Als sie für ihr Buch „Jede dritte Frau“ recherchierte, hat Sagorski viele Frauen getroffen und ähnliche Schicksale gehört. „Nach meiner Fehlgeburt hatte ich das Bedürfnis, mich mit anderen Frauen auszutauschen und Erfahrungsberichte zu lesen.“ Es sei aktuell Glück oder Pech, ob man eine Krankschreibung erhält oder nicht und abhängig von der Sensibilität der Ärzte. „Daher ist es umso wichtiger, dass ein gestaffelter Mutterschutz Standard ist“, betont sie.
Die zeitliche Staffelung soll eine Expertenkommission nach verschiedenen Kriterien erarbeiten. Diese könnte sich laut Sagorski aus Hebammen, Trauerbegleitern, Gynäkologen, Arbeitsrechtlerinnen und Betroffenen zusammensetzen. Zudem fordert sie psychologische Betreuung sowie mehr Informationsmaterial, wie etwa einen Flyer, der die Rechte und Möglichkeiten der Frauen zusammenfasst. „In dieser Situation selbst recherchieren zu müssen, ist zu viel verlangt.“
Sagorski geht es aber auch um Grundsätzliches: „Wir brauchen ein System, dass die Frauen in dieser schutzbedürftigen Lage aufnimmt.“ Viele Betroffene fühlen sich schuldig, weil sie es nicht geschafft haben, ihr Kind bis zum Ende auszutragen. Es sei wichtig, ihnen die Zeit zu geben und das Gefühl, dass sie genauso viel wert sind, wie davor.
Wenn die Petition erfolgreich ist – das ist mit 50 000 Unterstützern der Fall – wird der Petitionsausschuss beauftragt, sich mit der Forderung auseinanderzusetzen. Aber es muss auch der politische Wille da sein, um etwas zu verändern. Deshalb hat sich Sagorski bereits mit einem offenen Brief an Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) gewandt und auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) um Unterstützung gebeten. Bisher erhielt sie allerdings keine Rückmeldung.
Gegenüber Hallo teilt eine Sprecherin des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) mit, dass die konkreten Inhalte zum Mutterschutz ab der 20. Schwangerschaftswoche nach einer Fehlgeburt derzeit erarbeitet werden. „Dabei wird die Petition für einen gestaffelten Mutterschutz nach Fehlgeburten, die dem BMFSFJ bekannt ist, berücksichtigt.“
Quelle: www.hallo-muenchen.de