Debatte um Lesung von Drag Queens in Münchner Stadtbibliothek ‒ OB Reiter äußert sich über Verbot

Die Drag Queen Vicky Voyage und King Eric BigClit halten eine Familien-Lesung in einer Stadtbibliothek in München. Das sorgt für eine Debatte um Akzeptanz und Diversität.
Update: 09. Mai
Lesung für Familien mit Drag Queens in Stadtbibliothek in München - OB Reiter gegen Verbot
Die geplante Lesung für Familien mit den Drag Queens Vicky Voyage und King Eric BigClit in einer Stadtbibliothek in München sorgt weiterhin für eine Debatte um Akzeptanz und Diversität.
In einem Gespräch mit den CSD Veranstaltervereinen (Münchner Aids-Hilfe e.V., Sub e.V., LesCommunity e.V., Rosa Liste e.V., diversity München e.V., CSD GmbH) betonte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Dienstag, dass zu keinem Zeitpunkt ein Verbot der Veranstaltung zur Debatte gestanden hat und auch nicht zur Debatte steht.
Reiter hatte sich zuvor kritisch geäußert und erklärt, er würde mit seinen Enkeln nicht zu der Lesung hingehen.
Mir war nicht bewusst, dass meine Äußerung eine solche Auswirkung in die Community hinein haben würde und dass ich damit auch Menschen verletzt habe. Das war nie meine Absicht und tut mir leid. Völlig absurd ist, dass mein Statement von rechten Kreisen als Legitimation für queer-feindliches Auftreten genutzt wird. Deshalb stelle ich eines nochmals unmissverständlich klar: Ich stehe an der Seite der Community, sie ist ein fester Bestandteil und Ausdruck unseres vielfältigen und bunten Münchens.“
Bei dem Gespräch bestand laut Mitteilung der Stadt Konsens darüber, dass der Wirbel der letzten Tage leider noch immer bestehende Ressentiments und Diskriminierung gegenüber der queeren Community zu Tage gefördert hatte.
Lesung mit Drag Queen Vicky Voyage und King Eric BigClit in Münchner Stadbibliothek
Die städtische Bibliothek in Bogenhausen plant am 13. Juni eine Lesung unter dem Titel „Wir lesen euch die Welt, wie sie euch gefällt“. Die kostenlose Veranstaltung ist für Kinder ab vier Jahren.
Die Drag Queen Vicky Voyage hält den Vorwurf der Frühsexualisierung durch ihren geplanten Auftritt für Kinder für ungerechtfertigt. „Hätten diese Menschen die Informationen zur Veranstaltung sorgfältig gelesen wüssten sie, dass es sich um ein kindergerechtes Programm handelt“, sagte die Künstlerin der Deutschen Presse-Agentur in München . Sie wolle Kinder für Bücher begeistern und ihnen verschiedene Lebensweisen und Blickwinkel nahebringen.
Unter dem Motto „Wir lesen euch die Welt, wie sie euch gefällt“ wird zu der Lesung für Kinder ab vier Jahren neben Vicky Voyage der Drag King Eric BigClit erwartet.
CSU verliert Platz beim CSD in München
Die CSU-Fraktion in München stört sich vor allem am Namen „BigClit“, zu deutsch so viel wie Große Klitoris. Dieser Name sei sexualisiert, urteilte die Fraktion, die wegen ihrer Kritik am Christopher Street Day in München nicht mehr bei der Parade mit einem eigenen Wagen dabei sein darf.
Voraussetzung für eine Teilnahme sei der glaubhafte und konsequente Einsatz für gleiche Rechte und gesellschaftliche Akzeptanz aller queeren Menschen, so die Veranstalter. Bei der CSU stößt das auf Unverständnis: „Wer Vielfalt feiert, muss auch vielfältige Meinungen akzeptieren“.
„Fall fürs Jugendamt“: Aiwanger entsetzt über Kinder-Lesung von Drag Queens in Münchner Stadtbibliothek
Die Ankündigung hat an den vergangenen Tagen für ausgiebige Diskussionen zwischen Gegnern und Befürwortern gesorgt. Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger forderte einen Stopp der Veranstaltung. „Das ist Kindeswohlgefährdung und ein Fall fürs Jugendamt, keine Weltoffenheit wie es die Grünen verharmlosen“, sagte der bayerische Wirtschaftsminister.

Grüne fordern Akzeptanz und Diversität in München
Die Münchner Grünen fordern den Stadtrat auf, sich hinter ihre Stadtbibliothek zu stellen und so echte Vielfalts- und Akzeptanz-Förderung zu betreiben.
„Kindern zu zeigen, wie bunt und vielfältig die Welt ist und dass jedes Kind so sein darf, wie es der individuellen Persönlichkeit entspricht, ist wichtig. Das zu skandalisieren und in einen schlicht nicht existenten sexuellen Kontext zu stellen, ist perfide und niveaulos,“ sagt Arne Brach, stv. Vorsitzender und queerpolitischer Sprecher der Münchner Grünen in einer Mitteilung am Freitag.
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Aiwanger gegen Kinder-Lesung von Drag Queens in Münchner Stadtbibliothek
Erstmeldung: 07. Mai
München ‒ Eine geplante Lesung für Familien mit den Drag Queens Vicky Voyage und King Eric BigClit in einer Stadtbibliothek in München sorgt derzeit für Wirbel. „Das ist Kindswohlgefährdung und ein Fall fürs Jugendamt, keine Weltoffenheit wie es die Grünen verharmlosen“, sagte Bayerns Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger der „Bild“-Zeitung und forderte den Stopp der Veranstaltung.
Auch Vertreter anderer Parteien wie Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatten sich laut dpa schon kritisch geäußert, während es von den Grünen Unterstützung gibt.
Familien-Lesung mit Drag Queens in Münchner Stadtbibliothek
„Wir lesen euch die Welt, wie sie euch gefällt“, ist das Motto der Lesung am 13. Juni. In der Ankündigung heißt es, „Drag Queen Vicky Voyage mit Drag King Eric BigClit und die trans* Jungautorin Julana Gleisenberg nehmen euch mit in farbenfrohe Welten, die unabhängig vom Geschlecht zeigen, was das Leben für euch bereithält und dass wir alles tun können, wenn wir an unseren Träumen festhalten!“
Erzählt werde unter anderem von Jungs in Kleidern, Prinzessinnen mit ihrem eigenen Willen, dem Entdecken der eigenen Freiheit und vielem mehr.
Die Stadtbibliothek äußerte sich gegenüber der „Abendzeitung“: „Wir bedauern, dass die Künstler*innen-Namen der Beteiligten den Anschein erwecken, als würde ein Travestieprogramm für Erwachsene dargeboten. Dies war nie geplant.“
„Nicht existenten sexuellen Kontext“ - Grüne in München fordern Akzeptanz und Diversität - auch von OB Reiter
Die Münchner Grünen fordern den Stadtrat auf, sich hinter ihre Stadtbibliothek zu stellen und so echte Vielfalts- und Akzeptanz-Förderung zu betreiben.
„Kindern zu zeigen, wie bunt und vielfältig die Welt ist und dass jedes Kind so sein darf, wie es der individuellen Persönlichkeit entspricht, ist wichtig. Das zu skandalisieren und in einen schlicht nicht existenten sexuellen Kontext zu stellen, ist perfide und niveaulos,“ sagt Arne Brach, stv. Vorsitzender und queerpolitischer Sprecher der Münchner Grünen in einer Mitteilung am Freitag.
„Auch Herr Reiter sollte sich als Chef der Münchner Stadtverwaltung hinter seine Stadtbibliothek stellen.“ ergänzt Svenja Jarchow, Vorsitzende der Münchner Grünen. „Dieses Projekt ist gelebte Diversität. Aber wenn es darum geht, sich tatsächlich mal für diese Vielfalt und das bunte München zu positionieren, dann scheint zurückrudern leichter zu sein, als dafür einzustehen. Vielfalt leben heißt auch Rückgrat zeigen.“
Drag Queens Vicky Voyage und King Eric BigClit geben Lesung in Münchner Stadtbibliothek
In der „Abendzeitung“ stellte Stadtrat Thomas Niederbühl von der Rosa Liste klar: „Diese ganze Aufregung entspricht der Realität überhaupt nicht. Es geht überhaupt nicht um Sexualität“. Von Frühsexualisierung sei nur deshalb die Rede, weil es um Transsexualität gehe. „Es ist eine rechte Strategie, das bei Transsexuellen immer gleich zu entdecken.“
„Wir lesen euch die Welt, wie sie euch gefällt“
Die Lesung der Drag Queens Vicky Voyage und King Eric BigClit findet am 13. Mai in der Stadtbibliothek Bogenhausen statt. Der Eintritt ist frei.
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