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Landkreis weitet Postpaten-Projekt aus - ein Ehrenamtlicher berichtet

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Von: Romy Ebert-Adeikis

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Mann sitzt vor einem Schreibtisch, auf dem Ordner mit Unterlagen aufgeschlagen sind.
Briefe beantworten, Anträge stellen, Ordner einrichten: Jörg Bönsch unterstützt als „Postpate“ seit gut einem halben Jahr eine ältere Dame aus Martinsried. © Romy Ebert-Adeikis

Im Landkreis wird nun das Postpaten-Angebot ausgeweitet. Was das genau ist und wie der Dienst funktioniert, erklärt ein ehrenamtlicher Postpate selbst:

Landkreis ‒ Werbung von der Telefongesellschaft oder ein Schreiben vom Finanzamt: Ständig flattert Post in den Briefkasten. Was aber, wenn man damit nicht klarkommt? „Bei der Dame, die ich betreue, hat ihr Mann alles mit den Behörden geklärt. Ohne ihn ist sie ganz aufgeschmissen und zu ihren Kindern und Enkeln ist das Verhältnis nicht gut“, sagt Jörg Bönsch. Seit gut einem halben Jahr hilft er der 85-Jährigen aus Martinsried. Der Gräfelfinger engagiert sich als „Postpate“.

Das Ehrenamt gibt es im Landkreis München seit Februar 2022. Aktuell bestehen etwa 40 Patenschaften. Doch es sollen mehr werden: „Der Bedarf ist da, teilweise müssen Senioren sogar warten, da nicht immer sofort ein Postpate in der jeweiligen Kommune zur Verfügung steht“, sagt Thomas Schlotterbeck, Leiter der Aufsuchenden Seniorenberatung im Landkreis. Vor allem in Grünwald, im Hachinger Tal und dem Norden des Landkreises werden noch Postpaten gesucht. In den kommenden Wochen sollen darum weiter Interessierte geschult werden.

Postpaten im Landkreis: Kontakt stellt das Landratsamt her

Bönsch war 2022 einer der Ersten, der sich für das Ehrenamt angemeldet und einen Kurs absolviert hat. „Ich wollte der Gesellschaft etwas zurückgeben, aber habe nach einer Aufgabe gesucht, die ich mir zeitlich flexibel einrichten kann“, sagt der 62-Jährige. Das ist als Postpate der Fall. „Sobald ein paar Briefe da sind, ruft mich die Dame aus Martinsried an und wir machen aus, wann ich vorbeikomme – oder ich frage bei ihr nach.“ Den Kontakt zu der Seniorin hat das Landratsamt hergestellt.

Gemeinsam gehen der Pate und die Seniorin die Schriftstücke dann durch. „Ich habe ihr ein paar Ordner angelegt, in denen wir die Dokumente am Ende ablegen.“ Auch eine E-Mail-Adresse hat er seinem „Patenkind“ eingerichtet. „Vieles geht heute ja nur noch online“, sagt der Gräfelfinger, der früher bei einem Verlag gearbeitet hat. „Aber ich bespreche mit ihr alles, was ich schreibe und drucke jede E-Mail aus. Es ist wichtig, die Leute mitzunehmen.“

Postpaten im Landkreis: Postpaten helfen sich auch gegenseitig

Dabei muss sich auch Bönsch erst in viele Themen hineinfuchsen. „Beispielsweise ist meine Klientin beihilfefähig, bekommt vom Staat also Zuschüsse etwa bei Pflegekosten. Damit hatte ich vorher noch nie etwas zu tun.“ Ein weiteres Problem: Weil er mit der 85-Jährigen nicht verwandt ist, bekommt Bönsch von Behörden oft keine Auskunft. Als Postpate hat er auch keine Vollmachten. „Ich bin nur der Erfüllungsgehilfe.“

Etwas Überwindung ist aber dabei: „Eigentlich möge ermag ich diesen Bürokratie-Kram überhaupt nicht. Aber ich will Menschen helfen und ich lerne ja auch etwas dazu.“. Immerhin: Kommt Bönsch wirklich nicht weiter, kann er sich mit den anderen Postpaten austauschen. „Wir kennen uns aus dem Kurs.“

Vorbild für das Postpaten-Projekt im Landkreis ist die Stadt München. Als Modell wurde es dort 2013 vom Paritätischen Wohlfahrtsverband eingeführt. Seit 2018 ist es ein festes Angebot in den fünf Beratungsstellen für ältere Menschen in München. Insgesamt engagieren sich in der Landeshauptstadt derzeit etwa 65 Postpaten.

Neue Infoabende und Kurse

Seit 2018 findet zweimal im Jahr ein fünfteiliger Postpaten-Kurs beim Münchner Bildungswerk, Dachauer Straße 5, statt. Der nächste beginnt im März: Für Interessierte aus dem Landkreis startet der Kurs am Mittwoch, 1. März. Engagierte aus der Stadt lernen ab Dienstag, 14. März, was man als Postpate wissen muss. Die Kurse finden jeweils von 17.30 Uhr bis 20 Uhr statt. Zuvor kann man bei einem

Infoabend mehr über das Ehrenamt erfahren. Landkreis-Bürger sind am Montag, 30. Januar, von 17.30 bis 19 Uhr, ins Münchner Bildungswerk eingeladen. Für Münchner ist der Termin am Dienstag, 31. Januar, ebenfalls von 17.30 Uhr bis 19 Uhr.

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