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Experiment zeigt Löcher bei Internet-Versorgung in München – wie Firmen darunter leiden müssen

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Von: Andreas Schwarzbauer

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Unter anderem mit einem Eselskarren schlugen Mitarbeiter des Jugendmagazins Puls das Internet in München.
Unter anderem mit einem Eselskarren schlugen Mitarbeiter des Jugendmagazins Puls das Internet in München. © Puls

Ein Eselskarren liefert Bilder schneller als der Download aus dem Internet an manchen Orten in München. Firmen fordern nun mehr Unterstützung von der Stadt beim Glasfaserausbau.

München ‒ Das Internet ist in München mancherorts langsamer als ein Eselskarren. Das hat ein Beitrag des BR-Jugendsenders „Puls“ ergeben. Ein Mitarbeiter startete in Lochhausen den Download von 20 Fotos. Ein anderer versuchte zeitgleich, die Daten auf einem USB-Stick vom Hauptbahnhof dorthin zu bringen. Er war dabei allerdings nur zu Fuß sowie per Kutsche und Eselskarren unterwegs – und war schneller.

Im Arbeitsalltag hat das für manche Münchner extrem negative Auswirkungen: Telefongespräche brechen plötzlich ab, Downloads dauern sehr lange und Online-Konferenzen müssen aus dem Homeoffice gestartet werden. Mit diesen Problemen haben die Unternehmen von Matthias Schuh und Kai Kress zu kämpfen.

Der Grund: die schlechte Internetverbindung an ihrem Gewerbestandort im Kapuzinerhölzl in Moosach. „Wir haben aktuell eine Breitbandverbindung von 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). Das ist eigentlich deutlich zu wenig“, sagt Schuh. Zehnmal so viel, also 500 Mbit/s, sollten aus seiner Sicht mindestens zur Verfügung stehen.

Eselskarren schlägt Internet ‒ Forderung aus München: Firmen sollen besser unterstützt werden

Eine aktuelle Studie der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) zeigt, dass in Bayern ein Drittel der Unternehmen mit seiner Internet-Bandbreite unzufrieden ist. In München gebe es vor allem im Westen, unter anderem in Lochhausen, Probleme, teilt der Sprecher der Industrie- und Handelskammer (IHK), Florian Reil, mit.

Die IHK fordert daher eine bessere Unterstützung für Firmen, beispielsweise durch eine Beratungshotline. Zudem sollten mehr öffentliche Gelder in den Ausbau fließen. Die VBW-Studie hat ergeben, dass die Hälfte der Unternehmen die Kosten für einen besseren Anschluss als Ausschlusskriterium ansieht.

So ist es auch bei Matthias Schuh und seinen Nachbarn. Schuhs Unternehmen Essentim entwickelt Soft- und Hardwarelösungen. Dabei speichern die Mitarbeiter viele Daten in einer Cloud, also in einem Online-Speicher. Wegen der geringen Internetleistung dauere dies allerdings.

Matthias Schuh und seine Kollegen könnten mit einer schnelleren Internetverbindung wesentlich besser arbeiten.
Matthias Schuh und seine Kollegen könnten mit einer schnelleren Internetverbindung wesentlich besser arbeiten. © Andreas Schwarzbauer

„Mit einer besseren Anbindung könnten wir uns mindestens zwei Arbeitsstunden pro Woche sparen“, meint Schuh. Ein weiterer Nachteil: „Wenn Kollegen an manchen Tagen lieber im Homeoffice bleiben, da dort eine bessere Bandbreite vorliegt, wirkt sich das zusätzlich negativ auf den zwischenmenschlichen Kontakt im Team aus“, moniert er.

Sein Nachbar Kai Kress beklagt zudem regelmäßige Ausfälle beim Telefon. „Viele Kollegen weichen auf ihr Handy aus, weil das besser klappt.“ Seine Firma setze viele sinnvolle Dinge wie Online-Seminare gar nicht um, weil sie mit der verfügbaren Bandbreite nicht funktionieren würden. „Es ist Irrsinn. Wir sitzen mitten in München und nicht irgendwo im Hinterland“, sagt Kress.

Internet in München: Stadt sieht Glasfasernetz als gut an

Er kämpft schon länger für einen Glasfaseranschluss. Doch die zuständige Telekom würde dafür einen sechsstelligen Betrag verlangen. Das sei für die kleinen Unternehmen im Kapuzinerhölzl nicht stemmbar, sagt Kress. „Ich bin enttäuscht, dass wir keine Unterstützung erhalten.“

Das Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) sieht München zwar gut mit einem modernen Glasfasernetz ausgestattet. Das Kapuzinerhölzl gehöre jedoch zu den wenigen Gebieten, die schlecht mit Breitband versorgt seien und für die derzeit auch kein Telekommunikationsanbieter einen Ausbau plane, teilt Sprecherin Eva Puckner mit.

In München seien zwei Akteure für den Ausbau zuständig.Die Stadtwerke konzentrierten sich schon länger auf die Innenstadt.Die Telekom kümmere sich seit 2021 verstärkt um Gebiete, die bisher keinen Glasfaser-Anschluss hatten. Unter anderem in Teilen Pasings, Allach, Milbertshofen oder der Fasanerie stünden künftig bis zu 1000 Mbit/s, also ein Gigabit pro Sekunde, zur Verfügung.

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