Über die Dauer und Hintergründe seines Gefängnisaufenthalts möchte Leon nicht sprechen. „Sie haben ihre Strafe verbüßt. Wir konzentrieren uns in der pädagogischen Arbeit auf die Gegenwart und Zukunft“, wirft Einrichtungsleiter Sebastian Stockmeier ein. „Wir schauen nach Einzug im Bodelschwingh-Haus nicht so sehr darauf, was in der Vergangenheit war.“
Man sehe die Einrichtung als Sprungbrett. „Wegbereiter“, fügt Leon hinzu. Er sei hier sehr offen und herzlich empfangen worden, bekomme viel Unterstützung, beispielsweise bei Behördengängen. Oft habe er einfach nur das Bedürfnis zu reden und dann sei immer jemand da.
Umgekehrt bringt sich auch Leon ein: Bei der Gestaltung des neuen Flyers der Einrichtung hat er Fotos beigesteuert, beim Layout und der inhaltlichen Konzeption unterstützt. Er habe ein Auge dafür, nicht nur, weil er selbst Betroffener ist. Im Rahmen seiner Weiterbildung lernt Leon derzeit Video-Design, künftig möchte er im Bereich „Bild und Ton“ arbeiten.
Die größte Sorge sei, am Ende der Zeit im Bodelschwingh-Haus nicht zu wissen, wohin es dann geht: „Das ist gefühlt der größte Stein. Dass man dann vielleicht kein eigenes Zimmer mehr hat, dem System ausgeliefert ist.“ Er wünscht sich Akzeptanz und keine Vorverurteilung seitens der Gesellschaft. „Ich möchte nicht in eine Schublade gesteckt, sondern als Individuum wahrgenommen werden.“
Im Juli 1962 wurde das Bodelschwingh-Haus an der Schillerstraße 25 eröffnet. Das Haus ist eine Einrichtung des Evangelischen Hilfswerks, eine Tochtergesellschaft der Diakonie. Die Kostenübernahme für den Aufenthalt erfolgt durch den Bezirk Oberbayern. Eine Feier zum 60. Geburtstag gibt es nicht. „Das hätte viel Planung erfordert und die Pandemie-Lage war uns zu unsicher“, sagt Einrichtungsleitung Laura Schurkus. Bald steht eine Renovierung an: „Saniert werden müssen vor allem die Rohre und Leitungen, aber auch die Inneneinrichtung braucht eine Modernisierung“, sagt die Sozialpädagogin. Sie hofft, dass es im kommenden Jahr losgeht.
Quelle: www.hallo-muenchen.de