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Demo auf der Theresienwiese gegen Tanzverbot - wo in München am Karfreitag sogar getanzt werden darf

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Tanzverbot an Feiertagen
An stillen Feiertagen wie dem Karfreitag gilt in Deutschland ein Tanzverbot. In München soll auf der Theresienwiese dagegen demonstriert werden (Symbolfoto). © Franziska Kraufmann/dpa

An stillen Feiertagen wie dem Karfreitag gilt in Deutschland ein Tanzverbot. In München soll auf der Theresienwiese dagegen demonstriert werden.

München - Zu der Demo lädt am Donnerstag, 6. April, RaveStreamRadio ein. Ab 16 Uhr wollen sich die Organisatoren, Münchner Kollektive und Musikliebhaber auf der Theresienwiese versammeln. Gegen 18 Uhr soll sich die Versammlung in Richtung Nachtgalerie bewegen, wo die Abschlusskundgebung stattfinden wird.

Demo auf Theresienwiese gegen Tanzverbot an stillen Feiertagen: „Nicht mehr zeitgemäß“

Die Veranstalter und geladenen Sprecher, unter anderem vom VDMK (Verein der Münchner Kulturveranstalter) stellen in Frage, ob stille Feiertage noch Zeitgemäß sind. Richard Meinl von RaveStreamRadio äußerte in einem Interview auf Radio Lora folgende Kritik: „Derzeit sind in München nur noch 35% der Bevölkerung Anhänger der beiden großen christlichen Kirchen. Es kann nicht sein, dass aus Rücksicht auf diese Minderheit der Großteil der Bürger nicht feiern darf.“ Durch diese Regelung werde eine Glaubensrichtung bevorzugt.

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Mit ihrer Demonstration wollen die Macher von RaveStreamRadio mit der Unterstützung von Münchner Clubs wie dem Harry Klein und der Nachtgalerie an die Bayerische Staatsregierung appellieren, das bayerische Feiertagsgesetz zu reformieren. Das Gesetz, das erstmals 1951 in Kraft trat, sei nach über 70 Jahren nicht mehr zeitgemäß.

Tanzverbot an stillen Feiertagen: Urteil macht Ausnahmen möglich

Ähnlich argumentiert der Bund für Geistesfreiheit (bfg München), der mit seiner Veranstaltungsreihe »Haidenspaß“ an stillen Feiertagen zum Tanzen und Fröhlichsein einlädt. Auch am nun anstehenden Karfreitag.

Möglich macht das ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2016. Demnach darf trotz Musik- und Tanzverbots am Karfreitag gefeiert werden, sofern das Fest „Ausdruck einer weltanschaulichen Abgrenzung gegenüber dem Christentum“ ist. Die Richter in Karlsruhe hatten am 7. Oktober 2016 entschieden, dass Artikel 5 des Bayerischen Feiertagsgesetzes mit der Weltanschauungsfreiheit und der Versammlungsfreiheit nicht vereinbar ist.

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Damit folgte es einer Verfassungsbeschwerde des bfg München, der sich nach dem Verbot seiner „Heidenspaß-Party im Jahr 2007 durch alle Instanzen geklagt hatte.

Karfreitag: Wo aufgrund des Urteils in München trotzdem getanzt wird

Auch 2023 veranstaltet der bfg München an Karfreitag gleich eine Reihe von Tanzveranstaltungen. Los geht es um 0 Uhr (in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag) mit einem „Heiden-Rave“ in der Nachtgalerie. Zur gleichen Zeit beginnt die „Heidenspaß-Party“ in der The Keg Bar mit Karaoke.

Am Abend des Karfreitag geht es dann weiter: Im Import Export wird unter dem Motto „Jazztify - Gegen Tanzverbot und Stille Tage“ getanzt und gefeiert. „UKNOWY - Gegen Tanzverbot und Stille Tage“ heißt es parallel auch im Unter Deck. In der Karaoke-Bar Yokocho wird ab 21 Uhr Sängerin Vanja zusammen mit dem Publikum singen. Auch in der Nachtgalerie und der The Keg Bar geht es weiter.

Die neun stillen Feiertage in Bayern und welche Regeln gelten

Neun sogenannte „Stille Tage“ gibt es in Bayern. An diesen sind öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen verboten, die nicht dem ernsten Charakter dieser Tage entsprechen. Sportveranstaltungen sind jedoch erlaubt, ausgenommen am Karfreitag und am Buß- und Bettag. Als stille Tage sind folgende Tage festgelegt:

Der Schutz der stillen Tage beginnt um 2 Uhr, am Karfreitag und am Karsamstag um 0 Uhr und am Heiligen Abend um 14 Uhr. Der Schutz endet jeweils um 24 Uhr.

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