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Die Alte Schule an der Altostraße feiert ihren 200. Geburtstag – welche Pläne es für das Haus gibt

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50 Jahre lang beherbergte die Alte Schule an der Altostraße einen Kindergarten.
50 Jahre lang beherbergte die Alte Schule an der Altostraße einen Kindergarten. © Aubinger Archiv

Die Alte Schule in Aubing wird 200 Jahre alt. Im Stadtteil soll das Jubiläum auch gebührend gefeiert werden. Was zur Feier und in Zukunft für das Haus geplant ist:

Aubing Die Alte Schule in Aubing wird 200 Jahre alt. Aufgrund ihrer großen Bedeutung für den Stadtteilhat der Förderverein „1000 Jahre Urkunde Aubing“ sie mit einem Vortragsabend würdigen. „Das Gebäude stand durchgehend im Dienst der Bevölkerung. Das ist eine Besonderheit“, sagt der Vorsitzende Klaus Bichlmayer.

Nach seiner Fertigstellung 1822 diente der Bau an der Altostraße 16 rund 70 Jahre als Schulhaus. „Als eines der ersten modernen Dorfschulhäuser in Bayern ist es Zeugnis für die Neuorientierung des bayerischen Staatswesens“, sagt Werner Dilg. Zuvor hatte der Unterricht überall in Bauernhäusern oder der Wohnstube des Lehrers unter sehr beengten Verhältnissen stattgefunden. Doch 1802 wurde das Schulwesen unter staatliche Aufsicht gestellt. Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren sollten den Unterricht besuchen. Um das sicherzustellen, legte man fest, dass ein Schulabschluss künftig die Voraussetzung dafür war, um ein Handwerk zu erlernen, zu heiraten oder Land zu erwerben.

Königlicher Baurat als Vater der Alten Schule Aubing

Aubing hatte damals zwar schon ein Häuschen für den Unterricht angemietet. Dies war allerdings baufällig und wegen des erheblichen Zulaufs nach der Schulreform viel zu klein. Daher plante die Gemeinde einen Neubau. Die ersten Pläne sahen allerdings wie damals üblich ein Bauernhaus mit Unterricht in der Wohnstube vor. Doch der königliche Baurat des Isarkreises, Gustav von Vorherr, legte persönlich ein Veto ein und erarbeitet einen neuen Entwurf. Dieser sah im Erdgeschoss je eine Wohnung für den Mesner und den Lehrer vor sowie im Obergeschoss zwei Klassenzimmer, die nach Süden ausgerichtet waren. Damit entsprach das Aubinger Gebäude weitgehend der von Vorherr entwickelten Blaupause für die bayerischen Schulhäuser. 

Bis 1893 fand der Unterricht dort statt. Dann zog die Schule in einen Neubau an der Ubostraße, in dem sich heute der Kindergarten befindet. In den folgenden 20 Jahren residierte die Polizei an der Altostraße, ehe das Gebäude 1914 zum Klösterl wurde. Dillinger Franziskaner-Schwestern betrieben dort eine Sozialstation. Sie boten den Aubingern kostenlos eine ambulante Krankenpflege, Sterbebegleitung, Nähkurse für junge Frauen und Mädchen sowie eine Suppenküche für Bedürftige. Zudem betrieben sie eine Kinderverwahranstalt, also einen Kindergarten, um die in der Landwirtschaft arbeitenden Mütter zu entlasten. 

Klösterl zieht in Alte Schule Aubing ein

Die Nachfrage war groß. Für die 60 Plätze gab es 100 Anmeldungen. Dafür bauten sie das alte Schulhaus im Inneren um. Statt der beiden großen Unterrichtsräume im ersten Stock entstanden ein Betraum sowie Zimmer für die Schwestern. Die beiden Wohnungen im Erdgeschoss wurden zu einem großen Raum für den Kindergarten. „Diese Zeit war prägend für die Struktur des Gebäudes.“, berichtet Bichlmayer.

Als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, planten sie die Kinderverwahranstalt zu schließen. Dies scheiterte am Widerstand der Aubinger. Erst 1966 ging die Zeit des Klösterls zu Ende. Der Konvent musste wegen Personalmangels aufgelöst werden. Nach seinem Auszug beherbergte die Altostraße 16 die Volkshochschule und das Rote Kreuz, das schließlich 2007 die Räume komplett übernahm.

200 Jahre Alte Schule Aubing: Vortrag zur Geschichte des Hauses im Ubo 9 geplant

„Noch heute findet man historische Elemente im Inneren: die Treppe ins Obergeschoss und die spezielle Konstruktion des Dachstuhls“, weiß Bichlmayer. Auch der damalige Grundriss sei noch erkennbar. Deshalb hatte sich der Förderverein lange dafür eingesetzt, die das städtische Gebäude zum Einzeldenkmal zu erklären. Das Landesamt für Denkmalpflege lehnte dies jedoch ab. Aufgrund der nachträglichen Veränderungen im Inneren lasse sich ein Schulhausbau der 1820er-Jahre nicht mehr anschaulich erkennen. Das äußere Erscheinungsbild sei zwar für den Stadtteil prägend, werde aber durch den Ensembleschutz für den Ortskern gesichert.

Bichlmayer hofft nun zumindest auf eine denkmalgerechte Sanierung. Er könnte sich vorstellen, die Fenster auf der Südseite wieder auf die ursprüngliche Größe zurückzubauen und Holzläden anzubringen. Darüber hinaus würde er den Vorgarten für die Öffentlichkeit öffnen. Derzeit erarbeitet ein Architekturgremium im Auftrag der Stadt ein Konzept für Gebäude, Garten und Vorbereich, das Anfang 2023 vorgestellt werden soll.

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