Sollte dies gelingen, sieht Antragsteller Rudi Stummvoll (Grüne) darin ein Modell für ganz München: „Auch in anderen Stadtteilen stehen viele Duplex-Parker leer, weil die Autos nicht mehr in die Parkplätze passen oder zu schwer sind.“
Gewofag-Sprecher Mathias Weber bestätigt: „Tatsächlich ist es so, dass die Tiefgarage an der Washingtonstraße nicht voll ausgelastet ist. Zum Stichtag 19. Januar 2023 war die Tiefgarage zu 38 Prozent leer.“
Die Gründe seien vielfältig. So sei die Anlage 1995 nachträglich in die bestehende Struktur eingefügt worden. „Die Platzverhältnisse sind in dieser Garage also beengt. In der Tat passen einige Automodelle nicht in die Duplex-Garagen, insbesondere SUVs, aber auch lange Kombis oder Hochdachautos“, erklärt er.
Und die Neuhauser Anlage ist laut Weber kein Einzelfall. Von den rund 1830 Duplex-Stellplätzen im Bestand der Gewofag stünden derzeit gut zehn Prozent dauerhaft leer. „Einige der Tiefgaragen mit Duplex-System teilen die Probleme der Anlage an der Washingstonstraße, aber nicht alle“, sagt er.
Eine benachbarte Anlage an der Arnulfstraße biete größere Abmessungen und werde gut angenommen. Die baulichen Gegebenheiten seien sehr unterschiedlich.
Tatsächlich greife die Gewofag bei neuen Wohnanlagen auch lieber zu Alternativen und verzichte, wo möglich, auf Duplex-Parkplätze. „Wie im Neubau wird bei Modernisierungsmaßnahmen in den Tekturen zu den Bauanträgen versucht, Stellplätze durch alternative Mobilitätsangebote zu reduzieren. Wir setzen beispielsweise auf Carsharing, Fahrrad- und Lastenradverleih und ÖPNV-Angebote“, führt der Sprecher aus.
Genau diese Mischung soll im Viertel an der Washingtonstraße, wo jetzt das Parklizenzgebiet Apostelblöcke eingeführt wurde, nach Wunsch des BA ausgebaut werden – nicht nur oberirdisch, sondern zum Beispiel auch auf leer stehenden Tiefgaragenplätzen.
Ganz so problemlos sei eine Umnutzung allerdings nicht, gibt der Gewofag-Sprecher zu bedenken. Das Vorhalten von Stellplätzen beruhe auf baurechtlichen Verpflichtungen – Stichwort Stellplatznachweis.
„Eine Auflassung und Umnutzung der Stellplätze muss mit der Genehmigungsbehörde abgestimmt werden. Selbstverständlich ist ein Rück- und Umbau immer auch eine Kostenfrage“, sagt Weber. Außerdem müsse geprüft werden, ob sich ein Betreiber von Mobilitätsangeboten für Standorte im Untergrund finde.
Dass die Umsetzung der BA-Initiative „kein leichtes Unterfangen“ sei, ist Viertel-Chefin Anna Hanusch (Grüne) bewusst. „Es kann aber auch nicht die Lösung sein, die Tiefgaragen-Stellplätze leer stehen zu lassen, während oben ein so großer Parkdruck besteht“, mahnt sie.
Dabei denkt die Grünen-Stadträtin nicht nur an Neuhausen sowie nicht allein an Anlagen der städtischen Gewofag.
„Der Vorschlag klingt interessant, kommt für uns derzeit jedoch nicht in Frage“, erklärt indes Patrick Grundmann, Sprecher des Sharing-Anbieters Tier Mobility, auf Hallo-Anfrage.
Das Unternehmen betreibe in München, wie andernorts auch, ein großes, zentrales Depot, in dem alle Fahrzeuge gewartet und die Akkus geladen würden. Kooperationen mit dezentralen Ladestationen hätten sich in der Vergangenheit finanziell nicht gelohnt und seien daher im vergangenen Jahr beendet worden.
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