Um die Stickstoffdioxid-Immissionen zu senken, hat München ein stufenweises Diesel-Fahrverbot auf dem Mittleren Ring beschlossen. Die Reaktionen auf den Plan gehen weit auseinander.
„Autofahren und Klimaschutz schließen sich nicht aus“, sagte Mobil in Deutschland-Chef Michael Haberland über die Idee. „Auch mit Verbrennern.“
Der Ansatz sei für ihn anders als etwa eine CO2-Steuer auf den Benzinpreis draufzupacken. „Es ist freiwillig und unser Versuch, aus dem Verbotskreislauf rauszukommen.“ Kompensieren statt verbieten lautet das Kredo, das über „Green Balanced“ steht.
„Der Autoverkehr verursacht in der EU rund 15 Prozent der gesamten Treibhausgase“, weiß Naturschützerin Sophia Engel vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV). Eine Kompensation der verkehrsbedingten Emissionen in dieser Größenordnung sei nur schwer vorstellbar. „Viel wichtiger ist es, dass der Autoverkehr reduziert wird.“
So dass Treibhausgase erst gar nicht entstehen. Der Bund Naturschutz sieht dies ähnlich: „Projekte, die dem Klimawandel entgegenwirken, sind immer zu begrüßen und sollten mehr werden“, sagt Geschäftsführer Rudolf Nützel. „Doch auch die Kompensation alleine wird nicht ausreichen, um das 2-Grad-Ziel zu erreichen.“
Er sieht sogar die Gefahr eines gegenteiligen Effekts. „Durch die Ausgleichsmaßnahmen wird Autofahren fälschlicherweise als klimaneutral eingeordnet, was sogar zu einer Steigerung der Nachfrage und der Nutzung führen kann. Das Gewissen ist beruhigt, also wieso weiter über Emissionen nachdenken?“
Anreize, Treibhausgase zu reduzieren bieten laut Sophia Engel derzeit etwa EU-Emissionszertifikate. „Diese müssen die Unternehmen in der Größenordnung kaufen, in der sie Klimagase erzeugen. Unternehmen, die energieeffizient wirtschaften, müssen weniger Zertifikate kaufen.“
Weitergedacht heißt das: Vielfahrer mit alten Automodellen zahlen mehr als Autofahrer, die ihr E-Auto immer wieder in der Garage lassen. „Aufgabe der Politik ist es, klare Rahmenbedingungen zu setzen, nach denen sich jeder zu richten hat“, sagt Engel. „Die notwendigen Anstrengungen zur Vermeidung und Reduktion bedürfen aber mit Sicherheit verbindlicher Regeln.“
Haberland hält dagegen: „Die Öko-Steuer hat schon nichts gebracht. Ich hoffe, dass die Leute uns mehr vertrauen als dem Staat.“
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