S4-Ausbau Richtung Norden oder Süden ‒ Experte über Folgen in Aubinger Lohe und Moosschwaige

Die Bahntrasse der S4 kann in Richtung Aubinger Lohe oder Moosschwaige erweitert werden – Das sagt ein Landschaftsarchitekt zu den Auswirkungen für die Natur.
Aubing - Der viergleisige Ausbau der S4 wird Auswirkungen auf die Aubinger Lohe und die Moosschwaige haben. Denn die Bahntrasse verläuft zwischen Aubing und Puchheim mitten durch die beiden aus Naturschutzsicht extrem wertvollen Gebiete.

S4-Ausbau hat Auswirkungen auf die Natur: Aubinger Lohe und Moosschwaige sind Heimat bedrohter Arten
„Die Aubinger Lohe beherbergt den Großteil des Amphibienbestands in München“, sagt der Aubinger Landschaftsarchitekt Matthias Schwahn. Auch in der Moosschwaige wuchsen und lebten viele seltene Arten. Deshalb sei es wichtig, frühzeitig darüber zu diskutieren, ob die Bahntrasse nach Norden, in Richtung Aubinger Lohe, oder nach Süden, in Richtung Moosschwaige, erweitert werden sollte.

Schwahn hat eine klare Präferenz. Südlich der Gleise gebe es zwei Abschnitte, die aus seiner Sicht nicht angetastet werden sollten. Zum einen lebt dort der Dunkle Moorbläuling. Dieser Schmetterling ist erheblich bedroht und seit 1994 EU-weit geschützt. Er benötigt zum Überleben sowohl die Pflanze Großen Wiesenknopf als auch die rot-gelbe Knotenameise als Nahrungsquellen für sich und seine Raupen. „Diese Kombination gibt es inzwischen nur noch sehr selten. Sie kommt aber an der südlichen Böschung der Bahntrasse vor“, sagt Schwahn.

Einige 100 Meter weiter östlich steht zudem ein kleines unbewirtschaftetes Wäldchen mit großen Eichen, Linden und Hainbuchen. „Ich möchte nicht wissen, wie viele Totholzkäfer dort unterwegs sind“, sagt Schwahn. Zudem lebe dort der stark gefährdete Grauspecht. Es sei eine seltene Kostbarkeit, die bei einem Ausbau aber vermutlich komplett weichen müsse, meint Schwahn.
Ausbau der S4-Bahntrasse: Landschaftsarchitekt für Erweiterung nach Norden
Auch auf der Nordseite müssten bei einem Ausbau der Bahntrasse einige alte Bäume der Lohe gefällt werden. Aber dort bietet sich aus seiner Sicht eine große Chance, einen neuen Lebensraum zu entwickeln. Ursprünglich war die Aubinger Lohe langsam in Richtung Moosschwaige abgefallen. Durch den Bahn- und Straßenbau sei aber eine Hangkante geschaffen worden. Sie sei durch ihren Lehmboden und die südliche Ausrichtung eigentlich ideal für wärmeliebende Insekten, aber derzeit durch Bäume und Sträucher verschattet.

Bei einem Ausbau müsste man diese Hangkante nach Norden verschieben und könnte sie im Zuge dessen vom Bewuchs befreien, um einen Lebensraum für Bienen und Käfer zu schaffen. Auf der nördlichen Böschung an den Gleisen wiederum wuchsen vor allem Pflanzen, die sich nicht ausbreiten sollten. Daher plädiert Schwahn dafür, die Bahntrasse nach Norden zu erweitern.
Quelle: www.hallo-muenchen.de