Kreipl plädiert für Alternativen: „München braucht sinnvolle Standorte, um Park&Ride zu installieren. Knoten- und Sammelpunkte für Mobility Hubs, um Autonutzern den Umstieg auf andere Verkehrsmittel leicht zu machen.“ Außerdem brauche es Sharing-Modelle – man könne nicht nur auf die ohnehin proppevollen Öffentlichen umsteigen.“
ADAC-Fachmann Kreipl sieht die Stadtspitze in der Verantwortung. „Die Stadt muss Geld in die Hand nehmen, um diese Ideen umzusetzen.“ Auch Siedlungsbau und Verkehrsplanung sollten Hand in Hand gehen: „Münchens Problem ist: Die Stadtentwicklung überholt die Planungen. Beispiel A 99. Sie wurde vor 15 Jahren eröffnet, die Verkehrsprognosen lagen falsch. Die maximal erwartete Nutzungskapazität wurde schon fünf Jahre nach Inbetriebnahme erreicht.
Auch Freiham, wo einmal 40 000 Menschen leben werden, ist schon jetzt ein verkehrsplanerisches Drama. Da wären Ingenieure gefragt, um den U-Bahnbau zum Bezug fertigzustellen.“ Jetzt, zum 50. Geburtstag des Mittleren Rings „wäre ein Ausbau zum fünfspurigen Autobahnring natürlich gut.“ Doch der Verkehrsexperte bedauert: „Die Pläne dazu wurden vor etwa zehn Jahren ad acta gelegt. Leider hatte der ADAC da kein Mitspracherecht.“
Der Münchner Fotograf Heinz Gebhardt war schon als junger Mann in München mit seiner Kamera unterwegs. In vielen Bildern hat er so die Entwicklung der Stadt dokumentiert – auch den Bau des Mittleren Rings, wie die Fotos beweisen. Im Hallo-Interview verrät er, wie er den Bau damals erlebt hat.
Herr Gebhardt, Sie haben den Bau des Mittleren Rings als Fotograf begleitet. Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Es war damals ein großes Thema, ob es ihn überhaupt braucht. Einige Fachleute haben nicht geglaubt, dass es mal so viel Verkehr in München gibt. Sie lagen mit ihren Prognosen total daneben.
Was war deren Annahme?
Stadtplaner Professor Kurt Leibbrand glaubte allen Ernstes, „dass auf dem Gelände des heutigen Mittleren Rings zwischen Ramersdorf und Effnerplatz in Zukunft Weideland mit großen Schafherden entstehen würde“, wie sich der „Vater der Münchner U-Bahn“, Dr. Klaus Zimniok, in seinem Buch „Eine Stadt geht in den Untergrund“ erinnerte.
Und dennoch kam der Mittlere Ring…
Es gab damals auch die Idee einer direkten Verbindung quer durch München. Dass die Stadt heute so ist, wie sie ist, haben wir Oberbürgermeister Hans Jochen Vogel zu verdanken. Die wenigen Realisten sammelte sich um ihn, allen voran Professor Herbert Jensen, der den Albtraum einer „autogerechten Innenstadt“ beendete und die Fußgängerzone erfand.
Wie reagierte die Bevölkerung auf die Pläne zum Ring?
In meiner Erinnerung haben sich die Leute gar nicht richtig vorstellen können, wie das mal wird.
Auf einem Foto halten sich Anwohner die Ohren zu. Also freuten sich nicht alle über die Baustelle...
Während des Baus des Brudermühltunnels wurde eine Brücke über die Straße gebaut. Da sind dann Autos vor den Fenstern des ersten und zweiten Stocks vorbeigefahren.
Nun gibt es den Mittleren Ring heuer bereits 50 Jahre. Was ist Ihr Fazit?
Heute könnte man daran zweifeln, ob es den Mittleren Ring wirklich gebraucht hat, denn man steht heute in München genauso lange im Stau wie früher ohne Mittleren Ring…
Offiziell heißt das geteerte Geburtstagskind B2R. Die Asphalttrasse verläuft als Ringstraße vollständig innerhalb des Münchner Stadtgebiets.
Sie ist auf insgesamt 29,17 Kilometern Länge mindestens vierspurig ausgebaut. Es existieren heute insgesamt zwölf Tunnel, die allesamt dem Lärmschutz und der Verbesserung des Verkehrsflusses dienen sollen: etwa an der Brudermühlstraße zwischen Schlachthofviertel und Thalkirchen, der Petueltunnel, über dem nach Eröffnung 2002 ein neuer Park entstanden ist, und der neueste, der im Juli 2015 am Luise-Kiesselbach-Platz freigegeben wurde. So ist der Mittlere Ring fast kreuzungsfrei. Mit durchschnittlich 142 000 Fahrzeugen täglich ist er aber auch die am stärksten befahrene Hauptverkehrsstraße in München. Zugleich ist er ein Negativ-Rekordhalter: als staureichste Strecke Deutschlands.
Die B2R trägt abschnittsweise einzelne Straßennamen: Isarring, Richard-Strauss-Straße, Leuchtenbergring, Innsbrucker Ring, Chiemgaustraße, Tegernseer Landstraße, Candidstraße, Brudermühlstraße, Heckenstallerstraße, Garmischer Straße, Trappentreustraße, Donnersbergerbrücke, Landshuter Allee, Georg-Brauchle-Ring, Petuelring und Schenkendorfstraße.
Auf dem Weg rund um die Innenstadt durchkreuzt der Mittlere Ring neun Münchner Stadtviertel: Schwabing, Bogenhausen, Berg am Laim, Ramersdorf, Untergiesing, Sendling, Schwanthalerhöhe, Nymphenburg, Milbertshofen.
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