Bürgerversammlung Bogenhausen: Und ewig reizt die Nordtangente

Die Tram-Nordtangente stand bei der Bürgerversammlung in Bogenhausen im Mittelpunkt. Worüber die Bürger diskutieren wollten, was für Ärger sorgt:
Bogenhausen ‒ Der Andrang ist groß gewesen. Knapp 500 Menschen haben die Bürgerversammlung in Bogenhausen besucht. 50 Anträge und Anfragen haben sie gestellt. Wie so oft ging es um den Individualverkehr im Viertel und die geplante Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM). Besonders emotional wurden die Planungen zur Tram-Nordtangente diskutiert.
Dazu fielen Kommentare wie: „Es ist eine zu starke Belastung für Anwohner und Autofahrer.“ – „Durch die neue Tram fallen wieder Parkplätze weg.“ – „Die Verkehrsbetriebe hauen das Geld einfach raus, es ist unerhört. Der Irrsinn soll nicht gebaut werden.“ Es gab viele Anträge gegen das Vorhaben von Stadt und MVG, die Straßenbahn zum Bahnhof Johanneskirchen auszubauen.
Die Wut mancher Bürger über das Projekt, das derzeit nach Intervention der Regierung von Oberbayern wieder auf Eis liegt, entlud sich in Zwischenrufen und lautem Applaus für kritische Anträge zum Thema. Neben Ärger über Einschränkungen für den Individualverkehr sorgten sich einige auch um den Wegfall von Bäumen und Sträuchern – was weniger Nistplätze für Vögel bedeute – sowie den beliebten Grill-Imbiss, der wegen der Vorarbeiten bereits umziehen musste.
Auch die hohen Kosten der Tram-Verlängerung, knapp 60 Millionen Euro, wurden mehrfach kritisiert. Doch nicht nur der Abschnitt von der Cosimastraße nach Johanneskirchen beschäftigte die Menschen. Sie stimmten auch für die Forderung, statt einer Tram durch den Englischen Garten lieber weiter die E-Busse im Einsatz zu belassen.
Den Verkehr besser regulieren
Zu viele Raser, zu wenige Parkplätze für Anwohnende: Viele Anträge drehten sich um klassische Verkehrsthemen. In einigen Bereichen konnte die Stadtverwaltung den Bürgern Hoffnung machen. So gebe es im Viertel nahe der Universitätssternwarte, unter anderem im Bereich Rauchstraße, eine Art Park&Ride-Verhalten. „Leute aus Nürnberg stellen bei uns ihr Auto ab und laufen dann zur Straßenbahn“, berichtete ein Nachbar. Das Mobilitätsreferat (MOR) konnten ihn beruhigen: Im ersten Quartal 2024 werde der Stadtrat über ein Parklizenzgebiet vor Ort entscheiden. Umgesetzt werden könne es eventuell bereits 2025. Ebenfalls geplant sei ein Parklizenzgebiet für Altbogenhausen. Gefordert wurde auch Tempo 30 in der Ismaninger Straße. Auch hier konnte das MOR gute Nachrichten überbringen: Ein Tempolimit sei für den Bereich zwischen Prinzregentenstraße und Herkomerplatz angedacht.
Vorbilder für SEM
Den Altbestand in seiner Bedeutung aufwerten, das Neue daran ausrichten: Ideen wie diese brachte Klaus-Walter Kröll in seinem Antrag zur Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme Nordost (SEM) ein. Er forderte, die neu entstehenden Siedlungen östlich der Bahnlinie mit dem Bild der alten Ortskerne von Daglfing, Englschalking oder Johanneskirchen sowie den historischen Römer- und Salzstraßen harmonisch in Einklang zu bringen. Das Alte solle das Neue bedingen – und nicht umgekehrt. Als positives Vorbild nannte Kröll die Gartenstadt Johanneskirchen, die in den 80erJahren in lockerer Bauweise entstand. Sein Antrag erhielt eine große Mehrheit der Anwesenden.
Wo ist der Baum?
Immer wieder ist Angelika Luible aufgefallen, dass große Bäume auf öffentlichen Grund plötzlich weg waren. Die Bogenhauserin vermisst unter anderem ein schönes Exemplar direkt vor der Kirche St. Lorenz an der Muspillistraße. Ein weiterer Großbaum sei an der Oberföhringer Straße gefällt worden, obwohl er sich nach einem Autounfall gut erholt habe. Sie wolle nun von der Stadt wissen, warum diese weg sind und forderte für alle gefällten Bäume auf öffentlichem Grund Ersatzpflanzungen. Es gab viel Zustimmung.
Sehr sicher, aber ...
Laut den Worten des stellvertretenden Leiters der Polizeiinspektion (PI) 22, Peter Ramesberger, müssen sich die Menschen im 13. Bezirk weniger vor Kriminellen fürchten als der stadtweite Durchschnitt. 2839 Straftaten wurden 2022 in Bogenhausen begangen. Damit sei die Kriminalität im Vergleich zum Vorjahr zwar um 2,5 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Rest der Stadt – dort gab es einen Anstieg um 7,6 Prozent – sei das Niveau sehr niedrig. Laut Ramesberger ist es „im Bereich der PI 22 nur etwa ein Drittel so wahrscheinlich, Opfer einer Straftat zu werden, wie im restlichen Stadtgebiet“. Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist von 17 auf 15 gesunken, Ähnliches gilt für den Diebstahl von Auto-Kennzeichen und den Aufbruch von Fahrzeugen.
Anders sieht es beim Fahrradklau aus: Von 325 Fällen anno 2021 stieg die Summe auf 368 im Jahr 2022. Dieser Trend nach oben zeichne sich auch heuer bereits ab. Die Täter hätten es vor allem auf Pedelecs abgesehen.
Um 3,2 Prozent erhöht hat sich die Zahl der Rohheitsdelikte wie etwa Raub. Um mehr als 26 Prozent seien jedoch gefährliche Körperverletzungen gestiegen.
Bei Verkehrsunfällen gab es eine Erhöhung um drei Prozent. Die Polizei riet Radfahrenden von leichtsinnigen Manövern ab. Schuld an Unfällen seien jedoch oft auch Menschen im Auto: Fahrradfahrende würden häufig von sich öffnenden Kfz-Türen verletzt oder beim Rechtsabbiegen der Autos nicht beachtet.
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