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Vor 175 Jahren starb Ludwig von Schwanthaler – über einen Bildhauer in der Gunst des bayerischen Königs

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Der einzige noch erhaltene Entwurf für die Bavaria aus Gips befindet sich im Bayerischen Nationalmuseum.
Der einzige noch erhaltene Entwurf für die Bavaria aus Gips befindet sich im Bayerischen Nationalmuseum. © unbekannt

Sein Werk wacht jeden Tag über die Theresienwiese, auch im Auftrag des Hofes war er unterwegs. Vor 175 Jahren verstarb Ludwig von Schwanthaler. Hallo gedenkt dem Bildhauer:

München ‒ Ein ganzer Stadtbezirk ist nach ihm benannt, ebenso eine Straße, die sich durchs komplette Münchner Bahnhofsviertel und noch weiter zieht. Von ihm geschaffene Denkmäler stehen prominent in Salzburg, Bayreuth oder Frankfurt am Main. Und sein bekanntestes Werk – die Kolossalstatue Bavaria – wacht über seine Heimatstadt. Zum 175. Todestag ihres Schöpfers, des Bildhauers Ludwig von Schwanthaler (*26. August 1802, † 14. November 1848), hat sich Hallo auf Spurensuche begeben.

Astrid Scherp-Langen
Astrid Scherp-Langen © Daniela Borsutzky

„Ludwig Michael Schwanthaler, später Ritter von Schwanthaler, entstammt einer berühmten Bildhauerfamilie“, weiß Astrid Scherp-Langen. Sie ist Konservatorin im Bayerischen Nationalmuseum. Derzeit kümmert sie sich um die Wiedereröffnung des Saals mit seinen Werken und der Münchner Bildhauerei des 19. Jahrhunderts. „Die Familie war über mehrere Generationen vor allem im heutigen Österreich tätig und kam dann nach München“, berichtet Scherp-Langen.

Ein bronzierter Gipsabguss – ein Selbstbildnis Ludwig von Schwanthalers.
Ein bronzierter Gipsabguss – ein Selbstbildnis Ludwig von Schwanthalers. © Bastian Krack

Der Vater Franz Jakob sei bereits am Hofe eingeführt gewesen, der Sohn Ludwig besuchte das heutige Wilhelmsgymnasium. „Nach seiner humanistischen Schulbildung hat er zunächst im Atelier des Vaters gearbeitet“, sagt die Expertin. Dann ging es für Schwanthaler an die Akademie der Bildenden Künste, an der er sich sowohl der Bildhauerei als auch der Malerei zuwandte – und später dort auch Professor wurde.

Aufträge für den Hof und ein Wahrzeichen

„1824 erhielt er den ersten größeren Auftrag vom Hof für einen sogenannten Tafelaufsatz. Der ist Teil eines Prunkgeschirrs, bei Hofe war der Tisch immer üppig geschmückt“, erklärt Scherp-Langen. 1825 folgte Ludwig I. aus dem Hause Wittelsbach seinem Vater Maximilian I. nach dessen Tod auf den bayerischen Thron.

Zwischen ihm und Schwanthaler entwickelte sich eine enge Verbindung: „König Ludwig I. hat viele Künstler gefördert, aber zu Schwanthaler hatte er ein besonders enges Verhältnis. Während die Verbindung mit Leo von Klenze eher ein Auf und Ab war. Schwanthaler wurde des Königs bester Interpret in Stein und Bronze.“ Auch deswegen sei der Bildhauer schon zu Lebzeiten anerkannt gewesen.

Schwanthalers Hauptwerk ist das Wahrzeichen Münchens, die Bavaria. „Er war zusammen mit Klenze seit 1837 in das Projekt, zu dem auch die Ruhmeshalle gehört, involviert“, berichtet die Konservatorin. „Die Bavaria sah zunächst sehr antikisch aus, bevor sie von Schwanthaler das Fell und den Eichenkranz bekam.“ Seinen Stil beschreibt Scherp-Langen als eine Kombination aus Klassizismus und Romantik. Die Aufstellung der Bavaria im Jahr 1850 hat ihr Schöpfer allerdings nicht mehr erlebt – er starb am 14. November 1848 an Gicht.

Bavaria im Museum

Eine kleine Version der Bavaria aus Gips, ein sogenannter Bozetto, befindet sich im Nationalmuseum. „Er ist der einzige noch erhaltene plastische Entwurf und ähnelt schon sehr der ausgeführten Bronzestatue.“ Das Schwanthaler-Museum, in dem sich viele Modelle befanden, wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört.

Scherp-Langens Lieblingswerk des Künstlers: die Nymphe. Die erste Fassung steht im Wasserschloss Anif bei Salzburg, eine zweite im Nationalmuseum. „Das ist einfach Stein und nicht irgendein verformbares Material. Die Haargestaltung, wie sich die Locken über die Haut legen – das ist unglaublich gekonnt gemacht“, sagt Scherp-Langen und streicht über den weißen Marmor. Zugleich ist diese Münchner Fassung aus dem Jahr 1847 Schwanthalers letztes großes Werk.

Die lebensgroße Nymphe aus Marmor gibts ebenfalls im Bayerischen Nationalmuseum.
Die lebensgroße Nymphe aus Marmor gibts ebenfalls im Bayerischen Nationalmuseum. © Walter Haberland

Der entsprechende Saal im Obergeschoss des Bayerischen Nationalmuseums eröffnet voraussichtlich im kommenden Jahr wieder. Schwanthalers zeichnerischen Nachlass – mehr als 2000 Entwürfe – bewahrt das Münchner Stadtmuseum.

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