Erster Bürgerentscheid Münchens feiert 25-jähriges Jubiläum: die Initiatorin des Petuelparks erinnert sich

Vor 25 Jahren gab es den ersten Bürgerentscheid Münchens. Entschieden wurde über den Bau des Petueltunnels. Eine persönlich Betroffene setzte sich ein.
- Am Petuelring sollte aufgrund mangelnden Geldes nicht gebaut werden.
- Barbara Schöne setzte sich als Stadträtin für den Bau ein.
- Seit 2002 gibt es den Petueltunnel, seit 2004 den Petuelpark.
Im Biedersteiner Kanal brüten Enten in den Schilfinseln, rund herum zwitschern Vögel und am großen Wasserspielplatz spritzen sich Kinder lachend nass. Vor einem Vierteljahrhundert sah es hier noch ganz anders aus: Dauerstau, Lärm, Abgase. Der sechsspurige Petuelring trennte seit 1972 Schwabing und Milbertshofen in zwei Welten. „Auch wenn viele meckern, dass der Park heute nur 70 Meter breit und 1500 Meter lang ist – er ist herrlich. Darauf bin ich sehr stolz“, sagt Barbara Schöne (79). Die ehemalige CSU-Stadträtin ist die wahre „Mutter des Parks“. Ihrem jahrelangen Kampf dafür ist zu verdanken, dass es den Tunnel seit dem 6. Juli 2002 tatsächlich gibt.
„Ich lebte 1987 mit meiner Tochter und unserem Cockerspaniel in einem der Hochhäuser an der Klopstockstraße, direkter Blick auf den Ring. Es galt für uns geplagte Anwohner das Wahlversprechen von 1984: der Tunnel kommt, ein ruhiger Park oben drauf. Ich sah mich dort schon mit meiner Tochter und dem Hund spazieren! Doch plötzlich hieß es, der Stadt fehlt das Geld.“
Die Münchnerin war fassungslos: „Das war Wahlbetrug. Ich war wütend.“ Die junge alleinerziehende Mutter mobilisierte ihre Kräfte, wurde zur starken und mutigen Kämpferin. Schöne ging nach der Arbeit von Tür zu Tür, klingelte bei jedem Anwohner, informierte, sammelte Unterschriften. Von ihrem Ersparten kopierte sie Flyer, ließ Aufkleber und Bierfilzl drucken, wandte sich an Zeitungen und suchte Unterstützung bei den Münchner Taxlern, die den Stau auf dem Ring satt hatten.

Kampf um Petueltunnel: Oberbürgermeister Christian Ude lehnte Vorhaben ab
„Ich wollte den Tunnel – so wie er uns Bürgern vor der Wahl versprochen worden war!“ Sie organisierte Spendengalas, einen Trillerpfeifen-Marsch mit Schwabinger Kindern vor das Innenministerium im Oktober 1995. Schließlich kandidierte sie 1996 für die CSU mit einem hinterem Listenplatz im Stadtrat und initiierte so als gewählte Stadträtin den allerersten Bürgerentscheid der Stadt – gegen OB Christian Ude (SPD), der den Tunnel vehement ablehnte.
Es kam, was kaum einer ahnte: Barbara Schöne gewann. Knapp! Mit 50,7 Prozent gaben die Münchner am 23. Juni 1996 in der Stichfrage ihr „Ja zum Tunnelbau“. Heute ist der Petuelpark ein Bindeglied zwischen den Stadtteilen. Schöne ist stolz auf die grüne Lunge zwischen Schleißheimer und Petuelstraße: „Das ist mein größter Erfolg.“
Barbara Schöne hat über die Entstehung des Petueltunnels ein Buch geschrieben. „Ich möchte, dass die nächsten Generationen wissen, dass dieser Tunnel nicht selbstverständlich war, ihnen Mut machen, für ihr München, ihre Heimatstadt zu kämpfen.“ „Mein Ringkampf um drei Tunnel und den Petuelpark“ erscheint nicht nur zum Geburtstag des Petueltunnels, Schöne feiert Ende Juni auch einen Runden. „Das Buch ist auch ein Geschenk für mich – und ein Abschluss mit dem Ringen um den Tunnel.“