Das möchte ich ihnen alles nicht vorenthalten, auch nicht den Spaß, der damit verbunden ist“, betont die Mutter.

Jeder sollte seinen individuellen Weg finden

Ihre eigene religiöse Erziehung sei noch eine andere gewesen. Nun habe sie gemeinsam mit ihrem Mann, der nicht getauft ist, einen eigenen, zeitgemäßen und individuellen Weg gefunden. Und an diesem möchte sie ihre Leser teilhaben lassen.

„Für die Kirchenzeitung ,Kirche + Leben‘ habe ich von 2011 bis letztes Jahr eine Familienkolumne über teilweise dieselben Themen wie jetzt in meinem Buch geschrieben“, sagt sie. Bestärkt darin, aus diesen Gedankenspielen über den Glaubensalltag mit der Familie ein ganzes Buch zu haben, hätten sie nicht nur die Gespräche mit dem Herder-Verlag, sondern unter anderem auch eine Unterhaltung mit einer Freundin. Diese habe erzählt, wie gerne sie ihrer Tochter ihren Glauben und ihre Ideen mitgeben würde, aber sie gestand auch, wie verunsichert sie sei, wie das heute funktionieren könne.

Schniedermann wiederum sieht das Geheimnis darin, dass es einen fließenden Übergang gibt. Denn: Religion findet nicht nur sonntags statt, sondern sieben Tage die Woche. Denn: Glaube gibt Halt, regt zum Nachdenken an und kann ein guter Lebensrat sein, weiß Schniedermann und fasst dies auch so gleich zu Beginn ihres Buches in Worte. Sie spreche mit ihren Kindern über das Thema Religion, da für sie darin so viel steckt. Ganz gleich ob es um Mitmenschlichkeit, das Teile, Ausgrenzung von anderen oder die wichtigste Botschaft, die Liebe, geht. Ebenso stecke im Glauben, das hätten sie auch Freundinnen bestätigt, Zuversicht, Optimismus sowie Toleranz und Offenheit.

Ideal, um Kindern Werte zu vermitteln, sind nun mal Geschichten. „Kinder lieben Geschichten, es gibt tolle Kinderbibeln. In diesen alten Bibelgeschichten stecken die Themen drin, die uns bis heute bewegen“, sagt Schniedermann. „Warum es wichtig ist, zu teilen oder auf Rücksicht zu nehmen — das sind Werte, die kann ich meinen Kindern auch ohne Bibel erklären. Aber es geht eben auch mit!“

Verena Rudolf

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