Bönsch war 2022 einer der Ersten, der sich für das Ehrenamt angemeldet und einen Kurs absolviert hat. „Ich wollte der Gesellschaft etwas zurückgeben, aber habe nach einer Aufgabe gesucht, die ich mir zeitlich flexibel einrichten kann“, sagt der 62-Jährige. Das ist als Postpate der Fall. „Sobald ein paar Briefe da sind, ruft mich die Dame aus Martinsried an und wir machen aus, wann ich vorbeikomme – oder ich frage bei ihr nach.“ Den Kontakt zu der Seniorin hat das Landratsamt hergestellt.
Gemeinsam gehen der Pate und die Seniorin die Schriftstücke dann durch. „Ich habe ihr ein paar Ordner angelegt, in denen wir die Dokumente am Ende ablegen.“ Auch eine E-Mail-Adresse hat er seinem „Patenkind“ eingerichtet. „Vieles geht heute ja nur noch online“, sagt der Gräfelfinger, der früher bei einem Verlag gearbeitet hat. „Aber ich bespreche mit ihr alles, was ich schreibe und drucke jede E-Mail aus. Es ist wichtig, die Leute mitzunehmen.“
Dabei muss sich auch Bönsch erst in viele Themen hineinfuchsen. „Beispielsweise ist meine Klientin beihilfefähig, bekommt vom Staat also Zuschüsse etwa bei Pflegekosten. Damit hatte ich vorher noch nie etwas zu tun.“ Ein weiteres Problem: Weil er mit der 85-Jährigen nicht verwandt ist, bekommt Bönsch von Behörden oft keine Auskunft. Als Postpate hat er auch keine Vollmachten. „Ich bin nur der Erfüllungsgehilfe.“
Etwas Überwindung ist aber dabei: „Eigentlich möge ermag ich diesen Bürokratie-Kram überhaupt nicht. Aber ich will Menschen helfen und ich lerne ja auch etwas dazu.“. Immerhin: Kommt Bönsch wirklich nicht weiter, kann er sich mit den anderen Postpaten austauschen. „Wir kennen uns aus dem Kurs.“
Vorbild für das Postpaten-Projekt im Landkreis ist die Stadt München. Als Modell wurde es dort 2013 vom Paritätischen Wohlfahrtsverband eingeführt. Seit 2018 ist es ein festes Angebot in den fünf Beratungsstellen für ältere Menschen in München. Insgesamt engagieren sich in der Landeshauptstadt derzeit etwa 65 Postpaten.
Seit 2018 findet zweimal im Jahr ein fünfteiliger Postpaten-Kurs beim Münchner Bildungswerk, Dachauer Straße 5, statt. Der nächste beginnt im März: Für Interessierte aus dem Landkreis startet der Kurs am Mittwoch, 1. März. Engagierte aus der Stadt lernen ab Dienstag, 14. März, was man als Postpate wissen muss. Die Kurse finden jeweils von 17.30 Uhr bis 20 Uhr statt. Zuvor kann man bei einem
Infoabend mehr über das Ehrenamt erfahren. Landkreis-Bürger sind am Montag, 30. Januar, von 17.30 bis 19 Uhr, ins Münchner Bildungswerk eingeladen. Für Münchner ist der Termin am Dienstag, 31. Januar, ebenfalls von 17.30 Uhr bis 19 Uhr.
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