Wer einsteigen will, dem rät Müller zuerst Material aus der Familie selbst – Stammbücher, Urkunden oder Fotos – zu sichten. „Das ist das Datengerüst, mit dem man gezielt weitersuchen kann“, sagt der 72-Jährige. Zudem geben Standesämter und kommunale Archive für Verwandte in direkter Linie Geburts-, Sterbe- oder Hochzeitsdaten heraus. Für andere Verwandten müssen hingegen Sperrfristen eingehalten werden.
Eine weitere wichtige Quelle sind laut Müller Kirchenbücher und Nachlassakten, in denen alle Erben angegeben werden müssen. Speziell in München gibt es zudem ausführliche Polizei-Meldebögen und Kriegsstammrollen für die Jahre 1914-1918. Um den Überblick zu behalten, rät Müller zudem zu Genealogieprogrammen für den PC. „Gerade für Einsteiger gibt es auch gute kostenfreie Angebote. Mit 30 Euro ist man bei einem Profi-Programm dabei.“
Der Familienforscher-Stammtisch München trifft sich immer am vierten Donnerstag des Monats. Nächster Termin ist der 26. Januar 2023 ab 18 Uhr im Restaurant Abant, Ligsalzstraße 46. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Mehr Infos unter https://ffsm.jimdofree.com. In Planegg treffen sich Interessierte das nächste Mal am Freitag, 20. Januar 2023, von 18 bis 20 Uhr in der Volkshochschule Würmtal, Markplatz 10a. Weitere Termine werden noch bekanntgegeben.
Angela Stilwell vom Münchner Stadtarchiv betreibt seit 20 Jahren Personenforschung. Ihr wichtigster Tipp: „Befragen Sie die Menschen, bevor sie nicht mehr da sind.“ Denn durch das sogenannte Personenstandsgesetz gelten verschiedene Fristen, welche den Zugriff auf Dokumente beschränken können: für Geburten 100 Jahre, für Trauungen 75 Jahre und für Sterbeeinträge 30 Jahre.
Die Bayerische Staatsbibliothek, Ludwigstraße 16, bietet seit 2020 regelmäßig die kostenlose Schulung „Wer hätte das ge-Ahnt“ zum Thema Familienforschung und Genealogie an. Das nächste Webinar findet am Donnerstag, 30. März 2023, um 15.30 Uhr statt. Infos: www.bsb-muenchen.de.
Seit Sommer 2019 stehen die Archivarien der Erzdiözese München und Freising online. Für viele bedeute das eine große Erleichterung, da sie so zu späten Uhrzeiten oder am Wochenende forschen können, sagt Roland Götz, stellvertretender Leiter des Archivs und der Bibliothek an der Karmeliterstraße. „Wir haben pro Tag etwa 170 Zugriffe. Ich schätze, dass sich zwei Drittel davon auf Familienforschung beziehen.“
Zur Vorgehensweise rät Götz: „Bis zu den Urgroßeltern schafft man es in der Regel durchs familiäre Umfeld. Im nächsten Schritt geht es gegebenenfalls zu den Standesämtern oder direkt zu den kirchlichen Unterlagen, den Pfarrmatrikeln.“ Bei der Diözese reichen diese bis 1576 zurück. Um fündig zu werden muss man wissen, wo die vorherige Generation gelebt hat, damit man in der richtigen Gemeinde schauen kann. Und: „Kirchenbücher sind handschriftlich verfasst. Man kommt um die alte deutsche Schrift und gegebenenfalls Latein nicht herum.“
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