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Zwischen Krieg und Brücken-Bauen: Jüdische Kulturtage 2023 in München

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Die Theatergruppe „Stones“ bringt ein Stück über den Aufstand im Warschauer Ghetto in die Isarphilharmonie.
Die Theatergruppe „Stones“ bringt ein Stück über den Aufstand im Warschauer Ghetto in die Isarphilharmonie. © Stones

Die Jüdischen Kulturtage in München stehen im Zeichen des Krieges im Nahen Osten. Wie die Veranstaltungen als Brücken dienen wollen...

München ‒ Vor gut einem Monat verursachte der größte Massenmord an Juden nach dem Holocaust einen Krieg zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas im Gaza-Streifen. Während im Nahen Osten gekämpft wird, finden in München von Dienstag, 14. November, bis Montag, 11. Dezember, wieder die Jüdischen Kulturtage statt. Diese geben seit 37 Jahren Einblicke in die Vielfalt jüdischer Kultur und Tradition und setzen so ein Zeichen für Verbundenheit und Toleranz in der Stadt.

Eine Absage sei für die Organisatoren trotz der aktuellen weltpolitischen Lage nie infrage gekommen. Judith Epstein, Vorsitzende der Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradition, erklärt: „Kunst und Kultur können besänftigen und Brücken bauen. Wir können der Situation nichts entgegenhalten, außer der Erinnerung an die guten vergangenen Jahre, die Hoffnung auf einen baldigen Frieden und die Zuversicht für die Tage danach.“

Judith Epstein
Judith Epstein © Sabine Grudda

Mehr Vorkehrungen für die Sicherheit

Allerdings seien einige der Veranstaltungen angepasst worden. „Zur aktuellen Situation passt kein lustiges, beschwingtes Programm“, teilt die Gesellschaft auf Hallo-Nachfrage mit. Zwar seien keine Programmpunkte gestrichen worden. Gerade bei Konzerten setze man aber auf weniger heitere Klänge als sonst. Dennoch werde es durchaus auch fröhliche Veranstaltungen geben. So liest Kabarettist Heinz Marecek mit jüdischem Humor und die „Klemzer Angels“ laden zum gemeinsamen Feiern des Chanukka-Fests ein.

Auf der anderen Seite erinnert Manfred Bockelmanns Ausstellung „Zeichnen gegen das Vergessen“ im Kulturzentrum am St.-Jakobs-Platz 18 (Montag, 13., bis Donnerstag, 16. November) an junge Opfer des NS-Regimes. Und die Theatergruppe „Stones“ zeigt in der Isarphilharmonie HP8 ein Stück über den Aufstand im Warschauer Ghetto 1943.

Manfred Bockelmann stellt im jüdischen Kulturzentrum Portraits junger Holocaust-Opfer aus.
Manfred Bockelmann stellt im jüdischen Kulturzentrum Portraits junger Holocaust-Opfer aus. © Lucas Woegerer

Großes Interesse erwartet

Anpassungen hat es auch in Sachen Sicherheit gegeben. Die Vorkehrungen seien heuer umfassender als ohnehin, sagt Epstein – auch wenn sie sich dazu nicht genauer äußern möchte. Immerhin: Im Genehmigungsprozess mit der Stadt München habe es trotz der Ausnahmesituation keine Probleme gegeben. Im Gegenteil: Die Unterstützung von politischer Seite sei sogar größer als zuvor.

Und auch bei den Besuchern erwartet Epstein in diesem Jahr besonders großes Interesse: „Wir rechnen nun wieder mit vollen Sälen, denn viele wollen in diesen Tagen der Betroffenheit die persönliche Begegnung nicht missen. Das Zusammenstehen im Freundeskreis tröstet und gibt Mut.“

Weitere Höhepunkte des Kulturfests

Eine Reise durch jüdische Melodien ermöglicht das Orchester „Noya“ beim Festakt der 37. Kulturtage am Mittwoch, 29. November, um 19.30 Uhr im HP8, Hans-Preißinger-Straße 8.

Zudem gibt es eine Sonderführung durch die Ausstellung „Operation Finale: Die Ergreifung und der Prozess von Adolf Eichmann“ im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst, Gabelsbergerstraße 35, am Freitag 24. November, um 16 Uhr.

Das komplette Programm sowie Informationen zu Preisen und Öffnungszeiten unter www.juedischekulturmuenchen.de.

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