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In jeder Klasse mehrere Opfer: Münchner Aktionstag gegen Cybermobbing

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Der Münchner Aktionstag gegen Cybermobbing soll auf das Problem aufmerksam machen und stellt Initiativen vor, die aktiv werden.
Der Münchner Aktionstag gegen Cybermobbing soll auf das Problem aufmerksam machen und stellt Initiativen vor, die aktiv werden. © Symbolbild: dpa/Nicolas Armer

Am Aktionstag gegen Cybermobbing möchten verschiedene Initiativen besonders auf das Problem in Schulen aufmerksam machen. Welche Aktionen es gibt:

München ‒ „Du ekelhafte Schlampe!“ „Schau, wie hässlich du bist.“ „Bring dich doch um!“ Diese Sätze verletzen, greifen an, machen Angst. Und doch scheinen sie für viele Schüler und junge Menschen zum Alltag zu gehören. Deshalb gab es in München nun einen großen Aktionstag für Schüler. Über 70 waren vor Ort, weitere 6500 online zugeschaltet.

Lijana Kaggwa (27) ist zwar keine Schülerin mehr, hat aber selbst erfahren, wie schlimm anonyme Hetze im Internet sein kann. „Ich habe mich geschämt, zurückgezogen, bekam Personenschutz“, erinnert sie sich an die Zeit nach ihrer TV-Teilnahme bei „Germanys Next Topmodel“ 2020, als sie zur Zielscheibe sogenannter Hater wurde. Als prominentes Gesicht der Initiative „Wake Up“ mahnte sie deshalb bei deren Projekttag, sich diesem Hass nicht schutzlos auszuliefern. „Versteckt euch nicht. Ihr seid nicht allein!“

Lijana Kaggwa
Lijana Kaggwa © Marie-Julie Hlawica

Jeder zweite betroffen?

Die Dunkelziffer ist hoch, jeder zweite, so schätzen die Experten vor Ort, könnte schon einmal betroffen gewesen sein. Lidia de Reese, Medienpädagogin der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia: „Jeder, der online ist, kann Opfer werden.“ Verleumdungen in Whats-App-Gruppen, Ausgrenzung, Fake-Accounts bis hin zur realen Bedrohung von Leib und Leben – die Liste der Angriffe ist lang.

Lukas Pohland und Lidia de Reese
Lukas Pohland und Lidia de Reese © Marie-Julie Hlawica

Lukas Pohland (19) wurde als Zwölfjähriger selbst zur Zielscheibe als er einem Mitschüler beistand. Er gründete daraufhin 2018 den Verein „Cybermobbing-Hilfe“. Heute arbeiten dort zwölf ehren- und drei hauptamtliche Mitarbeiter rund um die Uhr. Sie beraten bundesweit, wie man sich gegen Übergriffe wehrt, sagen, an wen man sich vor Ort wenden kann, um nicht hilflos zu sein.

Rollenspiel soll Gefühl vermitteln

Sudenur und ihre Freundin Andreja (je 14) von der Mittelschule Walliserstraße in Fürstenried testen im Wake-Up-Rollenspiel, wie es ist, Opfer oder Täter zu sein. Spannend, weil sie beide selbst noch nie gemobbt wurden. Pädagoge Mark Seebauer, der mit seinen Siebtklässlern der Haidhauser Überreiter-Schulen das Projekt besucht, bejaht frühe Medienerziehung: „Wir starten in der fünften Klasse damit.“ Eine Schulstunde pro Woche widmet sich dann der sicheren Internet-Nutzung, sagt Seebauer.

Mark Seebauer
Mark Seebauer © Marie-Julie Hlawica

Der Münchner Lehrer und Lehrerinnenverband (MLLV) gab auf Hallo-Nachfrage bis Redaktionsschluss keine Auskunft, wie sie Schulen und Erzieher sensibilisieren oder intern das heikle Thema Cybermobbing beraten.

Hilfsangebote gegen Mobbing

Das Projekt „Wake Up“ (www.wakeup.jetzt) stärkt Schüler, Lehrer und Eltern gegen Cybermobbing mit Stories, Rollenspielen und Webinaren. Das Münchner Referat für Bildung und Sport bietet mit dem Zentralen Schulpsychologischen Dienst (ZSPD) eine Beratungsstelle für städtischen Schulen, zudem mit dem Pädagogischen Institut auch online Hilfe (www.pi-muenchen.de/aktiv-gegen-cybermobbing-an-schulen). Bei Lukas Pohlands Verein www.cybermobbing-hilfe.de findet man rund um die Uhr Ansprechpartner und Präventionsworkshops. Auch unter www.jugendschutz.net gibt es eine allgemeine Beschwerdestelle.

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