„Obwohl viele deutsche Städte sich zunehmend mit ihrer kolonialen Vergangenheit beschäftigen, bekommt das Thema hier bisher nur wenig Aufmerksamkeit. Viele wissen nicht, dass München eine Kolonialgeschichte hat“, bedauert der 30-jährige Antragsteller, der selbst zufällig über den Roman einer brasilianischen Autorin auf die Geschichte der beiden gestoßen ist.
Ein Denkmal fände er in der Nähe des Alten Südfriedhofs passend, allerdings im öffentlichen Raum – beispielsweise an der Friedhofsmauer oder am Stephansplatz. Für den Fall einer Realisierung wäre es seiner Ansicht nach wesentlich, mit einem Künstler aus der Herkunftsgesellschaft der Kinder zusammenzuarbeiten – „also wenn möglich einer Person mit indigenem Hintergrund aus dem Bereich des Amazonasbeckens“, betont Huber. „Gerade weil das Schicksal der Kinder maßgeblich von weißen europäischen Männern entschieden worden ist, ist hier eine große Sensibilität wichtig.“
Laut Jennifer Becker, Sprecherin des Kulturreferats, ist für Fragen zum kolonialen Erbe Münchens das Institut für Stadtgeschichte und Erinnerungskultur im Kulturreferat zuständig. Im nächsten Schritt werde die „AG Gedenktafeln“ mit dem Antrag befasst, „die referats- und fraktionsübergreifend besetzt ist.“
Zwei Münchner Vereine haben bereits einen Rundgang zur deutschen Kolonialgeschichte entwickelt. Julia Brandes vom beteiligten Verein Commit begrüßt den Antrag für ein Denkmal sehr. „Die wahren Namen der Kinder sind unbekannt, und werden es für immer bleiben. Ihre eigene Perspektive ist nicht überliefert“, sagt Brandes. „Gerade auch aus diesem Grund halten wir es für sehr wichtig, den Opfern der Kolonialgeschichte im öffentlichen Stadtraum und in der öffentlichen, historischen Erinnerung soweit möglich ihre Stimme zurückzugeben.“
An der Stelle auf dem Alten Südfriedhof, wo einst die beiden Kinder begraben waren, liegt heute der 1895 verstorbene bayerische Kultusminister Ludwig August von Müller. Gräber aus der damaligen Zeit gibt es dort aber durchaus noch: Eben die des „Botanikers“ Martius oder des „Zoologen“ Spix.
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