Corona-Thesen im Check (3): Das sagen Münchens Experten zur Impfpflicht, Long-Covid und Schnelltests

Allgemeine Impfpflicht, Long-Covid und Schnelltests - Welche Aussagen darüber stimmen, erklären zwei Medizin-Experten im dritten Teil unseres Thesen-Checks.
München - Hat eine Impfpflicht für alle tatsächlich einen Sinn? Und wie gut erkennen Schnelltests wirklich Covid-19-Infektionen? Über diese und ähnliche Fragen wird heftig diskutiert. In einer kurzen Serie haben wir Münchner Medizin-Experten gebeten, ihre Einschätzungen zu Thesen rund um die Corona-Pandemie und die verfügbaren Impfstoffe zu geben.

In Teil 1 des Thesen Checks haben uns die Experten schon ihr Wissen zum Thema Impfstoffe und Intensivbettenbelegung weitergegeben und in Teil 2 haben sie sich den Thesen über die Booster- und Kinderimpfung gewidmet. Im Teil 3 sind nun die Impfpflicht, Schnelltests und Long-Covid Thema.
Corona-Thesen im Check: Experten über die Impfpflicht
These 1: Eine allgemeine Impfpflicht wird nichts ändern, da die Pandemie durch Mutationen wie Omikron nicht an Bedrohung verlieren wird.
PD Dr. Christoph Spinner: Höhere Infektionszahlen bringen auch ein höheres Risiko neuer Varianten mit sich. Es muss daher das Ziel sein, die Infektionszahlen insgesamt auf der Welt zu senken. Gleichzeitig bieten Covid-19-Impfungen einen guten bis sehr guten Schutz vor SARS-CoV-2-Infektionen und einen noch höheren Schutz vor schweren Covid-19-Verläufen – selbst, wenn beständig neue Varianten entstehen können. Um die gesundheitliche Notlage der Pandemie mit regionaler Überlastung der Krankenhäuser zu vermeiden, ist eine hohe Impfquote mit effektiven Impfungen der einzige Weg.
Prof. Dr. Ulrich Mansmann: Die Impfpflicht wird zu mehr Geimpften führen und damit Wesentliches ändern: Weniger Belastung der Intensivstationen, Abschwächung der Epidemie, bessere Aufrechterhaltung wichtiger Bereiche unserer Gesellschaft wie Kultur, Wirtschaft, Schulen und Sport. Aber: Die Impfpflicht wird aber nicht die Pandemie beenden.
Corona-Thesen im Check: Experten über Long-Covid
These 2: Unabhängig vom Alter leiden zehn bis 40 Prozent der Corona-Erkrankten danach an Long-Covid.
Prof. Dr. Ulrich Mansmann: Es ist noch nicht klar definiert, was Long-Covid genau ist. Unter dem Begriff werden eine Reihe von somatischen und psychischen Symptomen zusammengefasst. Wie sich dies in Zukunft diagnostisch ordnet, muss noch erarbeitet werden. Verschiedene Studien belegen jedoch, dass dieser Symptomkomplex in einer Größenordnung von zehn Prozent auftritt. Dies wird in allen Altersgruppen beobachtet, auch bei Kindern, was ein Argument für die Impfung ist. Nach britischen Studien sind vor allem Frauen im mittleren Alter betroffen.
PD Dr. Christoph Spinner: Unstrittig ist, dass Covid-19 und vor allem schwere Erkrankungsverläufe mit bleibenden Symptomen und Beschwerden einhergehen können. Obwohl bisher weiterhin keine Definition von Post- oder Long-Covid-19 existiert, ist der beste Schutz vor Folgen, die Erkrankung gar nicht zu bekommen.
Corona-Thesen im Check: Experten über Schnelltests
These 3: Die Schnelltests für den Heimgebrauch schlagen viel zu spät an und sind nicht wirklich aussagekräftig.
Prof. Dr. Ulrich Mansmann: Das klingt so, als sollte man diese wegwerfen. Und das ist sicherlich nicht richtig. Schnelltests sind nicht perfekt und den PCR-Tests klar unterlegen. Dennoch haben sie gute Effekte beim regelmäßigen Einsatz an Arbeitsplätzen und in Schulen. Für eine negativ getestete Person schaffen sie nicht 100-prozentige Sicherheit, nicht infiziert zu sein. Aber ihre regelmäßige Verwendung führt zu einer Reduktion von Infektionszahlen und verhindert deren unkontrollierte Entwicklung.
PD Dr. Christoph Spinner: Schnelltests sind ungenauer als PCR-Tests, dafür aber sehr niederschwellig und direkt zu Hause durchführbar. Tests alleine schützen nicht vor einer Infektion, weshalb auch Schnelltests nur ein Baustein in der Pandemie- und Infektionsbekämpfung sein können.
Der LMU-Experte

Der Pandemie-Bauftragte

Quelle: www.hallo-muenchen.de