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Grippe in Krankenhäusern präsent ‒ Eltern sollen Kinder impfen lassen

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Von: Kristina Beck

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in Fieberthermometer, Nasenspray und eine Tasse Tee stehen vor einem Bett, in dem ein krankes Kind mit einem Kuscheltier sitzt und auf ein Tablet schaut.
Ärzte verzeichnen eine Trendwende: RSV nimmt ab, die Influenza nimmt zu. Doch die Grippe-Welle soll noch bis Februar andauern. (Symbolbild) © Annette Riedl/dpa

„Plateau bei Atemwegserkrankungen erreicht“ ‒ trotzdem: Ärztinnen aus München empfehlen, Kinder impfen zu lassen. Aber auch für ältere Menschen gilt besondere Vorsicht.

München ‒ Obwohl sich Corona-Ansteckungen und Covid-Erkrankungen im Rückgang befinden, grassierten in den vergangenen Monaten andere Atemwegserkrankungen durch die Bundesrepublik.

Die Krankenhäuser wurden und werden zusätzlich von anderen Atemwegsviren wie RSV, Rhinovirus, Parainfluenzavirus, andere Coronaviren und Influenza belastet, die teils zu schweren Verläufen bei Erwachsenen und Kindern führen.

Grippe und andere Atemwegserkrankungen: Schwere Verläufe bei Erwachsenen und Kindern

Der Knackpunkt: Es gebe schwere und längere Verläufe bei Grippe-Erkrankungen (Influenza) als vor der Covid-19-Pandemie, berichten Experten der München Klinik. Zudem mussten Erwachsene mit Influenza häufiger auf Intensivstationen versorgt werden.

Der Grund: „Wenn der Körper von einer vorangegangenen Infektion noch geschwächt ist, verlaufen neue Virus-Infektionen oft mit schwereren Symptomen. Wenn es dann zusätzlich zu einer bakteriellen Infektion kommt, beispielsweise einer eitrigen Bronchitis, ist der Verlauf noch schwerer.“

Diese sogenannten Superinfektionen mit langen Verläufen werden aktuell vermehrt beobachtet.

Höhepunkt der Grippesaison im Frühjahr: Experte rät zur Impfung

Auch in den Kinderkliniken in München sei die RSV- und Influenza-Welle weiterhin spürbar, heißt es in der Mitteilung. Vor allem der Dezember und den Zeitraum über die Weihnachtsfeiertage hinaus haben Ärzte und Pfleger sehr junge Kinder mit RSV-Infektion auf ihren Intensivstationen versorgt.

Es gibt allerdings eine Trendwende: Während die RSV-Infektionen sinken, nehmen die Influenza-Fälle bei Kindern zu. Während bei RSV-Infekten Kinder häufig zusätzlichen Sauerstoffbedarf hatten, äußert sich die Influenza-Infektionen in schwerem Krankheitsgefühl und hohem Fieber. Hier treten teilweise nach tagelangem hohen Fieber auch Fieberkrämpfe auf.

Allerdings schien den Angaben der München Klinik „insgesamt ein Plateau bei den Atemwegserkrankungen erreicht zu sein“. Auch hier kommt ein Wermutstropfen: Die Hauptinfektionszeit für Influenza beginne in Deutschland üblicherweise ab Januar und erreiche im Februar ihr Hoch.

„Eine Grippeschutzimpfung ist also auch zum jetzigen Zeitpunkt noch sinnvoll, um gut durch den weiteren Winter zu kommen“, sagt Prof. Marcus Krüger, Chefarzt der Neonatologie und Kinderintensivstationen in der München Klinik Schwabing und Harlaching.

Drei Fragen und drei Antworten zu Grippe und Kindern – was Eltern wissen müssen

Prof. Julia Hauer, Chefärztin des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der München Klinik und des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München, beantwortet Fragen rund um das Thema „Grippe und Kinder“ und gibt Ratschläge.

Prof. Julia Hauer, Chefärztin des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der München Klinik und des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München.
Prof. Julia Hauer, Chefärztin des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der München Klinik und des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München. © München Klinik

Welche Grippesymptome treten bei Kindern auf?

In der Regel treten bei Kindern die gleichen Symptome auf wie bei Erwachsenen – allen voran plötzlich eintretendes und sehr hohes Fieber, das 39 Grad Celsius und mehr erreichen kann. Zusätzliche Anzeichen, die auf eine Virus-Grippe hindeuten können, sind starke Halsschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen sowie ein trockener, starker Reizhusten. Bei Kindern können aber auch eher untypische Symptome wie Bauchweh oder starke Übelkeit auftreten. Konsultieren Sie bei anhaltenden Beschwerden Ihren Kinderarzt.

Ist eine Virus-Grippe für Kinder gefährlicher als für Erwachsene?

Das Immunsystem von (Klein-)Kindern ist oft noch nicht vollständig ausgereift, deswegen stecken sich Kinder besonders häufig an. In der Regel ist die Grippe für Kinder nicht gefährlich und nimmt bei richtiger Behandlung und ausreichend Schonzeit meist einen harmlosen Verlauf. Wenn das Kind eine chronische Vorerkrankung (...) kann die Grippe allerdings zu gefährlichen Folgeerkrankungen wie einer Lungenentzündung oder Herzschäden führen. Chronisch kranke Kinder sollten deshalb vorsorglich geimpft werden. Da die Impfung erst ab einem Alter von 6 Monaten möglich ist, sollte sich bei Babys und Kleinkindern auch das familiäre Umfeld immunisieren lassen.

Wie kann ich mein Kind (neben der Impfung) vor Grippe schützen?

Besonders in der kalten Jahreszeit ist eine vitaminreiche Ernährung für Kinder wichtig. Eltern sollten außerdem darauf achten, dass ihre Kinder viel Flüssigkeit zu sich nehmen, denn die trockene Heizungsluft entzieht diese schneller. Trockene Schleimhäute sind besonders anfällig für Viren und Bakterien.

Drei Fragen und drei Antworten zu Grippe und älteren Menschen

Privatdozentin Dr. Brigitte Buchwald-Lancaster, Chefärztin des Zentrums für Akutgeriatrie und Frührehabilitation an der München Klinik Neuperlach, informiert zur Impfung bei älteren Menschen.

Privatdozentin Dr. Brigitte Buchwald-Lancaster, Chefärztin des Zentrums für Akutgeriatrie und Frührehabilitation an der München Klinik Neuperlach. Bildnachweis München Klinik.
Privatdozentin Dr. Brigitte Buchwald-Lancaster, Chefärztin des Zentrums für Akutgeriatrie und Frührehabilitation an der München Klinik Neuperlach. © München Klinik

Warum sollen sich ältere Menschen impfen lassen?

Bei Menschen in höherem Alter ist das Immunsystem häufig nicht mehr so leistungsfähig und aufgrund von chronischen Vorerkrankungen besteht häufig ein erhöhtes Komplikationsrisiko. Es kann beispielsweise zu einer Lungenentzündung kommen. Ab einem Alter von 60 Jahren sollte eine Grippeimpfung im Herbst deshalb zur alljährlichen Routine gehören, auch wenn bayerische Senioren laut Statistiken des Robert-Koch-Instituts zunehmend „impfmüde“ werden. In diesem Winter ist ein aktueller Impfschutz gegen Covid-19 und Influenza für ältere Menschen unerlässlich.

Warum gibt es für ältere Menschen einen eigenen Grippeimpfstoff?

Mit steigendem Alter sinkt die Immunantwort auf den Grippeimpfstoff. Deswegen steht für Menschen ab einem Alter von 65 Jahren ein eigener Impfstoff mit Wirkverstärker zur Verfügung. Im Einzelfall sollte dies mit dem Arzt besprochen werden.

Wie kurieren Senioren eine Grippe am besten aus?

Ältere Menschen sollten sich auf jeden Fall ausreichend Zeit zum Genesen geben und dem Körper und der Seele Ruhe gönnen. Mit steigendem Alter braucht der Mensch länger, um wieder zu Kräften zu kommen. Das kann oft mehrere Wochen dauern. Allerdings sollten Senioren deshalb keinesfalls strikte Bettruhe wahren, denn die Muskeln bauen im Alter schnell ab, und das kann zu dauerhafter Gebrechlichkeit führen. Ältere Menschen sollten deshalb so bald wie möglich wieder Bewegung in den Alltag integrieren, leichte Bewegung im häuslichen Umfeld ist anfangs schon ausreichend. Auch eine eiweißreiche Ernährung unterstützt während der Schonzeit die Muskeln.

Influenza-Impfung wehrt Erkrankung ab oder erhöht Wahrscheinlichkeit eines milden Verlaufes

Die Grippe (Influenza) ist eine Virusinfektion, die durch Husten oder Niesen übertragen wird und in der Regel etwa drei bis fünf Tage anhält, bei Risikogruppen aber auch zu schweren Krankheitsverläufen führen kann. Die Grippeimpfung ist die wirksamste Methode, sich vor einer Grippe (Influenza) zu schützen.

Die München Klinik empfiehlt insbesondere Menschen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, sich gegen Influenza impfen zu lassen. Zur Risikogruppe gehören ältere Menschen ab 60 Jahren, Menschen mit einer chronischen Erkrankung sowie Schwangere. Auch Angehörigen von Risikopersonen und medizinischem Personal wird eine Influenza-Impfung empfohlen.

Die Influenza-Impfung kann bei Kontakt mit Influenzaviren die Erkrankung in der Regel abwehren – und bei Menschen, die sich regelmäßig impfen lassen, sinkt das Ansteckungsrisiko nachweislich. Falls dennoch eine Ansteckung erfolgen sollte, erhöht die Influenza-Impfung die Wahrscheinlichkeit eines milden Krankheitsverlaufs, insbesondere wenn die Impfung regelmäßig erfolgt.

Am Freitag vor drei Jahren wurde der erste Corona-Patient in München behandelt - Die Inzidenz, Todesfälle und Covid-Infektionen im Überblick.

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