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Kindesmissbrauch in Kirche ‒ Durchsuchung in München macht Hoffnung auf „Kurswechsel der Justiz“

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Von: Kristina Beck

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Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, zelebriert die Christmette in der Frauenkirche.
Die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche beschäftigen nun auch die Staatsanwaltschaft München. (Symbolbild) © Sven Hoppe/dpa

„Leider kommt es für viele Betroffene zu spät“: Die Reaktionen auf die Durchsuchung im Fall des Missbrauchsskandals im Erzbistum München sind gemischt.

München ‒ Nun beschäftigt sich auch die Justiz mit dem Missbrauchsskandal der katholischen Kirche im Erzbistum München und Freising. Dies teilt die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Montag in Bezug auf einen Bericht der Süddeutschen Zeitung mit. Die Durchsuchung der Staatsanwaltschaft gebe Betroffenen und Kirchen-Reformern Anlass zur Hoffnung auf einen veränderten Umgang der Justiz mit dem Missbrauchsskandal.

„Das ist tatsächlich eine bemerkenswerte Aktion. Hoffentlich ist es ein Zeichen für einen Kurswechsel der Justiz im Umgang mit der Kirche“, sagte der Sprecher der Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch, der dpa. „Leider kommt er für viele Betroffene zu spät.“

Durchsuchungsbeschluss: Nächster Schritt bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in München und Freising

Der Vorsitzende des Betroffenenbeirats der Erzdiözese München, Richard Kick, nannte es „außerordentlich, dass nach mehr als zehn Jahren des Wegschauens der Bayerischen Staatsregierung endlich Bewegung in die Sache kommt“.

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat der katholischen Kirche laut dpa eine jahrelang viel zu zögerliche Aufarbeitung der Missbrauchsfälle vorgeworfen. „Es ist definitiv alles zu spät gewesen und zu lang“, sagte Söder am Montag im Münchner Presseclub. „Da hätten sich alle, glaube ich, ein schnelleres und gründlicheres Verfahren von Beginn an gewünscht.“

Söder sagte aber auch: „Gleichwohl muss ich schon sagen: Ich respektiere schon, wie viel sich dann auch getan hat. Also es gibt zwischen der Wahrnehmung der Öffentlichkeit und der Tatsache, was passiert ist, auch Differenzen.“ In dem Zusammenhang nannte Söder den Münchner Kardinal Reinhard Marx.

Edgar Büttner von der Reformbewegung „Wir sind Kirche München“ sagte: „Nach der lange viel zu zögerlichen Aufarbeitung der katholischen Kirche ist deutlich geworden, dass der Staat eingreifen muss.“ Mit Blick auf die Durchsuchung sprach er aber von einer „eher symbolischen Aktion“.

Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ‒ Staatsanwaltschaft München durchsucht Erzbistum

Die Staatsanwaltschaft München I wurde nach Informationen der Süddeutschen Zeitung Mitte Februar mit einem Durchsuchungsbeschluss beim Erzbistum vorstellig. Die Aktion soll im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal und Vertuschungsvorwürfen gegen Bistumsverantwortliche stehen.

Das Erzbistum wollte sich nach Angaben der dpa am Sonntag auf Anfrage nicht äußern. Gegen Kardinal Reinhard Marx würden sich die Ermittlungen dem Bericht zufolge nicht richten. Es soll um den Fall eines inzwischen verstorbenen Priesters gehen, dessen Taten in die 1960er Jahre zurückreichen sollen.

Die Justiz, vor allem in Bayern, war immer wieder dafür kritisiert worden, die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals der Kirche zu überlassen, nicht einzugreifen und damit Vertuschung zu ermöglichen.

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