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Kitas unter Druck: Münchens oberste Erzieherin über Personalmangel & steigenden Bedarf

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Eine große Baustelle, die Kita-Chefin Margit Braun angehen muss: Personalfindung.
Eine große Baustelle, die Kita-Chefin Margit Braun angehen muss: Personalfindung. © dpa/Jan-Philipp Strobel

An Münchens Kitas fehlen Erzieher, gleichzeitig steigt der Bedarf an Kita-Plätzen. Wie die neue Leiterin des städtischen Geschäftsbereichs Kita das Problem angehen will:

27,1 Prozent aller Münchner Kindertageseinrichtungen können weniger Kinder aufnehmen, als sie eigentlich Plätze haben. Weil Erzieher fehlen. Wie Margit Braun, die neue Leiterin des städtischen Geschäftsbereichs Kita dieses und weitere Probleme angehen will, verrät die Sozialpädagogin im Hallo-Interview.

Frau Braun, ist der Personalmangel die dringendste Baustelle, die Sie als neue Leiterin des Fachbereichs Kita im Referat für Bildung und Sport angehen wollen?

Der plagt uns seit Jahren, bei allen Trägern und bundesweit. Das ist kein Münchner Problem. Wir bilden sehr viel aus. Der Bedarf an Betreuungsplätzen ist aber so groß, dass wir gar nicht genügend Menschen ausbilden können, um den Mangel auszugleichen. Er steigt zumindest in München nicht stark an, was schon ein Erfolg ist. 

Wie viele Erzieher bildet die Stadt aus?

Wir haben jährlich die enorme Zahl von rund 700 Auszubildenden. Es wären grundsätzlich auch noch Kapazitäten für mehr da, es scheitert zum Beispiel daran, dass es nicht genügend Berufsschullehrer gibt. Aber wir setzen an jedem Schräubchen an, das es gibt.

Das heißt?

Wir investieren in Imagemessen, Werbekampagnen und viele weitere Personalmarketingmaßnahmen. Oft ist es gar nicht bekannt, was für ein wunderbarer Beruf Erzieher ist. Es kursieren Fehlinformationen, etwa dass man sehr niedrig bezahlt wird, dass man Gebühren für die Fachakademie zahlen muss, dass die Ausbildung zu lange dauert. 

Ein wunderbarer, aber sicherlich anstrengender Beruf.

Es ist ein sehr anspruchsvoller Beruf. Man trägt die Verantwortung für viele Kinder. Auch körperlich ist es anstrengend. Wir tun viel, um dem Personal hier Angebote zur Gesundheitserhaltung machen zu können. Es gibt Kurse, Care-Tage, wo die Teams Auszeiten nehmen können. 

Ist der Anstellungsschlüssel von einem Erzieher auf elf Kinder gut wie er ist?

Zum Wohle der Kinder wäre natürlich mehr Personal immer richtig, da ist kein Schlüssel optimal. Aber in der jetzigen Zeit diese Anforderungen noch höher zu stellen und dafür das Personal nicht zu finden, ist im Sinne der Kinder, die dann keinen Platz kriegen würden, wirklich keine gute Option. 

Wie könnte der Beruf für Männer attraktiver werden?

Diese Frage beschäftigt uns schon lange und wir hatten beispielsweise eine Plakataktion. Wir stellen fest, dass der Anteil an männlichen Auszubildenden erfreulicherweise steigt. 

Rund 92 000 Kitaplätze, davon 76 000 für unter Sechsjährige, gibt es in München. Wie viele bräuchten wir?

Das ist nicht so einfach zu beantworten, weil sich der Bedarf in den Stadtbezirken stetig wandelt. Fest steht: Wir werden weiter ausbauen müssen. Gerade im Schulbereich, wenn dort der Rechtsanspruch 2026 kommt. 

Wie viele Eltern klagen ihren Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz ein?

Als der Rechtsanspruch eingeführt wurde, hatten wir einzelne Klagen. Mit der Elternberatungsstelle versuchen wir aber bereits vorher Lösungen zu finden. Dabei haben wir in München die Lage, dass die freien Träger bei der Versorgung sehr verantwortlich mitgestalten. Das heißt, wir können über alle Träger freie Plätze suchen.

Sind Eltern dann glücklich mit dem Platz, den die Stadt für sie besorgt?

Dass alle Eltern ihren Wunschplatz bekommen, wäre eine kaum lösbare Aufgabe. Wir machen schon die Erfahrung, dass die Eltern sich weiter um die Wunschkita bemühen. 

Werden Plätze für die Elternberatungsstelle freigehalten? 

Wir halten niemals Plätze frei. Jeder Platz, der belegbar ist, wird belegt, auch unterjährig. Wenn etwa eine neue Erziehungskraft eine neue Stelle antritt, können sofort um die sieben Kinder aufgenommen werden. 

Funktioniert der Kitafinder gut genug?

Der Kitafinder ist eine große Errungenschaft. Rund 80 Prozent aller Kitaplätze in München sind dort verzeichnet. Die Platzvergabe verläuft weitgehend digitalisiert. Und den Eltern bietet er Wunsch- und Wahlmöglichkeiten. 

Ist es kein Nachteil, wenn sich alle überall anmelden können?

Wir haben seit mehreren Jahren eine Priorisierung, die sehr hilft, dass viele Eltern bereits in der ersten Vergabephase ihre Wunschkita erhalten. Im Durchschnitt sind die Eltern für sieben Einrichtungen angemeldet, die Wartelisten entsprechend lang. Im Kitafinder erlöschen automatisch andere Platzwünsche, wenn ein Platz angenommen wurde. 

Was sagen Sie Leuten, die wegen Lärm gegen Bau einer Kita klagen?

Wir brauchen Kindertageseinrichtungen für die Kinder. Sie sind unsere Zukunft. Sie in ihrem Leben und ihrer Aktion zu bremsen, wäre kurzsichtig. Von daher ist eine Kita ein Ort, über den man sich freuen sollte.

Der Geschäftsbereich Kita unter neuer Leitung

20 Millionen Euro für einkommensschwache Bürger: Die Stadtwerke und das Sozialreferat planen einen Wärmefonds, der die steigenden Energiekosten abfedern soll. Personen, deren monatliches Nettoeinkommen unterhalb der Armutsschwelle liegt, sind berechtigt, einen Antrag zu stellen. Die endgültige Enscheidung, ob der Wärmefonds kommt, trifft der Stadtrat am Donnerstag, 17. November. 

Auch an den Schulen in Bayern herrscht Personalmangel. Viele Stellen können nicht mit Lehrern besetzt werden. Dafür werden mehr Seiteneinsteiger beschäftigt.

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