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Zwei Wohnblöcke, nur noch ein Mensch: Wie sich ein Münchner gegen die Entmietung wehrt

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Von: Katrin Hildebrand

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Der Innenhof des Hauses an der TeLa gleicht einer verlassenen Baustelle. Früher war dort Gewerbe.
Der Innenhof des Hauses an der TeLa gleicht einer verlassenen Baustelle. Früher war dort Gewerbe. © Katrin Hildebrand

Ein Mieter in der Tegernseer Landstraße wehrt sich gegen die Entmietung. Als einziger hat er keine Abfindung oder alternative Wohnung akzeptiert. Seine Geschichte:

Giesing ‒ Insgesamt sind es 18 Wohnungen in zwei Häusern. Sie liegen an der Tegernseer Landstraße (TeLa). Dort, wo diese achtspurig ist. 17 stehen leer. Nur eine ist belegt. Dort lebt Robert Huber. Noch. Denn jetzt soll auch er raus. Er hat eine Kündigung zum 30. April bekommen, obwohl für Mai bereits eine Räumungsklage vorliegt. Der Fall soll nun vor Gericht.

Huber lebt seit 1995 dort, er zog damals mit seiner Frau ein. Lange gehörten die Häuser einer Erbengemeinschaft. Es gab Gewerbe im mittlerweile vermüllten Hinterhof, etwa ein Musikstudio. 2018 wurde alles an die „Obergiesinger Grund GmbH“ verkauft. Für die Mieter war das nicht gut. „Die machte Aufhebungsverträge mit Abfindungen“, berichtet Huber.

Mieter wehrt sich gegen Entmietung: Abfindung abgelehnt

Im Gegensatz zu vielen Nachbarn unterschrieb er nichts. Stattdessen kontaktierte er den Mieterverein. Schließlich bot ihm das Unternehmen eine kleinere Wohnung in der Au an – zum doppelten Preis. Er nahm nicht an. Auch als ihm die Firma 30 000 Euro Abfindung bot, lehnte er ab: „Das Geld ist schnell weg. Die meisten Menschen unterschreiben alles, sie lassen sich alles gefallen.“

Im Herbst 2021 erhielten die Häuser erneut einen neuen Eigner: die „Walger Grundstücksverwaltung“. Damals lebten noch zwei weitere Parteien im Haus. Mittlerweile sind sie weg – laut Huber haben sie Aufhebungsverträge unterschrieben. Er selbst weigerte sich.

Natürlich hat er sich auf neue Wohnungen beworben. Ungefähr 18 Mal. Von der Stadt erhielt er sogar eine Zuteilung für das München Modell. Doch bisher gab es nur Absagen. Auf ein Angebot des neuen Eigners ging er nicht ein: „Er wollte mir 12 500 Euro zahlen und den Umzug.“ Es nütze ihm jedoch nichts, wenn er mit 12 000 Euro auf der Straße stehe. Ohne gleichwertigen Ersatz will Huber nicht weg. Er zahlt aktuell 551 Euro kalt für knapp 70 Quadratmeter.

Mieter wehrt sich gegen Entmietung: Mieterverein rät zum Auszug

Anja Franz vom Mieterverein sagt: „Das ist kein Einzelfall.“ Immer wieder werden Häuser in München nach und nach entmietet. „Wir vermuten, dass der Eigentümer eine Luxussanierung machen und dann teuer verkaufen will.“ Franz gibt an, dass der Verein Mietern in solchen Fällen mittlerweile rate, die Wohnung zu verlassen und eine Abfindung zu kassieren. „Es gab schon Fälle mit Zahlungen in Höhe von 100 000 Euro.“ Doch auch wenn die Zahlen oft niedriger ausfielen, meint sie: „Für eine Einzelperson ist es meist nicht zumutbar zu bleiben.“

Robert Huber würde diese Strapaze sogar auf sich nehmen. „Es sind ja zwei Häuser. Ich könnte von einem ins andere ziehen – und dann nach der Sanierung wieder zurück.“

Das sagt der Hauseigentümer

Peter Walger von der Walger Grundstücksverwaltung will sanieren. Der Bestand sei alt, habe noch Nachtspeicheröfen und weder Isolierungen noch Schallschutz, sagt er gegenüber Hallo. „Wir haben versucht mit Herrn Huber eine Lösung zu finden. Dies ist nicht möglich.“ Huber sei ein guter Mieter und in fester Anstellung. Walger könne ihm jedoch keine gleichwertige Ersatzwohnung bieten. Aus statischen Gründen sei ein Verbleib Hubers während der Bestandssanierung ausgeschlossen. Im Innenhof sollen 23 neue Wohnungen entstehen. Ein Teil der Anlage soll in den Verkauf gehen. Eine Baugenehmigung liegt laut Stadt vor.

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